Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Prospektive Analyse der Eignung für den S-ICD bei Patienten nach Implantation eines Linksherzunterstützungssystems
C. Zormpas1, S. Hohmann1, J. Müller-Leisse1, J. Eiringhaus1, H. A. K. Hillmann1, J. D. Schmitto2, C. G. Veltmann1, D. Duncker1
1Kardiologie und Angiologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover; 2Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, OE 6217, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover;

Einleitung: Der subkutane ICD (S-ICD) stellt eine sichere und effektive Alternative zu den transvenösen ICD-Systemen dar und ist hierbei eine attraktive Option besonders bei Patienten mit hohem Infektionsrisiko. Patienten mit schwerer therapierefraktärer Herzinsuffizienz profitieren von der Implantation eines Linksherzunterstützungssystems (LVAD). Allerdings kann die Koexistenz von S-ICD und LVAD eine Herausforderung darstellen mit niedrigen Eignungsraten für S-ICD bei Patienten mit LVAD und relevanten Device-Device Interaktionen. Ziel der aktuellen Studie war es, die Eignung für den S-ICD prospektiv bei Patienten zu untersuchen, die sich einer LVAD Implantation unterziehen.

Methoden: 22 Patienten, die sich einer LVAD Implantation in der Medizinischen Hochschule Hannover unterzogen, wurden eingeschlossen. Das S-ICD Screening erfolgte vor und nach LVAD Implantation mithilfe des EKG-basierten und des Device-basierten S-ICD Screening Tests. Ziel des Device-basierten S-ICD Screening Tests war potentielle elektromagnetische Interferenzen zwischen S-ICD und LVAD zu demaskieren. Die Eignung für den S-ICD wurde definiert, als positiver EKG-basierter und Device-basierter S-ICD Screening Test für die einzelnen Wahrnehmungsvektoren.

Ergebnisse: Das mittlere Patientenalter bei Einschluss lag bei 57.3 ± 8.7 Jahren. Die Mehrheit der Patienten (n=21, 95.5%) waren männlich. Die zugrundeliegenden Grunderkrankungen waren eine dilatative Kardiomyopathie (n=16, 72.7%) oder eine ischämische Kardiomyopathie (n=5, 22.7%). Patienten nach LVAD Implantation zeigten eine niedrigere S-ICD Eignungsrate im Vergleich zum Screening vor LVAD Implantation (vor LVAD, n=15, 68.2%; nach LVAD, n=7, 31.8%; p=0.05). Patienten mit einer niedrigeren S-Zackenamplitude in Ableitung I (p=0.009), II (p=0.006) und aVF (p=0.006) vor LVAD Implantation zeigten geringe S-ICD Eignungsraten nach LVAD Implantation.

Conclusio: Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz weisen eine niedrige S-ICD Eignungsrate auf. Die LVAD Implantation führt zur weiteren Reduktion der S-ICD Eignungsrate. Patienten mit einer niedrigen S-Zackenamplitude in Ableitungen I, II und aVF vor LVAD weisen eine verminderte S-ICD Eignungsrate nach LVAD Implantation auf. Bei potentiellen Kandidaten für ein LVAD sollten die Vorteile und Nachteile einer S-ICD Therapie abgewogen werden.

Tabelle Vergleich klinischer Charakteristika und EKG-Parameter zwischen Patienten geeignet für S-ICD und ungeeignet für S-ICD nach Implantation eines Linksherzunterstützungssystems.

Parameter

Geeignet

n=7

Ungeeignet

n=15

p-Wert

Alter (Jahre)

52.9 ± 8.0

59.4 ± 8.6

0.901

Brustumfang (cm)

108.9 ± 17.0

106.7 ± 9.2

0.146

Body mass index (kg/m²)

31.0 ± 8.5

27.3 ± 5.9

0.391

Sinusrhythmus (n, %)

4 (57.1)

9 (60.0)

0.899

Herzachse (°)

18.3 ± 108.2

-38.0 ± 75.5

0.353

QRS Dauer (ms)

136.6 ± 37.0

135.7 ± 38.1

0.501

Stimulierter QRS-Komplex (n, %)

2 (28.6)

7 (46.7)

0.421

Amplitude S-Zacke Ableitung I (mV)

5.5 ± 13.0

0.9 ± 1.8

0.009

Amplitude S-Zacke Ableitung II (mV)

16.2 ± 39.2

2.7 ± 3.8

0.006

Amplitude S-Zacke Ableitung aVF (mV)

16.7 ± 39.0

2.4 ± 3.4

0.006


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