Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Sicherheit der His-Bündel-Stimulation im Langzeit-Verlauf über 3 Jahre
C. W. Israel1, R. M. Marinos2, S. Deelawar1, T. Feldmann1, M. Kalyani1, H. Almahallawi1, S. Tribunyan1
1Innere Medizin, Kardiologie, Nephrologie und Diabetologie, Evangelisches Klinikum Bethel, Bielefeld; 2Innere Medizin, Pneumologie, Evangelisches Klinikum Bethel, Bielefeld;
Hintergrund: Die Stimulation von His-Bündel und linkem Tawara-Schenkel ermöglicht auch bei AV-Blockierungen eine physiologische Erregungsausbreitung über das Reizleitungssystem und damit eine optimale Synchronisation der ventrikulären Kontraktion. Eine effektive His-Bündel-Stimulation (HBS) kann jedoch einen höheren Output erfordern. Über das Risiko einer Elektroden- (Mikro-) Dislokation und eines Reizschwellenanstiegs bis zum Stimulationsverlust bestehen wenige Langzeiterfahrungen.    

Patienten und Methodik: Es wurden alle konsekutiven Patienten (Pat), bei denen 2016-2021 in unserem Zentrum eine HBS versucht wurde, eingeschlossen und nachverfolgt. Bei allen Pat wurde eine spezielle 4,1F-Elektrode zur Implantation am His-Bündel benutzt. Bei erfolglosem Implantationsversuch wurde auf eine Linksschenkelstimulation (LSS), eine konventionelle septale rechtsventrikuläre oder eine linksventrikuläre (LV) Elektrodenimplantation im Koronarsinus umgestellt. Die Pat. erhielten ein 1-, 2- oder 3-Kammer-Schrittmacher- oder ICD-System. Im Abstand von 1, 6, 12, 24 und 36 Monaten nach Implantation wurden Device-Kontrollen durchgeführt. Es wurden alle Fälle von Stimulationsverlust oder Reizschwellenanstieg auf >2,5V/1,0 ms, sowie alle Revisions-, Upgrade- oder Aggregatwechsel-Operationen erfasst.   

Ergebnisse: Die Implantation zur HBS (n=186) oder LSS (n=6) war in 192/209 Fällen (92%) erfolgreich, bei 1 Pat wurde stattdessen eine LV-Elektrode, bei 16 Pat eine septale rechtsventrikuläre Elektrode implantiert. Die mittlere Reizschwelle zur HBS lag bei 0,7±0,5V/ 1,0 ms bei Implantation, bei 2 Pat wurde eine Reizschwelle >2,5V/1,0 ms bei Implantation akzeptiert. Bei der 1-Monats-Kontrolle fand sich bei 4 Pat (2%) ein Stimulationsverlust (2x Twiddler-Syndrom, 2x Mikrodislokation), alle 4 Fälle wurden revidiert. Bei weiteren 8 Pat (4%) fand sich bei der 1-Monats-Kontrolle ein Reizschwellenanstieg auf >2,5V/1,0ms, ohne dass eine Revisions-Operation durchgeführt werden musste. Bei der Kontrolle nach 6 Monaten kam 1 weiterer hinzu, nach 12 Monaten 2, nach 24 Monaten kein und nach 36 Monaten 2 weitere Pat mit Reizschwellenanstiegen bis >2,5V/1,0ms. Alle insgesamt 13 Pat (6%) mit chronisch erhöhten Reizschwellen zeigten stabil erhöhte Werte, die über eine Umprogrammierung beherrschbar waren, insbesondere bei Vorhandensein einer rechtsventrikulären Back-up-Elektrode. Bei 4 Pat waren die Reizschwellen im weiteren Verlauf wieder rückläufig. Bei keinem der 209 Pat musste >3 Monate nach Implantation eine Revisionsoperation oder im Verlauf von 3 Jahren ein Aggregatwechsel vorgenommen werden. Bei einem Pat mit nicht-selektiver HBS und relativ breiter Pseudo-Delta-Welle wurde die klinische Entscheidung getroffen, ein Upgrade auf eine biventrikuläre Stimulation durchzuführen.      
 

Schlussfolgerungen: Die HBS war in unserer Untersuchung mit einem Risiko für einen ventrikulären Stimulationsverlust von 2% (alle im 1. Monat) und für hohe Reizschwellen von 13% über einen Zeitraum von 3 Jahren assoziiert. Rund 2/3 der Reizschwellenanstiege traten im 1. Monat nach Implantation auf, jedoch vereinzelt auch erst nach 12-36 Monaten. Da ein erheblicher Reizschwellenanstieg im Einzelfall schwer vorhersagbar ist, sollte insbesondere für Schrittmacher-abhängige Pat eine rechtsventrikuläre Back-up-Elektrode erwogen werden.

https://dgk.org/kongress_programme/jt2022/aV1722.html