Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Invasive Evaluation peripherer Stenosen anhand des Druckgradienten im Katheterrückzug sowie deren Effekt auf klinische Parameter
F. Härtel1, S. Möbius-Winkler1, C. Schulze1, S. Betge2, D. Kretzschmar3
1Klinik für Innere Medizin I - Kardiologie, Universitätsklinikum Jena, Jena; 2Klinik für Innere Medizin und Angiologie, HELIOS Klinikum Salzgitter GmbH, Salzgitter; 3HUGG Herz- und Gefäßmedizin Goslar, Goslar;

Hintergrund:

In den letzten Jahren kam es zu einem deutlichen Anstieg peripherer invasiver Prozeduren, der sich in Zukunft wahrscheinlich fortsetzen wird. Die präinterventionelle Evaluation relevant erscheinender Stenosen ist für eine effektive Prozedurplanung von Bedeutung. Dies kann vor allem bei iliakalen Stenosen auf Grund von Adipositas und Darmgasüberlagerung sowie im Fall von multiplen Läsionen anspruchsvoll sein.

 

Methodik:

Innerhalb von 14 Monaten erfolgte bei ausgewählten Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) die Einschätzung der Interventionsbedürftigkeit von Stenosen mittels invasiver Blutdruckmessung im Katheterrückzug. Der damit erhobene Datensatz wurde retrospektiv ausgewertet.

 

Ergebnisse:

90 Patienten wurden in die vorliegende Analyse eingeschlossen (Tabelle 1). Überwiegend erfolgten perkutane transluminale Angioplastien (PTA) der AFS (n =  34 (38%)) und AIE (n= 29 (32%)) via femoralem Zugang mit einer Schleusengröße von überwiegend 6F (n =70 (78%)). Die Interventionen umfassten dabei zusätzlich Stentimplantationen (n= 34 (38%)), Drug Coated Balloon (DCB) - Anwendungen (n= 37 (41%)), Dilatationen unter Einsatz eines Scoring Ballons (n= 7 (8%)) und die Lithotripsie (n=5 (6%)). In 41% der Fälle erfolgte die Intervention von 2 Stenosen bzw. in 25 % der Fälle die Intervention von 3 Stenosen pro Sitzung auf der betroffenen Seite. Ein konservatives Vorgehen wurde für 23% der in selbiger Sitzung detektierten Stenosen gewählt. Systolisch konnten im Katheterrückzug bei relevanten Stenosen ein poststenotischer Blutdruck von 101.6 ± 34.8mmHg und prästenotisch von 144.9 ± 29.8 mmHg (p < 0.001) erhoben werden (Differenz: 43.4 ± 22.7 mmHg), die korrespondierenden mittleren Blutdruckwerte ergaben poststenotisch 79.9 ± 23.5 mmHg und prästenotisch von 100.9 ± 18.4 mmHg (p < 0.01), dies ergibt einen Gradienten von 20.8 ± 12.4 mmHg.  Eine Behandlung erfolgte bei einem systolischen Gradienten ab 20 bzw. einem mittleren Gradienten ab 10 mmHg. Postinterventionell zeigte sich nach 24h ein gebesserter ABI von 0.76 ± 0.21 (p < 0.01). 176. 9 ± 119.8 Tage nach Intervention erfolgte eine Nachkontrolle, wobei ein mittlerer ABI von 0.7 ± 0.2 (p < 0.01) und eine Verbesserung der maximalen Gehstrecke auf 137.4 ± 86.9 m (Laufband; p = 0.02) gemessen werden konnten.

 

Schlussfolgerung:

Der Katheterrückzug zur Evaluation peripherer Stenosen ist ein einfaches und hilfreiches Werkzeug um die hämodynamische Relevanz von grenzwertig erscheinenden Stenosen herauszuarbeiten.

 


 

 


https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aP2107.html