Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Soluble Suppression of Tumorigenicity 2 (sST2) bei Patienten mit führend rechtskardialer Dekompensation – eine prospektive Beobachtungsstudie
V. Dworok1, V. Hähnel2, M. Bannehr2, C. Edlinger2, V. Paar3, M. Lichtenauer3, C. Butter2, A. Haase-Fielitz2
1Kardiologie, Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel, Brandenburg an der Havel; 2Herzzentrum Brandenburg / Kardiologie, Immanuel Klinikum Bernau, Bernau bei Berlin; 3Klinik für Innere Med. II, Kardiologie u. intern. Intensivmedizin, Universitätsklinik der Salzburger Landeskliniken, Salzburg, AT;

Hintergrund

Die akute Rechtsherzinsuffizienz mündet oft in ein kardio-renales Syndrom und ist eine der häufigsten Ursachen für eine Hospitalisierung in Deutschland. Das kardio-renale Syndrom ist klinisch u.a. durch Ödeme gekennzeichnet. Die Marker NT-proBNP und eGFR sind per Leitlinienempfehlung in klinische Entscheidungsfindungen zum Flüssigkeitsmanagement verankert, jedoch wurde ihre Aussagekraft in Bezug auf die Ausprägung von Ödemen selten untersucht. Soluble Suppression of Tumorigenicity 2 (sST2) scheint weniger von der Nierenfunktion beeinflusst zu werden als NT-proBNP und Troponin T, gilt als Prädiktor der Kurzzeitmortalität bei Patienten mit Herzinsuffizienz und wird in den Leitlinien für Herzinsuffizienz als zusätzlicher Marker für therapeutische Entscheidungen berücksichtigt.

Methodik

In der Notaufnahme des Herzzentrum Brandenburg in Bernau, Universitätsklinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg wurden 50 Patient*innen mit akuter Rechtsherzinsuffizienz eingeschlossen. In den ersten 3 Tagen nach Aufnahme wurde sST2 alle 12h mittels ELISA (Human ST2/IL-33R DuoSet ELISA) gemessen (V1-V6). Die Ausprägung von Ödemen (keine, dezent [5-6 mm eindrückbar, Rückbildung in 60sek], stark [8 mm eindrückbar, Rückbildung in 2-3min]), das Körpergewicht, die kumulative Furosemiddosis und das Vorhandensein eines Aszites wurden dokumentiert. 

Ergebnisse

Die Patienten waren im Median 78 Jahre (70-83) alt, 24/50 (48%) waren Frauen (Tab. 1). Siebenunddreißig Patienten (78.7%) zeigten bei Aufnahme stark ausgeprägte periphere Ödeme und 6 Patienten einen Aszites. Die kumulative i.v. Furosemiddosis in den ersten 3 Tagen nach stationärer Aufnahme lag bei 200 (120-340) mg. Bis zur Entlassung nahmen die Patienten im Median 5.0 (1.3-7.9) kg Gewicht ab. Innerhalb von 90 Tagen wurden 20% der Patienten aufgrund kardialer Ursachen rehospitalisiert. Die 90-Tage Mortalität betrug 27%. Die mediane Konzentration von sST2 zum Zeitpunkt der Aufnahme auf die Notaufnahme lag bei 35,2 ng/ml (17,3-46,7). Der mediane Konzentrationsverlauf von sST2 entsprechend der Ödemausprägung ist in Abb.1 dargestellt. sST2 korrelierte mit der Ausprägung peripherer Ödeme (r Spearman=0,427, p=0,004) wohingegen Marker der kardio-renalen Funktion wie Kreatinin-basierte eGFR (r=-0,207, p=0,195), Cystatin C-basierte eGFR (r=-0,032, p=0,839), NT-proBNP (r=0,114, p=0,456) und Troponin T (r=0,123, p=0,430) keine Korrelation aufwiesen. sST2 korrelierte mit dem Vorhandensein von Aszites (r=0,317, p=0,046).

Schlussfolgerung

Bei Patienten mit akuter Rechtsherzinsuffizienz korreliert sST2 aber nicht etablierte Marker des kardio-renalen Syndrom mit der Ausprägung der Ödeme.

Abb. 1 Mediane Konzentration von sST-2 bei Patienten mit akuter Rechtsherzinsuffizienz während der ersten 3 Tagen nach Aufnahme über die Notaufnahme (V1-V6)


https://dgk.org/kongress_programme/jt2023/aP1732.html