Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Häufigkeit und Ursachen von falsch positiven Nachweisen eines offenen Foramen Ovale (PFO) bei Patienten mit einem kryptogenen, ischämischen Schlaganfall
K. L. Berning1, H. Heidari1, D. Kanschik1, R. Phinicarides1, A. Polzin1, V. Veulemans1, M. Kelm1, C. Jung1, K. Klein1, T. Zeus1, S. S. Afzal1
1Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf;

Hintergrund: Die transösophageale Echokardiographie (TEE) gilt als der Goldstandard in der Diagnostik eines persistierenden Foramen Ovale (PFO). Die Fachgesellschaften stellen in einer Leitlinie ein ausführliches Protokoll zur systematischen Beurteilung des interatrialen Septums zur Verfügung.  Dennoch kommt es im klinischen Alltag zu falsch positiven PFO-Diagnosen. Das führt zum Teil zu frustranen Kathetereingriffen, da ein PFO-Occluder nur bei tatsächlich vorhandenem PFO platziert werden kann.

Ziel dieser Studie war es, zunächst die Inzidenz der falsch positiven Befunde zu erfassen und dann auf der Basis eines Bilddatenvergleichs die Ursachen der Fehldiagnostik einzugrenzen.

Methoden: In einer retrospektiven Beobachtungsstudie wurden 346 Patienten von Januar 2012-bis Dezember 2021 mit der Diagnose eines PFO nach kryptogenem ischämischen Schlaganfall eingeschlossen. Zunächst wurde die Häufigkeit der falsch positiven Befunde erhoben. Im zweiten Teil wurden die gespeicherten Bildsequenzen der Screening-TEEs mit den Diagnoseschritten der Leitlinien der europäischen und amerikanischen Fachgesellschaften verglichen und Fehlerquellen herausgearbeitet.                                                                                                                              

Ergebnisse: Das gesamte Patientenkollektiv gliederte sich in n=20 (5,8%) PFO-Fehldiagnosen (Gruppe A) und n=326 (94,2%) PFO-Verschlüsse bei korrekt diagnostizierten Befunden (Gruppe B). Im Rahmen der Überprüfung der leitlinienkonformen Umsetzung am Gesamtkollektiv zeigte sich, dass die Bildebenen im mittleren Ösophagus weitaus häufiger dargestellt wurden als die modifizierten Sondenpositionen transgastrisch und im oberen Ösophagus (71-96% vs. 1-2%). Leitlinienkonforme dreidimensionale Darstellungen des interatrialen Septums (IAS) waren insgesamt eine Seltenheit (0-3%), ebenso wurde eine schrittweise Vergrößerung des Schallkopfwinkels in 15°-Schritten nur bedingt gespeichert.

Die Gegenüberstellung der zwei Subgruppen zeigte eine signifikant geringere Nutzung der bicavalen Blickebene im mittleren Ösophagus in der Gruppe mit falsch positivem Befund (A: 50% vs. B: 87%, p<0.001). Der Bubble-Test wurde in der Gruppe der Fehldiagnosen zu 80% in der kurzen Achse und zu 30% im bicavalen Blick durchgeführt. Im Vergleich lagen die Häufigkeiten in der Kontrollgruppe bei 63% bzw. 47% (p=0.13 bzw. p=0.13). Die IAS-Darstellung im x-Plane-Modus war in beiden Gruppen identisch gering (A: 20% vs. B 17%, p = 0.76).

Schlussfolgerung: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei 5,8% der Patienten in den letzten 10 Jahren eine falsch-positive PFO-Diagnose präprozedural gestellt wurde. Des Weiteren konnten folgende drei Qualitätskriterien zur Diagnosesicherung abgeleitet werden: 1. 2D-Darstellung in der kurzen Achse auf Aortenklappenebene (30-75°), 2. 2D-Darstellung in der bicavalen Achse (90-120°), 3. Bubble-Test in Kombination der Achsen in xPlane-Darstellung


https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aV1244.html