Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Akuter Prozedurerfolg und Komplikationsrate der Alkoholablation des Marshall Ligament bei persistierendem Vorhofflimmern
O. Krahnefeld1, T. Agdirlioglu1, P. Poley1, J. Weil1
1Kardiologie, Sana-Kliniken Lübeck GmbH, Lübeck;
Einleitung
Die Katheterablation bei persistierendem Vorhofflimmern hat trotz kontinuierlicher Verbesserung der Ablationstechnologien mit der Möglichkeit der permanenten Isolation der Pulmonalvenen (PVI) auch weiterhin nur einen limitierten prozeduralen Erfolg bezüglich der Freiheit von Vorhofflimmern (AFIB). Das Marshall Ligament (Ligament of Marshall, LOM) mit der Marshall Vene (Vein of Marshall, VOM) enthält potentiell arrhythmogene Fasern und Ganglien, die als Vorhofflimmer-Trigger akzeptiert sind. Mit der Alkoholablation des LOM können diese extrapulmonalen Trigger für Vorhofflimmern erfolgreich interventionell behandelt werden. In Deutschland wird das Verfahren bisher kaum eingesetzt, sodass hierzulande die klinischen Erfahrungen mit dem Verfahren sehr begrenzt sind. Der akute Prozedurerfolg der Alkoholablation des LOM wird in erfahrenen Zentren mit 85% beziffert. 
 
Ziel
Analyse der akuten prozeduralen Erfolgsrate sowie der akuten Komplikationsrate der kathetergeführten Alkoholablation des LOM als alleinstehende Prozedur (Standalone) oder adjuvant bei Katheterablation mit adaptierter Angiographie- und Interventionstechnik.
 
Patienten und Design
Analyse der Patienten im Zeitraum November 2019 bis November 2021. Kriterien für die Durchführung der Alkoholablation des LOM waren: Induzierbarkeit von Vorhofflimmern nach erfolgreicher PVI, Rezidiv von AFIB nach PVI, Re-Ablation bei isolierten Pulmonalvenen mit bei elektroanatomischem Map der LOM Region zuzuordnendem Tachykardieursprung. Bei negativer Angiographie der VOM zusätzliche Durchführung einer Rotationsangiographie (DynaCT). Bei gesichert negativer Angiographie trotz DynaCT Sondierungsversuch der VOM an typischer Position proximal der Valve of Vieussens mit einem 0,04 Koronardraht. Bei instabiler Katheterlage durch proximalen Abgang der VOM erfolgte der Wechsel von transfemoralem auf einen transjugulären Zugang.
 
Ergebnisse
Bei 147 Patienten (Alter 70±16 Jahre, BMI 29±5) wurde eine LOM Alkoholablation durchgeführt, davon bei 136 Patienten als Standalone Prozedur. Prozedurdauer 57±115 Minuten, alleinstehende Prozedur 56±29 Minuten, Durchleuchtungszeit 17,5±14 Minuten. Primär erfolgreiche LOM Ablation in 143 von 147 Prozeduren (97%), zusätzliches DynaCT erforderlich zur Darstellung bei konventionell negativer Angiographie bei 5 Patienten (3,4 %). Sondierung der angiographisch negativen VOM mit dem PCI Draht bei 11 Patienten (7,5 %). Wechsel von transfemoralem Zugang auf transjugulären Zugang in 5 Patienten (3,4%), Summe der zusätzlich erfolgreichen Patienten durch Technikerweiterung bei 21 Patienten (14%). Komplikationen: Leistenkomplikationen 0/147, Perikarderguss oder - Tamponade 0/147, TIA 1 Woche nach Prozedur 1/147 Patienten, Summe akuter prozeduraler Komplikationen <1% .
 
Schlussfolgerungen
Erweiterung der Interventionstechnik der Alkoholablation des LOM mit Rotationsangiographie, transjugulärem Zugang sowie Sondierung einer angiographisch negativen VOM mit dem PCI Draht führt zu einer deutlichen Verbesserung der prozeduralen Erfolgsrate und sehr niedriger akuter Komplikationsrate bei der Alkoholablation des LOM in einem seriellen Kollektiv von Patienten mit persistierendem AFIB- sowohl in der Standalone Prozedur als auch als adjuvante Maßnahme im Rahmen einer Katheterablation. Durch die verbesserte Erfolgsrate der LOM Alkoholablation kann möglicherweise das klinische Ergebnis in der Behandlung von persistierendem AFIB verbessert werden.

https://dgk.org/kongress_programme/jt2022/aP482.html