Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Korrelation zwischen kardiopulmonalen Funktionsparametern und Symptomschwere bei Patienten mit Long-COVID
J. Kersten1, A. Wolf1, L. Hoyo1, E. Hüll1, S. Andreß1, S. d´Almeida1, D. Scharnbeck1, W. Rottbauer1, D. Buckert1
1Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Ulm, Ulm;

HINTERGRUND:
Nach einer Erkrankung mit dem SARS-CoV-2 Virus (COVID-19) werden vermehrt langandauernde Krankheitszustände mit pathologischen Veränderungen verschiedener Organsysteme beschrieben (Long-COVID Syndrom). Eine direkte Korrelation der teilweise nur geringfügig auffälligen Organdiagnostik zu den vielfältig geäußerten subjektiv empfundenen Beschwerden ist häufig nur eingeschränkt möglich.

Diese Untersuchung hat daher zum Ziel, die physische und mentale  Symptomlast von Long-COVID Patienten zu ihren tatsächlichen Befunden der somatischen Abklärung in Beziehung zu setzen.

METHODEN:
Patienten mit persistierenden Beschwerden mindestens 3 Monate nach durchgemachter COVID-19 Erkrankung wurden mittels SF-36 Fragebogen standartisiert zu ihrer physischen und mentalen Gesundheit befragt und anschließend einer kardiopulmonalen Diagnostik zugeführt. Die physische Gesundheit wurde definiert als arithmetisches Mittel zwischen den einzelnen physischen Messskalen des SF-36 Fragebogens und die mentale Gesundheit analog als Mittel der psychischen Parameter. Verglichen wurden jeweils die beiden oberen Quartile mit den beiden unteren Quartilen bezogen auf Ergebnisse der transthorakalen Echokardiographie, Bodyplethysmographie, kapillären Blutgasanalyse (BGA) und des 6-Minuten-Gehtestes (6-MWT).

ERGEBNISSE:
Vom 22. Februar bis zum 13. September 2021 wurden insgesamt 463 Patienten prospektiv untersucht, von denen 367 zur weiteren Analyse zur Verfügung standen (siehe Abbildung 1). Patienten mit einem eingeschränkten körperlichen Wohlbefinden waren signifikant häufiger Frauen, höheren Alters, häufiger Hypertoniker und hatten einen höheren BMI (siehe Tabelle 1). In den Untersuchungsbefunden ergab sich ein signifikanter Zusammenhang der höheren Symptomschwere insbesondere zu der Gehstrecke des 6-MWT (495.6 ± 83.7 m vs. 549.7 ± 71.6 m, p=<0.001) und der Diffusionskapazität für Kohlenmonoxit (DLCO) (85.6 ± 14.3 % des Solls vs. 94.5 ± 14.4 % des Solls, p<0.001). Unterschiede in der BGA waren ebenso statistisch signifikant (pO2 76.9 ± 10.2 mmHg vs. 79.2 ± 7.8 mmHg, p=0.016, pCO2 36.2 ± 4.4 mmHg vs. 37.5 ± 4.3 mmHg, p=0.007). Gruppiert nach der Selbsteinschätzung der mentalen Gesundheit zeigte sich ebenso eine relevante Häufung von Frauen in der höher symptomatischen Gruppe (123 (69.1%) vs. 88 (46.6%)). Erneut bestanden signifikant reduzierte Messergebnisse bei Patienten mit schlechterer mentaler Gesundheit in Bezug auf die Gehstrecke des 6-MWT (502.4 ± 73.3 m vs. 543.3 ± 85.2 m, p<0.001) und der DLCO (87.1 ± 16.4 % des Solls vs. 93.1 ± 12.9 % des Solls, p<0.001). Daneben wurden Einschränkungen der FVC (p=0.027), des FEV1 (p=0.021) und pCO2 (p=0.005) beobachtet (siehe Tabelle 2). Sowohl in der Gruppierung nach körperlicher als auch nach mentaler Gesundheit waren keine Unterschiede mit Bezug auf echokardiographische Parameter zu beobachten.

DISKUSSION:
Die physische und psychische Selbstwahrnehmung von Patienten mit Long-COVID-Syndrom korreliert invers mit Parametern der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit (v.a. 6-MWT, DLCO). Ob diese Parameter einer funktionellen Beeinträchtiung der entsprechenden Organsysteme entspricht, oder ob es sich um definierte Organschäden handelt, muss weiter differenziert werden.

Abbildung 1 Patienteneinschluss.

Table 1 Cardiac and pulmonary function depending on the assessment of physical health by SF-36.


Table 2 Cardiac and pulmonary function depending on the assessment of mental health by SF-36.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2022/aP517.html