Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Bestrebungen einheitlicher Basisversorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long COVID
R. Eyermann1
1Kinder- und Jugendmedizin, Kinderkardiologie, Sportkardiologie (DGK), Sportmedizin, Allgemeinmedizin, Klinik Schönsicht Berchtesgaden, Berchtesgaden;

Hintergrund:
AWMF-S1-Leitlinie gibt Übersicht über verschiedene klinische Aspekte von Long COVID im Kindes- u. Jugendalter.

Methodik:
Erarbeitung Basisversorgung in Ergänzung, PubMed etc.

Ergebnis:
Expertenempfehlungen für die Praxis auf Grundlage bisheriger, noch geringer studienbasierter Evidenz zu Long COVID, enthält Screeningfragen sowie Vorschlag zur strukturierten, standardisierten pädiatrischen Anamnese u. diagnostischen Evaluation bei V. a. Long COVID. Dazu zeit- u. ressourcensparender Erfassungsbogen bei Komplexität des Krankheitsbildes über Internetseiten DGKJ u. DGPI zur Verfügung gestellt u. weitere Fragebögen zur Abklärung von spezifischen neurokognitiven u./oder psychischen Störungen sowie PEM u. ME/CFS benannt. 

Kriterien für V.a. Long COVID bei pädiatrischen Pat*innen (< 18 Jahre)
1) Nachweis vorangegangener SARS-CoV-2 Infektion mittels
a) pos. SARS-CoV-2-PCR-Test u./oder
b) pos. SARS- CoV-2-AK-Nachweis u. eindeutigem Kontakt zu Person mit nachgewiesener SARS-CoV-2-Infektion
und
2) Vorliegen von 2 oder mehreren nicht vor akuter SARS-CoV-2-Infektion bestehenden, mit Long-COVID vereinbaren Symptomen (z.B. Fatigue, Kopfschmerzen, Husten, Belastungsdyspnoe, Palpitationen, Exanthem, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, muköse oder seröse Rhinitis, Geruchs- u./oder Schmeckstörungen, Myalgie u./oder Arthralgie, Appetit- u./oder Gewichtsverlust, Bauchschmerzen, Brustschmerzen u./oder Brustenge), die > 4 Wochen nach SARS-CoV-2-Infektion persistieren u./oder neu dazukommen
u.
3) zu maßgeblicher Beeinträchtigung der Alltagsaktivitäten führen
u.
4) kein Anhalt für andere Krankheitsursache (Basislabor) 

Fragen zur Einschätzung der Dringlichkeit des Behandlungsbeginns
1) Was sind 3 führende klinische Beschwerden? Welche Beschwerden liegen insgesamt vor?
2) Wie lange bestehen Beschwerden schon?
3) Besteht Symptomverschlechterung nach milden Alltagsbelastungen, die noch am Folgetag anhält?
4) Wie viele Fehltage in Betreuungseinrichtung (KITA/KIGA/Schule o.a.) sind in letzten 4 Wochen durch o.g. Beschwerden entstanden?
5) Wie viele Fehltage am Arbeitsplatz sind Eltern in letzten 4 Wochen durch o.g. Beschwerden ihres Kindes entstanden?
6) Wie stark beeinträchtigen aktuelle Symptome die Alltagsfunktionen?
7) Gab es im Rahmen von COVID-19 bisher Krankenhausaufenthalte?
Erfolgte der Krankenhausaufenthalt wegen Diagnose PIMS?
8) Sind Vorerkrankungen bekannt?

Basis-Labor
gr. Blutbild, ALAT, ASAT, Bilirubin, Kreatinin, Urinstatus, LDH, TSH, CrP, Ferritin, ANA, CK, BSG, IgM, IgA, IgG
evtl. hilfreich: EBV-VCA-IgM/IgG, EBNA-IgG (falls unbekannter Serostatus)
SARS-CoV-2-Anti-Spike(S)-u. Nucleocapsid(N)-IgG (falls kein positiver SARS-CoV-2-PCR-Befund)
Weitere Labordiagnostik in Abhängigkeit von Beschwerdebild u. Symptomfokus. 

Visitenschema
Wann?
Initialvorstellung zu Diagnose bzw. Ausschluss von Long COVID
Mindestens alle 3 Monate bis Beschwerdefreiheit

Wie?
Einschätzung Dringlichkeit Behandlungsbeginn bei V.a. Long-COVID
Diagnose Long COVID bei Kindern u. Jugendlichen
Spezielle Anamnese zu Long COVID-Symptomen (DGPI/DGKJ)
Allgemeine pädiatrische Anamnese (z. B. DGPI- u. DGKJ)
Standardisierte Labor-Basisdiagnostik
Erweiterte Diagnostik anhand klinisch vorliegender Symptome (Zusatz online)
Bei führenden psychischen Symptomen: KJPP Mitbeurteilung

Konklusion:
Anhand jeweiliger anamnestisch u. klinisch ermittelter Hauptsymptome werden gestuftes, diagnostisches Vorgehen u. multidisziplinäre Betreuung in Übereistimmung mit DGKJ-Konvent empfohlen.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aP2178.html