Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Intervention CVRF Inaktivität, Fehlernährung, ungesunder Lebensstil: Mediensucht bei Kindern – Entwicklung, Pilotierung, Evaluation eines nachhaltigen, integrativen Rehabilitationskonzepts (MeKi)
R. Eyermann1
1Kinder- und Jugendmedizin, Kinderkardiologie, Sportkardiologie (DGK), Sportmedizin, Allgemeinmedizin, Klinik Schönsicht Berchtesgaden, Berchtesgaden;

Hintergrund:
12 % der Jungen und Mädchen mit täglicher Mediennutzung von > 3h leiden an Adipositas. Der Zusammenhang ist stärker ausgeprägt bei den 11- bis 13-Jährigen, weniger stark bei den Älteren.
Weitere häufige Komorbiditäten bei Mediensucht sind Angststörungen, Depressionen, AD(H)S und Impulsivität durch ausgeprägte kognitive Instabilität.

Methodik:
Die innovative Maßnahme ist ein zu entwickelndes Rehabilitationskonzept für Kinder und Jugendliche mit Medienabhängigkeit, das neue und zeitgemäße Bestandteile enthält und sich aus einer stationären Rehabilitationsleistung und einer sich anschließenden integrierten Reha-Nachsorge zusammensetzt. Diese kann in Grenzen des Rahmenkonzeptes und als Regelleistung, finanziert aus dem Reha-Budget der Gesetzlichen Rentenversicherung umgesetzt werden - eine konzeptionelle Ergänzung einer weiteren Indikation für eine Rehabilitationsleistung.

Ergebnis:
Beschreibung von Innovation und Projektaufbau
Die Klinik Schönsicht Berchtesgaden, Rehabilitationsklinik für Kinder und Jugendliche, wird als Auftragnehmerin mit der Expertise der Mitarbeiter*innen an der Entwicklung und Evaluation des Rehabilitationskonzepts beteiligt sein und dieses umsetzen. Die Klinik zeichnet sich durch ihre kardiologische, psychiatrische, psychotherapeutische und verhaltensmedizinische Qualifikation im Bereich Kinder und Jugendliche aus. In der Erprobungsphase wird sie die Studienteilnehmer*innen rekrutieren.
Das Modellvorhaben soll wissenschaftlich begleitet werden. Diese Aufgabe übernimmt die Kooperationspartnerin Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Abteilung Rehabilitationsforschung.
Eingeschlossen werden Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Diese werden durch Kinder- und Jugendärzt*innen, Hausärzt*innen, SPZ und Psychotherapeut*innen anhand eines Screeninginstruments identifiziert. Für die Ergebnisevaluation wird mit einer Fallzahl von etwa 80 Kindern und Jugendlichen für den Zeitraum von 1 Jahr (in der Haupterprobungsphase) gerechnet (50% von 8 Rehabilitationsdurchläufe à 6 Wo. mit ca. 20 teilnehmenden Kindern).
Die Teilnahmedauer der Zielgruppe (Kinder und Jugendliche mit Medienabhängigkeit) bemisst sich auf ca. 1,5 Monate stationäre Rehabilitation und zusätzlich 6 Monate Rehanachsorge.
Die zu interviewenden Expert*innen werden über Netzwerke (beispielsweise Berufsverbände, Arbeitsgruppen etc.) und bestehende Kontakte zu Rehabilitationskliniken kontaktiert und mittels einer bewussten Samplingstrategie zur Teilnahme an Telefoninterviews eingeladen.
Für die qualitativen Befragungen der Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern wird auf eine heterogene Stichprobe bezüglich Geschlecht, Alter (innerhalb der Einschlussspanne) und sozioökonomischem Status der Familien abgezielt. 

Konklusion:
Ein Rehabilitationskonzept zur Behandlung von Medienabhängigkeit, deren Komorbiditäten und auch CVR-relevanten Ursachen, wie Adipositas, körperliche Inaktivität, welches eine stationäre Rehabilitationsleistung mit einer sich regelhaft anschließenden mobilen rehabilitativen Nachsorge für Kinder und Jugendliche unter Einbeziehung der Eltern (z. B. Online-Schulungsangebote oder auch Gesprächsangebote in Präsenz, wenn möglich) beinhaltet, stellt im dem Feld der Kinder- und Jugendlichenversorgung eine Innovation dar, da es ein integratives Rehabilitationskonzept für diese Indikation nach aktuellen Recherchen in Deutschland in dieser Form noch nicht gibt.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aP2142.html