Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Regelmäßiger Sport führt zu einem günstigerem kardiovaskulären Risikoprofil, besserer Lebensqualität, weniger Depressionen und weniger psychischem Stress - Daten von 4602 Teilnehmern der ELITE-Studie
C. Conradi1, B. Schrader1, A.-M. Bünker2, S. Lüders3, B. Vaske4, M. Koziolek2, H. Haller5, A. Elsässer1, J. Schrader6
1Klinik für Kardiologie, Klinikum Oldenburg AöR, Oldenburg; 2Nephrologie und Rheumatologie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen; 3Klinik für Innere Medizin- Nephrologie, St.-Josefs-Hospital Cloppenburg, Cloppenburg; 4Statistik, Institut für Klinische Forschung, Cloppenburg; 5Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover; 6Institut für klinische Forschung (INFO), Cloppenburg;
Es ist gut belegt, dass unzureichende körperliche Aktivität wesentlich zu vermeidbaren Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Bluthochdruck und Adipositas beiträgt. Dennoch ist die Zahl der körperlich aktiven Menschen in Deutschland noch zu gering.
In der ELITE-Studie im Nordwesten Deutschlands werden 4602 eingeschlossene Teilnehmer regelmäßig auf kardiovaskuläre Risikofaktoren untersucht. Ziel ist es, durch individuelle Empfehlungen und regelmäßige Nachsorge mehr Teilnehmer zu motivieren, ihr Risikoprofil zu verbessern. In der vorliegenden Arbeit werden die Daten zur körperlichen Aktivität in Korrelation mit den anderen zu Beginn der Studie erhobenen Daten dargestellt. Eine Besonderheit dieser Darstellung ist, dass die üblichen kardiovaskulären Risikofaktoren, aber auch die Auswirkungen auf psychosoziale Faktoren (Stress, Wohlbefinden, Depression, Ernährung) gleichzeitig erfasst wurden. Die Teilnehmer wurden anhand ihrer körperlichen Aktivität in 3 Gruppen eingeteilt: 1. viel Sport (VS): täglich bis 2-3x pro Woche (41,4%), 2. mäßiger Sport (MS): 1x/Woche bis 2x/Monat (28,8%), 3. unzureichender Sport (US): 1x/Monat bis gar nicht (29,8%). Das Alter unterschied sich in den 3 Gruppen nicht. In dieser Kohorte trieben also nur 41,4 % der Befragten das empfohlene Maß an Sport.
Der häufigste Risikofaktor war die arterielle Hypertonie, die mit zunehmender körperlicher Aktivität deutlich abnahm. Diabetes, Nikotin und ein erhöhter BMI waren in der Gruppe 1 VS ebenfalls deutlich seltener. Außerdem wurden in dieser Gruppe 1 seltener blutdrucksenkende Mittel eingenommen.
Im Gegensatz dazu wiesen die körperlich weniger aktiven Teilnehmer signifikant häufiger 3 oder mehr zusätzliche Risikofaktoren auf. Auch bei den Ernährungsgewohnheiten gab es große Unterschiede zwischen den Gruppen. Während Gruppe 1 mehr Obst (64 %) und deutlich weniger Schweinefleisch verzehrte, nahmen in Gruppe 2 und 3 nur 58,3 % bzw. 50,3 % Obst in ihre Ernährung auf.
Häufige Bewegung wirkte sich auch günstig auf die psychosozialen Faktoren Stress, Depression und allgemeines Wohlbefinden aus, die in Gruppe 1 signifikant besser waren.
Insgesamt bestätigen die Ergebnisse die positiven Einflüsse von Bewegung auf bekannte kardiovaskuläre Risikofaktoren und auf psychosoziale Parameter. Die Prävalenz mehrerer Risikofaktoren pro Person auf niedrigem Sportniveau ist besonders besorgniserregend, da diese Teilnehmer am meisten profitieren würden. Während einer regelmäßigen 5-Jahres-Nachbeobachtung werden die Teilnehmer der Gruppen 2 und 3 intensiv über die Notwendigkeit einer Steigerung der körperlichen Aktivität aufgeklärt. Es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich die Bemühungen sein werden und welche Gründe zu einem Scheitern der Empfehlungen führen könnten.

https://dgk.org/kongress_programme/jt2022/aV1753.html