Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Humorale und zelluläre Immunantwort nach Booster-Impfung mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 bei Patienten nach thorakaler Organtransplantation mit unzureichender Immunreaktion nach Zweifachimpfung
A. Costard-Jäckle1, R. Schramm1, B. Fischer2, R. Rivinius3, R. R. Bruno4, B. Müller2, Z. Provaznik5, A. Haneya6, U. Boeken7, C. Knabbe2, J. Gummert1
1Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen; 2Institut für Transfusions- und Labormedizin, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen; 3Klinik für Innere Med. III, Kardiologie, Angiologie u. Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg; 4Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 5Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg; 6Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel; 7Klinik für Kardiovaskuläre Chirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf;
Einleitung: Es wurde gezeigt, dass eine Standard-Zweifachimpfung mit dem mRNA-Impfstoff BNT162b2 bei einem Großteil organtransplantierter Patienten zu keiner ausreichenden humoralen und zellulären Immunantwort führt. Wir untersuchten im Rahmen einer multizentrischen Klinischen Prüfung (EudraCT: 2021-002554-90) Sicherheit und Immunantwort einer 3. Booster-Dosis an thorakal organtransplantierten Patienten mit fehlender oder minimaler Immunantwort nach Zweifachimpfung.

Methoden: 204 Patienten erhielten eine 3. Impfdosis im Mittel 136+35 Tage nach 2. Impfdosis. 28+4 Tage nach Booster-Impfung wurden IgG-Antikörper (SARS-CoV-2 IgG II Quant Assay, positiv ab 7,1 BAU/ml) sowie neutralisierende Antikörper (SARS-CoV-2-NeutraLISA, Euroimmun, % inhibierende Kapazität) bestimmt. An einem Teilkollektiv wurde zusätzliche die T-Zell-Antwort (INF-γ-ausschüttung aus mit SARS-CoV-2 spezifischen Peptiden stimulierten Lymphzyten) untersucht.

Ergebnisse: 61 Patienten zeigten eine deutliche Antikörperreaktion mit einem Anstieg des IgG-Antikörpertiters auf >100 (814+1034) BAU/ml, mit korrespondierem Anstieg der neutralisierenden Antikörper (Responder, Gr. 1); 46 Patienten zeigten eine geringe Antikörperreaktion auf 7,1-100 (39+24) BAU/ml (Gr. 2), bei 97 Patienten konnte auch mit einer 3. Booster-Dosis keine humorale Immunantwort ausgelöst werden (IgG-AK < 7,1 BAU/ml, <20% Inhibition neutralisierender AKs, non-responder, Gr. 3). Die Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich Lebensalter, Geschlecht, oder Intervall zwischen den Impfdosen, jedoch bzgl. der kumulativen Immunsuppression: Non responder (Gr. 3) hatten einen höheren Anteil an Patienten mit Triple-Immunsuppression: 78% (Gr. 2: 62%; Gr. 1: 41%), an Immunsuppression mit Mycofenolat: 88% (Gr.2: 83%; Gr.1: 46%) und mit Tacrolimus: 88% (Gr.2: 67%; Gr.1: 54%), weniger non responder wurden mit Everolimus (12%; Gr. 2: 19%, Gr. 1: 41%) und/oder Sandimmun behandelt (10%; Gr. 2: 31%, Gr. 1: 39%). Eine spezifische T-Zell-Antwort zeigte sich bei 53% der Antikörper (AK)-responder (Gr. 1), bei <10% der Patienten mit fehlender oder schwacher AK-reaktion (Gr. 2 und 3). Die Booster-Impfung hatte eine niedrige Nebenwirkungsrate, (meist Schmerzen an der Einstichstelle), keine schwerwiegenden Ereignisse, insbesondere kein Hinweis auf Abstoßungsreaktion.

Schlussfolgerung: Bei Patienten nach thorakaler Organtransplantation mit fehlender Immunantwort nach Zweifachimpfung wurde eine 3. Booster-Impfung mit dem Pfizer mRNA-Impfstoff BNT162b2 gut vertragen, löste jedoch nur in 30% der Patienten eine relevante humorale Immunantwort aus. 48% blieben auch nach 3. Booster-Impfung ohne Antikörper-Reaktion. Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang mit der kumulativen Immunsuppression, mit höherer Wahrscheinlichkeit einer fehlenden Impfantwort unter Triple-Immunsuppression, insbesondere bei Verwendung der Kombination aus Tacrolimus und Mycofenolat. Zu diskutieren ist die Verwendung einer 4. Booster-Dosis, ggf. nach Modifikation/Reduzierung der Immunsuppression sofern individuell klinisch vertretbar.

https://dgk.org/kongress_programme/jt2022/aV361.html