Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Positives Remodeling und funktionelle Verbesserung durch die interventionelle Rekanalisation eines chronischen Koronararterienverschlusses - Eine prospektive, longitudinale CMR-Studie
P. Fengel1, V. Maisenbacher1, Y. Werner1, C. Hackenbroch2, M. Beer3, S. Westphal1, P. Bernhardt1, J. Kersten4
1Kardiologie, Herzklinik Ulm, Dr. Haerer und Partner, Ulm; 2Diagnostische und interventionelle Radiologie, Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Ulm; 3Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm; 4Sektion für Sport- und Rehabilitaionsmedizin, Universitätsklinikum Ulm, Ulm;
Hintergrund
Chronisch verschlossene Koronararterien (CTO) finden sich häufig bei Patienten mit bekannter oder vermuteter koronarer Herzerkrankung und sind mit einer schlechteren Prognose vergesellschaftet. Das Vorhandensein einer CTO stellt den größten Prädiktor einer unvollständigen Revaskularisation dar. Ziel dieser Untersuchung ist die Beurteilung der linksventrikulären Volumina und Funktion im longitudinalen Verlauf bei Patienten, welche sich einer interventionellen Revaskularisation einer CTO unterzogen haben.
 
Methodik
In der vorliegenden single-center Studie wurden von Juli 2017 bis August 2020 insgesamt 79 Patienten mit erfolgreicher Rekanalisation einer CTO für den Studieneinschluss gescreent. 68 Patienten unterzogen sich einer prä- und postinterventionellen Untersuchung mittels kardiovaskulärer Magnetresonanztomographie (CMR). Ausschlusskriterien waren neben Kontraindikationen zur CMR-Bildgebung der Nachweis einer Transmuralität in den late gadolinium enhancement-Sequencen von mehr als 70 % in mindestens drei CTO-assoziierten Myokardsegmenten. Die CMR-Untersuchungen erfolgten in 3 Langachsenschichten (2-, 3- und 4-Kammerblick) sowie konsekutiven Kurzachsenschichten. Die Analyse erfolgte nach Konturierung endo- und epikardialer Konturen zur Bestimmung der links- und rechtsventrikulären Volumina sowie der feature tracking-unterstützten Deformitätsanalyse. Ein Beispiel eines Patienten mit CTO der LCX ist in Abbildung 1 dargestellt.
 
Ergebnisse
68 Patienten mit erfolgreicher Rekanalisation einer CTO unterzogen sich nach 91 ± 32 Tagen einer zweiten CMR. Hierbei kam es zu einer signifikanten Reduktion linksventrikulärer Volumina (alle p < 0.001) und einem Anstieg der linksventrikulären Ejektionsfraktion (57.6 ± 11.6% vs. 60.3 ± 9.4%, p = 0.006). Die rechtsventrikulären Volumina und Funktion zeigten sich unverändert, wie Tabelle 1 zu entnehmen ist. Bei den Deformationsparametern fand sich einzig eine signifikante Verbesserung des linksventrikulären globalen radialen Strains (26.2 ± 8.3 % vs. 27.7 ± 8.3 %, p = 0.021). Circumferentieller und longitudinaler Strain blieben unverändert.
 
Diskussion
In unserer Kohorte von Patienten mit erfolgreich revaskularisierter CTO und vorherigem Vitalitätsnachweis in der CMR fanden sich Hinweise für ein positives Remodeling mit Verbesserung der linksventrikulären Volumina und Funktion. In der Deformationsanalyse besserte sich lediglich der radiale Strain. Subendokardiale Myokardfasern in schräg-longitudinaler Ausrichtung sind mutmaßlich im Rahmen der zurückliegenden Perfusionsstörung narbig umgebaut. Diese tragen jedoch wesentlich zum longitudinalen und circumferentiellen Strain bei, sodass die isolierte Änderung des radialen Strains hierdurch potenziell erklärbar ist.
 
Tabelle 1. Veränderungen der Parameter der kardiovaskulären Magnetresonanztomographie von prä- nach postinterventionell. Abkürzungen: LV linksventrikulär; RV rechtsventrikulär.


Abbildung 1. Dargestellt ist eine late-gadolinium-enhancement Sequenz (A) mit nicht-transmuraler Narbe im Bereich der Lateralwand. Korrespondierend zeigt sich in der farbkodierten Darstellung des radialen Strains in der Endsystole (B) eine Kinetikstörung.Der Patient hatte einen chronischen Verschluss der LCX, welcher erfolgreich rekanalisiert werden konnte.

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