Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Einfluß rechtsventrikulärer Sonden auf die Patientencharakteristik und das Outcome bei einer transvenösen Therapie einer Trikuspidalklappeninsuffizienz
A. Schäffer1, D.-U. Chung1, T. Ubben1, C. Harr1, E. Rexha1, K. Hassan2, E. P. Tigges1, N. Geßler1, S. Willems1, S. Hakmi1
1Kardiologie, Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg; 2Abteilung Herzchirurgie, Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg;

Hintergrund:

Die Prävalenz der Trikuspidalklappeninsuffizienz (TKI) beträgt 5% bei Patienten über 70 Jahren. In den letzten Jahren haben sich interventionelle katheter-gestützte Verfahren etabliert. Eine mögliche Option ist die transvenöse Edge-to-Edge-Reparatur („transcatheter edge-to-edge-repair“/TEER). Intraventrikuläre Sonden von Schrittmachern oder implantierbaren Cardioverter-Defibrillatoren (ICD) sind eine häufige Ursache für TKI und können zu Komplikationen während der Intervention führen.

 

Zielsetzung:

Ziel der Studie war es die Patientencharakteristika, das prozedurale Ergebnis und echokardiographische Parameter vor und nach der TKI-TEER zwischen Patienten mit und ohne einliegende rechtsventrikuläre Sonde vergleichend zu analysieren.

 

Methoden:

Die vorliegende Studie ist eine retrospektive single-center Beobachtungsstudie. Zwischen 2016 und 2022 wurden 89 Patienten eingeschlossen, die an der Asklepios Klinik Sankt Georg eine katheter-gestützte interventionelle Therapie mittels TEER erhielten. Ausgewertet wurden Patientencharakteristik, Prozedur, postoperativer Verlauf, unerwünschte Ereignisse, prozedurassoziierte Mortalität und Daten der prä- und postinterventionellen Echokardiografie.

 

Ergebnis:

Es erhielten insgesamt 89 Patienten eine TKI- TEER, davon 23 Patienten (25%) mit rechtsventrikulärer Sonde. In der Patientencharakteristik zeigten sich keine relevanten Unterschiede. So waren Patienten ohne RV-Sonde marginal älter (79.7± 6.5 vs. 76.8± 7.1 Jahre, p=0.097). In beiden Gruppen war das weibliche Geschlecht häufiger vertreten (65% vs. 61%, p=0.908). Es zeigten sich auch beim medianen EuroScoreII (5.2[3.0/7.2] vs. 5.1[4.2/10.9], p=0.200), präinterventionellen NYHA-Stadium (3.1 ± 0.3 vs. 3.2 ± 0.5, p=0.357), sowie Komorbiditäten wie Niereninsuffizienz (definiert als ≤GFR 59 ml/min) (71% vs. 87%, p=0.220) und koronarer Herzkrankheit (42% vs. 56%, p=0.355) keine Unterschiede. Beide Gruppen hatten präinterventionell ähnliche Voraussetzungen in Hinsicht auf Trikuspidalklappenannulusdiameter (44.5± 4.8 vs. 44.7 ± 3.4 mm, p=0,917) und Vena contracta (11.6 ±  4.3 vs. 9.8 ±  3.8, p=0.138). Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion war in der Gruppe mit RV Sonde eingeschränkter (52.2 ±  8.1 vs. 42.6 ±  13.3 %, p=0.009). In beiden Gruppen wurden ähnlich viele Clips implantiert (1.8±0.8 vs. 1.7±0.6, p=0.221), was in beiden Gruppen zu einer signifikanten Reduktion der Klappeninsuffizienz und zum Therapieerfolg (in beiden Gruppen p<0.0001) führte. Die Schweregradverteilung der Insuffizienz ergab in beiden Gruppen postprozedural keinen signifikanten Unterschied (p=0.355). Es zeigte sich zudem kein signifikanter Unterschied bei den Major (8% vs. 4%, p=0.961) sowie Minor (11% vs. 13%, p=0.949) Komplikationen. Ebenso konnte kein signifikanter Unterschied in Hinsicht auf eine Rehospitalisierung nach 30 Tagen (8% vs. 9%, p=0.864) sowie nach einem Jahr (30% vs. 39, p=0.603) gezeigt werden.

 

Fazit:

Die TKI-TEER konnte eine signifikante Reduktion der Trikuspidalklappeninsuffizienz bei Patienten mit und ohne eine rechtsventrikuläre Sonde erzielen. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bei der Patientencharakteristik, dem Therapieerfolg sowie dem postinterventionellen Verlauf, sodass die TEER in der Zusammenschau auch bei Insuffizienzen mit vorliegender rechtsventrikulärer Sonde ein sicheres Verfahren zu sein scheint. Weitere Untersuchungen bezüglich der TKI bedingt durch rechtsventrikuläre Sonden und die Notwendigkeit der Sondenextraktion folgen.


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