Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Bekanntheits- und Kontrollgrad einer LDL- Hypercholesterinämie und Assoziation zu kardiovaskulären Risikofaktoren bei 4368 Teilnehmern der ELITE Studie -prospektive interventionelle Kohortenstudie
G. Renke1, B. Schrader1, C. Conradi1, S. Lüders2, B. Vaske3, J. Schrader4, A. Elsässer1, für die Studiengruppe: ELITE
1Klinik für Kardiologie, Klinikum Oldenburg AöR, Oldenburg; 2Nephrologie, St.Josefs Hospital Cloppenburg, Cloppenburg; 3Statistik, Institut für Klinische Forschung, Cloppenburg; 4Institut für klinische Forschung (INFO), Cloppenburg;

Einleitung: In ELITE (Ernährung, Lebensstil und individuelle Information zur Verhinderung von Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz) werden prospektiv Daten zu kardiovaskulären Risikofaktoren (CVRF: LDL, HDL, Lp(a); Hypertonie, Diabetes, Bewegungsmangel, Nikotin, Ernährung, Stress, Depression kognitiver Funktion und Lebensqualität) erhoben. Auf dieser Basis werden individuelle Präventionsempfehlungen gegeben und in jährlichen Follow-Ups reevaluiert, um Effektivität von Präventionsempfehlungen zu ermitteln. In dieser Auswertung der Aufnahmedaten wird die Häufigkeit einer Hypercholesterinämie und deren Bekanntheits-, Kontrollgrad, sowie deren Assoziation zu anderen kardiovaskulären Risikofaktoren bei 4368 Teilnehmern der ELITE Studie analysiert.

 

Methoden: Die Studie wird als interventionelle Kohorten-Untersuchung durchgeführt (DRKS-Nr.: 00 006 813; Ethikvotum Uni Göttingen). Bisher wurden 4.602 Personen eingeschlossen, 4368 Teilnehmer konnten mit vollständigen Werten in diese Analyse eingehen. Mittels Fragebögen, Interviews, Blutuntersuchungen und klinischen Untersuchungen wurden o.g. Parameter erhoben. Rekrutiert wurden die Teilnehmer über Voträge, Zeitungsartikel, Unternehmen und Sportvereine. Der Auswertung wurden die 2020 (Zeitpunkt Aufnahme) gültigen Leitlinien zugrunde gelegt.

 

Ergebnisse: Insgesamt gaben 9,1% anamnestisch eine bekannte Fettstoffwechselerkrankung an. 47,8% wiesen Werte über 130mg/dl auf. 19 % der Teilnehmer hatten bei Aufnahme eine lipidsenkende Therapie in ihrer Hausmedikation (fast ausschließlich Statine). In der Gruppe 130mg/dl bis kleiner 155 mg/dI (n= 1112) gaben 5,1% eine  Fettsoffwechselstörung an und 15,5% hatten eine lipidsenkende Therapie. In der Gruppe 155mg/dl bis kleiner 190mg/dl (n=852) gaben 4,1% eine bekannte Fettstoffwechselstörung an und 23,4% hatten eine lipidsenkende Therapie. In der Gruppe größergleich 190 mg/dl gaben 4,5% eine bekannte Fettstoffwechselerkrankung an und 43,7% hatten eine lipidsenkende Therapie in der Hausmedikation. Legt man den ESC-Score und die 2020 gültigen Leitlinien zu Grunde sind 17,8% aller Teilnehmer un-oder unterbehandelt im Hinblick auf eine lipidsenkende Therapie. In den ESC Scores 5% bis kleiner 10% und größer/gleich 10% müssten 95,3% bzw. 92,6% der Teilnehmer dieser Kategorien eine neue lipidsenkende Therapie beginnen. 22 Teilnehmer mit Myokardinfarkt, 44 Teilnehmer mit Schlaganfall und 174 Teilnehmer mit pAVK erhielten keine lipidsenkende Therapie. Nur 14,3% der Teilnehmer mit Myokardinfarkt und lipidsenkender Therapie waren im Zielbereich kontrolliert behandelt.

Häufigster Risikofaktor in allen LDL-Gruppen war die arterielle Hypertonie. Mit ansteigenden LDL Werten stieg die Häufigkeit einer Hypertonie und eines erhöhten BMI signifikant an. Keine signifikante Beziehung zwischen Diabetes und Nikotin mit LDL Werten (diese Werte werden tabellarisch dargestellt).

Schlussfolgerung: Insgesamt war eine Fettstoffwechselstörung nur selten bekannt und in allen Gruppen unabhängig von der Höhe des LDL-Cholesterins selten behandelt. In der Gruppe mit LDL-Werten größer gleich 190 mg/dl waren nur 43,7% lipidsenkend behandelt. Auch in der Sekundärprävention waren nur 14,3% der Teilnehmer mit Myokardinfarkt ausreichend lipidsenkend behandelt, während 28% der Teilnehmer mit Myokardinfarkt gar keine lipidsenkende Therapie erhalten haben. An der Compliance einer lipidsenkenden Therapie muss im Rahmen der Primärprävention und Sekundärprävention weiter gearbeitet werden.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aP2149.html