Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Schlafbezogene Atmungsstörungen sind ein unabhängiger Risikofaktor für das Auftreten von ventrikulären Arrhythmien bei Herzinsuffizienzpatienten
K. Alzein1, M. Gercek1, M. Gerçek2, H. Omran1, D. Dumitrescu1, V. Rudolph1, H. Fox3, P. Sommer4
1Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen; 2Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie, Herzzentrum Duisburg, Duisburg; 3Zentrum für Herzinsuffizienz, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen; 4Klinik für Elektrophysiologie/Rhythmologie, Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen;
Einleitung:
Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) zeigen eine hohe Prävalenz bei Patienten mit Herzinsuffizienz, wobei die Kombination beider Erkrankungen mit vermehrten Herzrhythmusstörungen und plötzlichem Herztod assoziiert ist. Aktuelle Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen SBAS und dem Risiko zur Entwicklung ventrikulärer Arrhythmien, wobei der Einfluss einer SBAS-Behandlung auf die Arrhythmielast bislang noch nicht ausreichend untersucht ist.
 
Methoden:
In einer retrospektiven Analyse von Herzinsuffizienzpatienten mit implantierten Aggregaten (ICD/CRT-D) sowie mit nachgewiesener SBAS (dokumentiert mittels Mehrkanal-kardiorespiratorischer Polygraphie) wurde untersucht, ob eine SBAS Behandlung ventrikuläre Arrhythmien reduzieren kann. Mittel- bis schwergradige SBAS wurden hierbei ab einem Apnoe-Hypopnoe Index (AHI) ≥ 15/h definiert. Das Auftreten von Herzrhythmusstörungen sowie ICD Therapien wurde durch das Auslesen implantierter Aggregate (ICD /CRT-D) vor und 4 Jahre nach Beginn einer SBAS Behandlung ausgewertet.
 
Ergebnisse:
In dieser Studie konnten 240 Patienten mit ICD/CRT-Therapie sowie nachgewiesener SBAS eingeschlossen werden (mittleres Alter 66,3 ± 10,76 Jahre, 86,3% männlich, mittlere linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) 30,7 ± 9,9%).
 
Der Anteil prädominant zentraler SBAS lag bei 40,4%, während 31,3% der Patienten eine prädominant obstruktive SBAS aufwiesen. 28,3% der Patienten zeigten eine gemischte SBAS. Nach Propensity--Score Matching konnten 73 Patienten mit spezifischer SBAS-Therapie mit 73 Patienten ohne SBAS-Therapie im Hinblick auf das Auftreten von malignen Herzrhythmusstörungen verglichen werden. Das Auftreten von anhaltenden ventrikulären Tachykardien (VT) war signifikant häufiger bei Patienten ohne SBAS-Therapie im Vergleich zum behandelten Patienten zu beobachten (69,9% versus 28,8%; p = < 0,001).
 
Insgesamt benötigten 35,6% Patienten antitachykardes Pacing (ATP), worunter 34 (46,7%) Patienten eine unbehandelte und 17 (23,3%) eine Therapie der SBAS hatten (p = 0,003).
 
17,8% Patienten benötigten eine effektive Schockabgabe. Hierbei lag der Anteil der Patienten mit unbehandelter SBAS bei 35,6%, wohingegen 6,8% der Patienten bereits auf eine adäquate SBAS-Therapie eingestellt waren (p < 0,001).
 
Die mittlere ereignisfreie Überlebenszeit betrug 8,0 ± 7,9 Monate in der unbehandelten SBAS Gruppe im Vergleich zu 13,3 ± 11,5 Monaten in der SBAS Therapie-Gruppe (p = 0,001).
 
Diskussion:
Eine spezifische SBAS Therapie ist mit einem reduzierten Auftreten ventrikulärer Tachykardien sowie geringerer ICD/CRT-D Schockabgaben assoziiert, sodass die gezielte SBAS Diagnostik und ggf. Therapie Bestandteil der Behandlung von Herzinsuffizienz-Patienten darstellen sollte.

https://dgk.org/kongress_programme/jt2022/aV1746.html