Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Herzschrittmacher-Implantationen bei akuter Querschnittlähmung – kardiopulmonale Reanimation bei Sinusarrest als Haupttrigger
A. Aweimer1, A. N. Elmelliti1, L. Bösche1, T. Schildhauer2, D. Grasmücke2, A. Mügge1, I. El-Battrawy1, M. Aach2
1Medizinische Klinik II, Kardiologie und Angiologie, Berufsgenossenschaftlliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum; 2Chirurgische Universitätsklinik, Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil, Bochum;

Hintergrund: Rückenmarkverletzungs-assoziierte symptomatische Bradykardien können durch die Platzierung eines Herzschrittmachers (HSM) zu einer frühzeitigen Rhythmus-Stabilisierung führen. In Fallstudien konnte gezeigt werden, dass dadurch sowohl der Aufenthalt auf der Intensivstation verkürzt als auch die Mobilisierung und Rehabilitation erleichtert werden. In der vorliegenden Studie haben wir systematisch, die weltweit bisher größte Kohorte, mit akutem Querschnittsyndrom (QSS) und damit assoziierter HSM-Implantation untersucht.

Methoden: Alle Pat. mit akutem QSS und implantiertem HSM im Zeitraum von 2005 bis 2021, die im BG Universitätsklinikum Bergmannsheil primär oder sekundär behandelt wurden, erfüllten die Einschlusskriterien in die retrospektive Analyse. Ausgeschlossen wurden Pat., die einen HSM vor dem Zeitpunkt des akuten QSS hatten. Klinische und apparative Parameter während des stationären Aufenthaltes wurden erfasst.

Ergebnisse: Insgesamt 41 Pat. konnten eingeschlossen werden (34 männlich, 7 weiblich) im Alter von 62±14 Jahren.  Die häufigste Unfallursache (n=24, 59%) war ein Sturz aus einer Höhe von über 3 m. Die Läsionshöhe C2 war das Haupt-Verletzungsmuster, in 83% der Fälle ergab sich die Läsionshöhe C5 oder höher. Alle Pat. erlebten eine kardiopulmonale Reanimation mit überwiegend Asystolien bei Sinusarrest als führenden maligne Arrhythmie (n=31, 76%).  Bei 8 Patienten führte ein AV-Block III° zur HSM-Indikation. Die HSM-indizierenden Rhythmusereignisse traten 9,8±11 Tage nach dem Unfallereignis auf. Die definitive permanente HSM-Implantation erfolgte 23±22 Tage nach dem ersten Rhythmusereignis. 29 Pat. (71%) erhielten ein 2-Kammer-HSM-System. Atropin wurde während des stationären Aufenthaltes bei 28 Pat. (68%) verabreicht, eine temporäre HSM-Anlage erfolgte in 15 Fällen (37%). Die intrahospitale Mortalität betrug 12% (n=5).

Schlussfolgerungen: Bei Pat. mit akutem QSS und rezidivierenden Asystolien kommt es immer zu einer kardiopulmonalen Reanimation, a.e. bei sehr langen asystolen Phasen. Der Sinusarrest ist die häufigste anzutreffende Arrhythmie, sodass hier eine vagale Dysregulation assoziiert mit dem QSS naheliegt, welche tendenziell mit der Läsionshöhe an Schwere zunimmt.  Ob eine permanente HSM-Bedürftigkeit auch Monate nach dem akuten QSS notwendig sein könnte, ist durch Folge-Untersuchungen zu zeigen.


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