Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Verlängerte Detektionsdauer reduziert signifikant inadäquate ICD-Therapien bei Patienten mit linksventrikulärem Unterstützungssystem
S. Hohmann1, J. Heimeshoff2, C. Zormpas1, J. Müller-Leisse1, H. A. K. Hillmann1, J. Eiringhaus1, T. König3, J. D. Schmitto2, J. Bauersachs1, D. Duncker1, C. G. Veltmann1
1Hannover Herzrhythmus Centrum, Klinik für Kardiologie und Angiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover; 2Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover; 3Kardiologie, Vinzenzkrankenhaus Hannover, Hannover;
Einführung: Linksventrikuläre Unterstützungssysteme (LVAD) sind als Therapieoption der schweren Herzinsuffizienz etabliert. Nahezu alle LVAD-Patienten sind zudem in primär- oder sekundärprophylaktischer Indikation mit einem implantierbaren Kardioverter-Defibrillator (ICD) versorgt. LVAD-Patienten weisen ein hohes Risiko für maligne ventrikuläre Rhythmusstörungen auf, neigen jedoch gleichzeitig zu supraventrikulären Tachyarrhythmien. Die Gefahr inadäquater ICD-Therapien ist daher beträchtlich. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, den Effekt einer üblichen ICD-Programmierung gegenüber einer Programmierung mit langer Detektionsdauer auf das Auftreten inadäquater ICD-Therapien zu untersuchen.

Methoden und Ergebnisse: 337 konsekutive Patienten mit LVAD und ICD wurden retrospektiv identifiziert (292 männlich, mittleres Alter 54,2 ± 12,3 Jahre). Das mediane Follow-up erstreckte sich über 2,3 (IQR 1,3 - 3,7) Jahre. Bei 155 Patienten (46,0%) bestand die Herzinsuffizienz auf dem Boden einer ischämischen Kardiomyopathie, 150 Patienten (44,5%) wiesen eine nicht-ischämische Kardiomyopathie auf. Die übrigen 32 Patienten (9,4%) boten andere Ätiologien. Das ICD-System zum Zeitpunkt der LVAD-Implantation war bei 176 Patienten (52,2%) ein Einkammer-ICD, bei 45 Patienten (13,4%) ein Zweikammer-ICD und bei 116 Patienten (34,4%) ein CRT-D.
Insgesamt traten im Follow-up-Zeitraum bei 153 Patienten 2228 durch den ICD therapierte Episoden auf, von denen 2066 Episoden (92,6%) adäquat waren. Bei 162 Episoden (7,3%) handelte es sich um inadäquate Therapien durch supraventrikuläre Tachykardien (n=115; 71,4%), Sinustachykardien (n=15; 9,3%) oder Oversensing (n=21; 12,9%). Die Standardprogrammierung (Detektionsintervalle in der langsamsten Therapiezone [number of intervals for detection, NID] ≤ 40) und eine verzögerte Detektion (NID > 40) wurden im Hinblick auf die Zeit bis zum Auftreten der ersten inadäquaten Therapie verglichen.
285 Patienten waren bei der ersten ICD-Abfrage nach LVAD-Implantation auf eine NID ≤ 40 programmiert (Median 30, IQR 23 - 35), 47 Patienten auf eine NID > 40 (Median 60, IQR 50-76). In 5 Patienten war die Detektion entweder deaktiviert, oder die genaue Programmierung war nicht dokumentiert. Die Zykluslängen der langsamsten Therapiezone unterschieden sich nicht (340 ms [IQR 330 – 350 ms] bzw. 330 ms [IQR 322 – 340 ms]). Die verzögerte Detektion war mit einer signifikant längeren Freiheit von inadäquaten Therapien assoziiert (Hazard ratio 0.14, p [log rank] = 0.027), wohingegen kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen im Hinblick auf adäquate Therapien bestand.

Zusammenfassung: Eine Detektionsdauer von > 40 Intervallen in der langsamsten Therapiezone des ICD führt bei Patienten mit LVAD zu einer signifikant längeren Freiheit von inadäquaten ICD-Therapien und sollte in diesem Patientenkollektiv erwogen werden.


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