Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Subklinische myokardiale Leukozyteninfiltration nach Covid-19-Impfung bei Herztransplantationsempfängern
F. Voß1, D. Oehler1, D. Scheiber1, H.-P. Schultheiss2, A. Lichtenberg3, U. Boeken3, M. Kelm1, R. Westenfeld1
1Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 2IKDT - Institut Kardiale Diagnostik und Therapie GmbH, Berlin; 3Klinik für Kardiovaskuläre Chirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf;

Zielsetzung und Fragestellung: Aktuelle Studien zeigen, dass mRNA-basierte Covid-19-Impfstoffe in seltenen Fällen eine Myokarditis verursachen können. Obwohl die Myokardbiopsie als Goldstandard für die Diagnose einer Myokarditis gilt, wurde bisher keine standardisierte Studie nach einer COVID-19-Impfung beim Menschen durchgeführt. Da bei herztransplantierten Patienten regelmäßig eine routinemäßige Myokardbiopsie durchgeführt wird, untersuchten wir in dieser Sturdie die Auswirkungen der COVID-19-Impfung, indem wir die myokardiale Inflammation mit moderner Immunhistochemie quantitative analysierten.

Methoden: Konsekutive Patienten nach Herztransplantation, bei denen im Median 167 Tage vor und 136 Tage nach der ersten COVID-19-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff routinemäßige Endomyokardbiopsien durchgeführt wurden, wurden eingeschlossen und in Gruppen mit und ohne inflammatorischer Reaktion nach Impfung eingeteilt. Diese wurde definiert als erhöhte Anzahl von CD3+-Lymphozyten (>14/ mm2). Patienten mit histologischen Anzeichen einer Abstoßung (ISHLT-Grad >1) oder >14 CD3+-Lymphozyten/mm2 bei Studienbeginn wurden ausgeschlossen. Anschließend wurden die klinischen Merkmale der Patienten mit Inflammationsreaktion auf Anzeichen einer Myokarditis untersucht. Ergänzend erfolgte bei den Patienten mit erhöhten CD3+-Lymphozyten, wenn möglich, eine Analyse der zuvor erfolgten Myokardbiopsie.

Ergebnisse: Die endgültige Analyse umfasste 46 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 63 Jahren und einer Zeit nach HTX von 2,4 Jahren. Die imunosuppressive Therapie blieb zwischen den Biopsien unverändert. 36 (78 %) Patienten blieben unter dem Grenzwert von 14 CD3+ Lymphozyten/mm2. Bei 10 (22 %) Empfängern konnten wir jedoch durch quantitative Analyse der Endomyokardbiopsien nach der Impfung eine signifikante Leukozyteninfiltration feststellen (4 vs. 33,7 Leukozyten/ mm2, p=0,001). Die Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich des Alters (63 vs. 57 Jahre, p=0,21), des Body-Mass-Index (25 vs. 24 kg/m2, p=0,24), der NYHA-Klasse (≥2 bei 19 vs. 10%, p=0,4), der NT-proBNP-Werte (592 vs. 514 ng/l, p=0,55) oder der Anzahl der CD3+-Zellen im Myokard (4,9 vs. 2,6 Zellen/mm2, p=0,07) vor der Impfung. Patienten mit Leukozyteninfiltration blieben klinisch inapparent mit stabiler NYHA-Klasse (≥2 bei 10 vs. 20%, p=0,99) und wiesen keine erhöhten NT-proBNP-Werte auf (514 vs. 478 ng/l, p=0,03). Es wurden keine Krankenhausaufenthalte wegen des Verdachts auf Myokarditis detektiert. Bei 7 der 10 Patienten lagen zuvor entnommene Biopsien vor. In keiner dieser Biopsien zeigten sich >14 CD3+-Lymphozyten/ mm².

Conclusion: Zum ersten Mal berichten wir über eine subklinische myokardiale Leukozyteninfiltration nach COVID-19 mRNA-Impfung bei jedem fünften Patienten ohne klinische Folgen während des kurzen Beobachtungszeitraums.


Abbildung 1: Darstellung der CD3+ Zellen vor und nach erfolgter Impfung im Individualvergleich. 

https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aV1093.html