Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Hämodynamische Effekte von Fahrradergometrie und Handgrip-Manöver bei pulmonaler Hypertonie
A. Rueß1, T. Lange2, E. Berezucki1, T. Stark1, S. Stadler3
1Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg; 2Abteilung für Pneumologie und Beatmungsmedizin, Kreisklinik Bad Reichenhall, Bad Reichenhall; 3Klinik und Poliklinik für Innere Med. II, Kardiologie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg;

Fragestellung

Bei Verdacht auf pulmonale Hypertonie (PH) kann eine Belastungstestung während des Rechtsherzkatheters (RHK) sinnvoll sein, um eine Linksherzerkrankung zu demaskieren oder die Pathophysiologie der PH richtig einzuordnen. Die Fahrradergometrie ist hierfür gut etabliert, aber nicht überall verfügbar. Daher soll in dieser Studie die Ergometrie der isometrischen Handgrip-Belastung hinsichtlich der Auswirkungen auf hämodynamische Parameter gegenübergestellt und auf Vergleichbarkeit geprüft werden.

 

Methoden

Prospektive Single-Center-Studie bei konsekutiven Patienten mit Indikation zum RHK bei Verdacht auf PH. Nach Erfassung der Hämodynamik in Ruhe erfolgte eine Belastung mittels Fahrradergometrie und Handgrip-Manöver (Reihenfolge randomisiert, dazwischen Rückkehr zu den Ruhewerten, Beginn der Messungen jeweils zwei Minuten nach Belastungsbeginn). Der Handgrip-Druck sollte über die gesamte Messung 20% der gemessenen Maximalkraft betragen, die Fahrradergometrie wurde je nach Belastbarkeit einstufig mit Werten von 10 bis 50 Watt durchgeführt. Die Definition sowie die Klassifikation der PH erfolgte gemäß ESC/ERS Leitlinien für die Diagnose einer PH von 2022.

 

Ergebnisse

Es wurden 41 Patienten untersucht, welche alle eine PH in Ruhe zeigten, davon 30 eine präkapilläre PH und 11 eine postkapilläre PH (Gruppe 2, PH assoziiert mit Linksherzerkrankung). 8 Patienten wiesen eine pulmonalarterielle Hypertonie (Gruppe 1), 9 eine PH assoziiert mit Lungenerkrankung (Gruppe 3), 6 eine chronisch-thrombembolische PH (Gruppe 4) und 2 eine multifaktorielle PH (Gruppe 5) auf. 5 Patienten hatten eine „unklassifizierte PH“. Die vollständigen RHK-Parameter in Ruhe sowie die Änderung unter der jeweiligen Belastung sind in Tabelle 1 dargestellt.

 

Tabelle 1. Hämodynamik von 41 Patienten in Ruhe, unter Fahrradergometrie und Handgrip-Manöver

Parameter

Ruhe

Fahrradergometrie

Handgrip-Manöver

p-Wert (Fahrrad vs. Handgrip)

Herzfrequenz [/min]

71 ± 13

90 ± 18

75 ± 13

<0,001

mPAP [mmHg]

36 ± 11

51 ± 14

40 ± 12

<0,001

PAWP [mmHg]

13 ± 7

18 ± 6

15 ± 6

<0,001

HZV [l/min]

4,9 ± 1,7

6,3 ± 2,3

5,2 ± 2,0

<0,001

PVR [Wood units]

5,2 ± 3,4

5,9 ± 3,6

5,6 ± 3,6

0,213

SvO2 [%]

65 ± 7

37 ± 12

62 ± 9

<0,001

Werte angegeben als Mittelwert ± Standardabweichung

Zu einem Anstieg des PAWP > 25 mmHg als Hinweis auf eine linkskardiale Dysfunktion unter Belastung kam es bei 2 Patienten mit präkapillärer PH unter Fahrradergometrie, jedoch bei keinem unter Handgrip-Belastung.

 

Schlussfolgerung

Eine isometrische Handgrip-Belastung führt bei Patienten mit PH im Vergleich zur Fahrradergometrie zu deutlich geringerem Anstieg von pulmonalarteriellem Druck, pulmonalarteriellem Verschlussdruck und Herzzeitvolumen. Das Handgrip-Manöver scheint kein adäquater Ersatz zur etablierten Fahrradergometrie zu sein.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aP2141.html