Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Die Rolle der chronischen Herzinsuffizienz für die Prognose sehr alter Intensivpatienten mit COVID-19: Eine internationalen Beobachtungsstudie mit 3917 Patienten.
R. R. Bruno1, B. Wernly2, G. Wolff1, J. Fjølner3, A. Artigas4, B. Pinto5, J. Schefold6, D. Kindgen-Milles7, P. Baldia1, M. Kelm1, M. Beil8, S. Sigal8, P. Vernon van Heerden9, W. Szczeklik10, A. Topeli11, M. Elhadi12, M. Joannidis13, S. Oeyen14, E. Kondili15, B. Marsh16, F. Andersen17, R. Moreno18, S. Leaver19, A. Boumendil20, D. De Lange21, B. Guidet20, H. Flaatten22, C. Jung1, für die Studiengruppe: COVIP
1Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 2Klinik für Innere Med. II, Kardiologie u. intern. Intensivmedizin, Universitätsklinik der Salzburger Landeskliniken, Salzburg, AT; 3Department of Intensive Care, Aarhus University Hospital, Aarhus, DK; 4Department of Intensive Care Medicine, Autonomous University of Barcelona, Sabadell, ES; 5Department of Acute Medicine, Geneva University Hospitals, Genf, CH; 6Department of Intensive Care Medicine, Universitätsspital, University of Bern, Bern, CH; 7Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 8Dept. of Medical Intensive Care, Hadassah Medical Center and Faculty of Medicine, Hebrew University of Jerusalem, Jerusalem, IL; 9Dept. of Anesthesiology, Hebrew University of Jerusalem, Jerusalem, IL; 10Center for Intensive Care and Perioperative Medicine, Jagiellonian University Medical College, Krakau, PL; 11Department of Internal Medicine, Hacettepe University Faculty of Medicine, Ankara, TR; 12Faculty of Medicine, University of Tripoli, Tripoli, LY; 13Department of Internal Medicine, Medical University Innsbruck, Innsbruck, AT; 14Department of Intensive Care 1K12IC, Ghent University Hospital, Gent, BE; 15Intensive Care Unit, University Hospital of Heraklion, Heraklion, GR; 16Mater Misericordiae University Hospital, Dublin, IE; 17Dep. of Circulation and medical imaging, Norwegian university of Science and Technology, Trondheim, NO; 18Faculdade de Ciências Médicas de Lisboa, Nova Medical School, Lissabon, PT; 19General Intensive care, St George's University Hospitals NHS Foundation trust, London, UK; 20Sorbonne Universités, Paris, FR; 21Department of Intensive Care Medicine, University Utrecht, Utrecht, NL; 22Department of Anaestesia and Intensive Care, Haukeland University Hospital, Bergen, NO;

Hintergrund und Ziele

Die chronische Herzinsuffizienz (CHF) ist ein wichtiger Risikofaktor für Morbidität und Mortalität bei Patienten mit COVID-19. Alte Patienten gelten ebenfalls als besonders gefährdet für einen schwerwiegenden Verlauf. Ziel dieser Studie war es, den Zusammenhang zwischen einer vorbestehenden Herzinsuffizienz und dem klinischen Verlauf bei kritisch kranken, alten Intensivpatienten mit COVID-19 zu untersuchen.

Methoden

In dieser prospektiven internationalen Multicenterstudie wurden Patienten rekrutiert, die mit schwerer COVID-19 akut auf eine Intensivstation aufgenommen wurden und ≥ 70 Jahre alt waren. Es wurden Patienten-, Behandlungs- und Verlaufsdaten während der Intensivbehandlung erfasst, einschließlich einer vorbestehenden Herzinsuffizienz und ihrer Ätiologie (ischämische/nicht-ischämische Kardiomyopathie). Patienten mit CHF wurden nach reduzierter/mild-reduzierter/erhaltener linksventrikulärer Ejektionsfraktion (HFrEF/HFmrEF/HFpEF) unterteilt, wenn eine vor der akuten Erkrankung dokumentierte Ejektionsfraktion (EF) vorlag. Der Zusammenhang zwischen der vorbestehenden Herzinsuffizienz und dem primären Endpunkt der 30-Tage-Mortalität wurde in uni- und multivariaten logistischen Regressionsanalysen analysiert.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 3.917 Patienten analysiert, wobei bei 3.293 Patienten (84 %) keine Herzinsuffizienz vorlag. Eine vorbestehende nicht-ischämische/ischämische Kardiomyopathie wurde bei n=233/328 Patienten festgestellt. Nach EF wurden die Patienten in HFrEF (n=132), HFmrEF (n=91) und HFpEF (n=103) eingeteilt. Im Vergleich zu Patienten ohne CHF waren Patienten mit CHF älter (77 ± 5 Jahre vs. 76 ± 5 Jahre, p<0,001) und gebrechlicher (Clinical Frailty Scale 4 ± 2 vs. 3 ± 2, p<0,0001), die SOFA-Scores bei der Aufnahme waren bei CHF-Patienten signifikant höher (7 ± 3 vs. 5 ± 3, p<0,0001). Bei den Basischarakteristika gab es keine Unterschiede zwischen ischämischer/nicht ischämischer CHF und zwischen HFrEF, HFmrEF und HFpEF. CHF-Patienten wiesen eine signifikant höhere 30-Tage-Sterblichkeit (60 % vs. 48 %, p<0,001; OR 1,87, 95 % CI 1,5-2,3) und 3-Monats-Sterblichkeit (69 % vs. 56 %, p<0,001) auf. Nach multivariater Adjustierung für verschiedene Confounder (SOFA, Alter, Geschlecht, Gebrechlichkeit) ergab sich jedoch kein unabhängiger Zusammenhang zwischen der Herzinsuffizienz und der 30-Tage-Mortalität (aOR 1,2, 95% CI 0,5-1,5; p=0,137). Die 30-Tage-Mortalität war bei HFrEF signifikant höher als bei HFpEF (64 % vs. 48 %, p=0,042); die linksventrikuläre EF war als kontinuierliche Variable aber nicht unabhängig mit der 30-Tage-Mortalität assoziiert (aOR 0,98, 95 % CI 0,9-1,0; p=0,128).

Schlussfolgerung

Bei kritisch kranken COVID-19-Patienten im Alter von ≥ 70 Jahren war eine vorbestehende chronische Herzinsuffizienz nicht unabhängig mit der 30-Tage-Mortalität assoziiert.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2022/aV362.html