Clin Res Cardiol (2023). https://doi.org/10.1007/s00392-023-02180-w

Sicherheit von Kardiologen geführter Analgosedierung bei transvenösen Sondenextraktionen – eine retrospektive Analyse
M. Bock1, M. O'Connor2, A. Chouchane1, P. Schmidt1, C. Schaarschmidt1, K. Knoll1, H. Krafft1, T. Storz1, M. Kottmaier1, T. Reents1, F. Bourier1, S. Lengauer1, I. Deisenhofer1, C. Kolb1, C. Lennerz1
1Abteilung für Elektrophysiologie, Deutsches Herzzentrum München, Technische Universität München, München; 2Cardiology Department, Auckland City Hospital, Auckland, NZ;

Hintergrund:
In den vergangenen Jahren hat sich die transvenöse Sondenextraktion (TLE) aufgrund moderner Extraktionshilfen von einem Hochrisikoeingriff zu einem verhältnismäßig sicheren Eingriff entwickelt. Mit zunehmender interventioneller Expertise wandelt sich auch das Anästhesie-Management: Patienten werden vermehrt in tiefer Sedierung ohne Intubation und seltener in Allgemeinanästhesie mit Vollnarkose operiert. Die Analgosedierung durch einen Kardiologen hat sich in zahlreichen Eingriffen (z.B. Ablationstherapie oder Device-Implantation) etabliert. Das Patientenkollektiv bei transvenösen Sondenextraktionen weist jedoch eine höhere Morbidität und Narkoserisiko auf. Diese Studie untersucht die Sicherheit einer durch Kardiologen gesteuerten tiefen Sedierung mit anästhesiologischer Rufbereitschaft in Rahmen von transvenösen Sondenextraktionen.

Methoden:
In einer Kohortenstudie wurde das Sedierungs- und Komplikationsmanagement im Rahmen von 341 transvenösen Sondenextraktionen untersucht. Die Analgosedierung wurde von einem geschulten Kardiologen mit Intensiverfahrung durchgeführt. Als Medikamente wurden Midazolam, Fentanyl sowie Propofol eingesetzt. Die Sedierungsprotokolle der transvenösen Sondenextraktionen wurden retrospektiv analysiert. Als Sedierungs-assoziierte Komplikationen wurden Hypotonien (definiert als systolischer Blutdruck unter 90mmHg mit/ohne Arterenolbedarf), Bradykardien mit Atropinbedarf, zusätzliches Atemwegsmanagment sowie postinterventionelle intensivmedizinische Überwachung evaluiert. Es erfolgte eine Korrelationsanalyse der erfassten Komplikationen mit der Indikation zur TLE (1.), der Medikamenten-Administration (2.) sowie der Patienten-Charakteristika (3.).

Ergebnisse:
(1.) Die Komplikationsrate betrug 22,3 % im Mittel. Hauptkomplikationen waren Hypotonien mit Arterenolbedarf, gefolgt von Bradykardien mit Atropinbedarf (Abbildung 1). Jedoch erforderte keine Sedierungs-assoziierte Komplikation die Unterstützung durch einen Anästhesisten. (2.) Die Komplikationen korrelierten nicht mit der applizierten Sedierungsmedikation. (3.) Komplikationen traten signifikant häufiger bei Patienten mit eingeschränkter Herzfunktion (p=0,01), sowie eingeschränkter Nierenfunktion (p=0,01) auf und korrelierten mit der ASA-Klassifikation der Patienten (p=0,01). TLE aufgrund von Sondendefekten (p=0,02), Sondenperforation (p<0,05) und CIED-assoziierter Infektion waren mit einem höheren Risiko von Sedierungs-Komplikationen assoziiert. Die Sedierung von Patienten mit Sondenendokarditis wurde mit signifikant niedrigeren Propofoldosen (p=0,01) und signifikant höheren Arterenoldosen gesteuert (p=0,01).

Schlussfolgerung:
Das Sedierungsmanagement im Rahmen von Sondenextraktionen kann sicher von einem Kardiologen durchgeführt werden. Die Sedierung von Patienten mit eingeschränkter Herz- und Nierenfunktion sowie Patienten mit Sondenendokarditis und Sondenperforation ist herausfordernd, weswegen in diesen Fällen eine engmaschigere Überwachung der Vitalparameter mit Anpassung der Sedierung erfolgen sollte. Eine Rufbereitschaft der Anästhesie sowie Herzchirurgie ist weiterhin zu empfehlen.



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