Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Long-COVID Patienten weisen signifikant häufiger Anzeichen einer inflammatorischen Myokarderkrankungen auf als ein freiwilliges Kontrollkollektiv
E. Hüll1, J. Kersten1, A. Wolf1, L. Hoyo1, M. Tadic1, N. Nita1, C. Reichart1, D. Scharnbeck1, W. Rottbauer1, D. Buckert1
1Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Ulm, Ulm;

HINTERGRUNDIm Nachgang einer Erkrankung mit COVID-19 werden bei einem relevanten Anteil der Genesenen fortbestehende Symptome beschrieben (Long-COVID). Hierbei finden sich Hinweise für inflammatorische Myokarderkrankungen.

METHODENPatienten mit langandauernden Symptomen mindestens 3 Monate nach einer akuten COVID-19 Erkrankung wurden in unserer Long-COVID Spezialambulanz systematisch untersucht. Hierbei durchliefen sie einen strukturierten Untersuchungsprozess, der im Falle auffälliger Basisdiagnostika eine kardiovaskuläre Magnetresonanztomographie (CMR) an einem 1,5 T Scanner beinhaltete. [1] Hierbei erfolgte eine volumetrische und funktionelle Beurteilung des linken und rechten Ventrikels. Daneben erfolgten Mapping-Untersuchungen zur Bestimmung der T1- und T2-Zeit sowie des ECV. Late gadolinium enhancement Sequenzen (LGE) wurden durchgeführt und semiquantitativ ausgewertet. Als Vergleichskollektiv dienten subjektiv beschwerdefreie Probanden, welche bereits vor vor der SARS-CoV-2-Pandemie im Rahmen einer Myokarditisstudie anhand desselben Untersuchungsprotokolls gescannt wurden.

ERGEBNISSEZum Zeitpunkt der Analyse lag bei 40 Pateinten mit Long-COVID Syndrom eine CMR-Untersuchung vor. Anhand der Gewebecharakterisierung und der modifizierten Lake-Louise-Kriterien [2] konnte bei 6/40 Patienten (15,0%) eine hochwahrscheinliche oder sichere Myokarditis diagnostiziert werden. Eine relevante Reduktion der linksventrikulären Ejektionsfraktion (< 50%) trat bei 4/40 Patienten (10,0%) auf. Verglichen mit dem gesunden Kontrollkollektiv zeigte sich eine Einschränkung der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) (57.3 ± 7.8 % vs. 62.9 ±5.8 %, p = 0.007) und der rechtsventrikulären Ejektionsfraktion (RVEF) (49.5 ± 7.5 % vs. 54.9 ± 6.1 %, p = 0.010) (siehe Tabelle 1). Patienten mit Myokarditis hatten signifikant mehr LGE bei einer Tendenz zu höheren Werten im parametrischen Mapping, wohingegen Long-COVID Patienten ohne Myokarditis Werte auf dem Niveau des gesunden Kontrollkollektivs hatten (siehe Tabelle 2).

DISKUSSION Patienten mit persistierenden Symptomen nach durchgemachter COVID-Infektion weisen signifikant häufiger Hinweise auf eine abglaufene inflammatorische Myokarderkrankung auf als ein repräsentatives Kontrollkollektiv. Die Korrelation der Befunde zur Symptomschwere und -last muss jedoch weiter evaluiert werden.
 

Quellen:

[1]          Kersten J, Baumhardt M, Hartveg P, et al. Long COVID: Distinction between Organ Damage and Deconditioning. Journal of Clinical Medicine. 2021; 10(17):3782. doi.org/10.3390/jcm10173782

[2]          Ferreira VM, Schulz-Menger J, Holmvang G, et al. Cardiovascular Magnetic Resonance in Nonischemic Myocardial Inflammation: Expert Recommendations. J Am Coll Cardiol. 2018;72(24):3158-3176. doi:10.1016/j.jacc.2018.09.072.

Table 1 Baseline characteristics, volumetry and cardiac function of patients after COVID-19 (Long COVID) and healthy controls.


Table 2 Tissue characterization of patients with myocarditis in the setting of post-acute COVID-19 (‘Long-COVID myocarditis’), symptomatic patients without clear indication of myocarditis (‘functional Long-COVID’) and healthy controls.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2022/aP521.html