Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Übersterblichkeit bei Patienten mit Aspirin und Metamizol Ko-Medikation und kardiovaskulären Erkrankungen: Eine landesweite Studie
A. Polzin1, L. K. Dannenberg1, C. Helten1, M. Pöhl1, D. Metzen1, P. Mourikis1, C. Dücker2, U. Marschall3, H. L’Hoest3, B. Hennig3, S. Zako1, K. Trojovsky1, T. Petzold4, C. Jung1, B. Levkau5, T. Zeus1, K. Schrör6, T. Hohlfeld6, M. Kelm1
1Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 2Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen; 3Abteilung Medizin und Versorgungsforschung, BARMER Krankenhasse, Wuppertal; 4Medizinische Klinik und Poliklinik I, LMU Klinikum der Universität München, München; 5Institut für Molekulare Medizin III, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 6Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf;

Hintergrund:
Schmerz ist ein ernstzunehmendes Thema in unserer alternden Gesellschaft. Metamizol ist eines der am häufigsten eingesetzten Analgetika. Außerdem hat sich gezeigt, dass Metamizol die pharmakodynamische Reaktion auf Aspirin schwächt, gemessen an Plättchenfunktionstests. Jedoch ist nicht bekannt, inwiefern dieser laborchemische Effekt auf das klinische Outcome von Patienten übertragbar ist.

Methoden:
Wir führten eine deutschlandweite Analyse auf Grundlage von Krankenkassendaten mit 9,2 Millionen Patienten durch. Alle Patienten mit einem kardiovaskulären Ereignis im Jahr 2014 und folgender Sekundärprävention mit Aspirin wurden über 36 Monate nachbeobachtet. Es wurde eine Inverse probability of treatment weighting (IPTW) Analyse durchgeführt, um die Mortalitätsrate zwischen Patienten mit Aspirin-Metamizol Ko-Medikation und alleiniger Aspirin-Medikation zu untersuchen. Außerdem wurden die Ereignisse Myokardinfarkt (MI) und Schlaganfall/Transitorische ischämische Attacke (TIA) dokumentiert.

Ergebnisse:
26.200 Patienten erhielten eine alleinige Aspirin-Dauermedikation und 5.946 eine Ko-Medikation mit Aspirin und Metamizol. In der IPTW-Analyse wurde eine deutlich gesteigerte Mortalität in der Ko-Medikation-Gruppe beobachtet (15,6% vs. 24,4%, hazard ratio (HR)=1,66, 95% Konfidenzintervall (KI) 1,56-1,76; p<0,0001). MI und Schlaganfall/TIA waren ebenfalls erhöht (MI: 1.370 [5,2%] vs. 355 [5,9%]; HR=1,18, 95% KI 1,05-1,32; p=0,0066, Relatives Risiko (RR) 1,14, Absolute Risikoerhöhung (ARI) 0,71%, Number needed to harm (NNH) 140. Schlaganfall/TIA: 1.901 [7,3%] vs. 506 [8,5%]; HR=1,22, 95% KI 1,11-1,35; p<0,0001, RR 1,17, ARI 1,21%, NNH 82).

Schlussfolgerungen:
In dieser landesweiten Beobachtungsstudie war eine Aspirin-Metamizol Ko-Medikation mit einer überhöhten Mortalität assoziiert. Dies war teilweise durch ischämische Ereignisse (MI und Schlaganfall/TIA) bedingt, welche bei den Ko-Medikations-Patienten ebenfalls häufiger auftraten. Deshalb sollte Metamizol bei sekundärprophylaktisch mit Aspirin behandelten Patienten mit Vorsicht angewandt werden.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2022/aV1419.html