Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Spiroergometrie in der Patientennachsorge nach akuter Lungenembolie
I. Farmakis1, L. Valerio1, S. Barco2, E. Alsheimer3, R. Ewert4, G. Giannakoulas5, L. Hobohm6, K. Keller7, A. Mavromanoli1, S. Rosenkranz8, M. Held9, T. Morris10, D. Dumitrescu3, S. Konstantinides1
1Centrum für Thrombose und Hämostase, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz; 2Klinik für Angiologie, Universitätsspital Zurich, Zurich, CH; 3Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen; 4Klinik für Innere Medizin B, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald; 5AHEPA University Hospital, Thessaloniki, GR; 6Zentrum für Kardiologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz; 7Kardiologie 1, Zentrum für Kardiologie, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz; 8Klinik III für Innere Medizin, Herzzentrum der Universität zu Köln, Köln; 9Innere Abteilung, Missionsärztliche Klinik Würzburg, Würzburg; 10Division of Pulmonary and Critical Care Medicine, University of California at San Diego, La Jolla CA, US;
Hintergrund: Die Spiroergometrie kann im Rahmen der Nachsorge nach einer Lungenembolie (LE) prognostisch wertvolle Informationen liefern.

Ziel: Die spiroergometrisch ermittelte kardiopulmonale Einschränkung nach LE zu charakterisieren und ihren Zusammenhang mit klinischen und echokardiographischen Verlaufsparametern sowie der Lebensqualität (LQ) zu untersuchen.

Methoden: In einer prospektiven multizentrischen Kohortenstudie wurden konsekutive, unselektierte Patient:innen 3 und 12 Monate nach akuter LE gemäß standardisiertem Protokoll untersucht. Kardiopulmonale Einschränkung wurde als Ventilations-bedingt (VE/VCO2-Slope ≥30 oder VE/VCO2-Nadir ≥30; schwere Einschränkung definiert ab Slope ≥36 oder Nadir ≥36) oder Zirkulations-bedingt (peak O2-Puls <80%; schwere Einschränkung ab O2-Puls <70%) klassifiziert. Dekonditionierung wurde als peak VO2 <80 % ohne weitere Abnormalitäten definiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 396 Patient:innen analysiert. Nach 3 Monaten betrug die Prävalenz einer kardiopulmonalen Einschränkung 50,1 % (davon 15,4 % schwer) und einer Dekonditionierung 12,1 %. Nach 12 Monaten waren es jeweils 44,8 % (15,7 % schwer) und 14,9 %. Kardiopulmonale Einschränkung und deren Schweregrad war mit dem Patientenalter (OR pro Lebensdekade 2,05 [95 % KI 1,65–2,55]), chronischen Lungenerkrankungen (OR 2,72 [1,06-6,97]), Rauchen (OR 5,87 [2,44-14,15]) und intermediärem oder hohem LE-bedingtem Risiko in der Akutphase (OR 4,36 [1,92-9,94]) assoziiert. Eine schwere Einschränkung nach 3 Monaten korrelierte mit dem prospektiv definierten co-primären Endpunkt der Studie, bestehend aus der Kombination klinischer Beschwerden und echokardiographischer Hinweise auf rechtsventrikuläre Druckbelastung (OR 6,40 [2,35–18,45]). Sie war ferner mit verminderter krankheitsspezifischer und generischer LQ assoziiert.

Schlussfolgerung: Eine limitierte körperliche Belastbarkeit aufgrund kardiopulmonaler Einschränkung in der Spiroergometrie liegt nach akuter LE häufig vor und kann eine persistierende Funktionseinschränkung im Alltag sowie Beeinträchtigung der Lebensqualität voraussagen. Die Spiroergometrie könnte somit Kandidat:innen für therapeutische Interventionen und Unterstützung bei einer Lebensstilmodifikation nach LE identifizieren.


Figur 1. Alluvialdiagramm, dass das Ausmaß der kardiopulmonalen physiologischen Belastungsstörungen über einen Zeitraum von einem Jahr bei Patienten mit Lungenembolie darstellt.


Figur 2. Donut-Plots, die das Ausmaß kardiopulmonaler physiologischer Belastungsstörungen bei Patienten mit und ohne Beeinträchtigung nach LE (PPEI: prospektiv definiert co-primär Endpunkt der Studie, bestehend aus der Kombination klinischer Beschwerden und echokardiographischer Hinweise auf rechtsventrikuläre Druckbelastung) darstellen.

https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aP1744.html