Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Erste klinische Daten zur Effektivität der Kardialen Kontraktilitätsmodulation bei NYHA-II-Patienten – Ergebnisse der MAINTAINED Observational Study
C. Fastner1, G. Yücel1, B. Rudic1, G. Schmiel1, M. Toepel1, V. Liebe1, M. Kruska1, S. Hetjens2, D. Dürschmied1, I. Akin1, J. Kuschyk1
1I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim; 2Medizinische Statistik, Biomathematik und Informationsverarbeitung, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim;

Hintergrund: Die Kardiale Kontraktilitätsmodulation (engl. cardiac contractility modulation, CCM) ist eine FDA-zugelassene Devicetherapie für Patienten mit therapierefraktärer systolischer Herzinsuffizienz und normaler QRS-Breite. Randomisierte Studien wiesen Vorteile der CCM vor allem für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz nach (> NYHA-Klasse II).

Zielsetzung: Zum besseren Verständnis einer individualisierten Indikationsstellung in der klinischen Praxis verglichen wir den Effekt der CCM bei Patienten mit Baseline-NYHA-Klasse II versus III und IV (ambulant betreut) im 5-Jahres-Zeitraum in unserem großen klinischen Register (MAINTAINED Observational Study).


Methoden: Veränderungen der NYHA-Klasse, der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF), der longitudinalen rechtsventrikulären Funktion (engl. tricuspid annular plane systolic excursion, TAPSE), des NT-proBNP-Werts und des KDIGO-CKD-Stadiums wurden als funktionelle Parameter verglichen. Zudem wurde die Gesamtsterblichkeit unter Therapie verglichen.


Ergebnisse: Insgesamt 171 Patienten wurden in die Auswertungen eingeschlossen (11 % mit NYHA-Klasse II). Nur bei Patienten mit NYHA-Klasse III+IV fand sich eine signifikante Verbesserung der NYHA-Klasse über 5 Jahre CCM-Therapie (II: 0,06; p=0,72 vs. III+IV: 0,6; p<0,0001). In beiden Gruppen verbesserte sich die LVEF signifikant (II: +6,7 %; p=0,0183 vs. III+IV: +9,6 %; p<0,0001), während sich die TAPSE nur bei NYHA-Klasse III+IV signifikant verbesserte (II: +0,7 mm; p=0,24 vs. III+IV: +2,9 mm; p=0,0236). Die LVEF-Verbesserung war nach 5 Jahren CCM-Therapie in beiden Gruppen vergleichbar (p=0,67). Ausgangs hatten die Patienten mit NYHA-Klasse II signifikant niedrigere NT-proBNP-Werte (858 vs. 2616 ng/l; p=0,046), diese unterschieden sich nach 5 Jahren CCM-Therapie nicht mehr signifikant (399 vs. 901 ng/l; p=0,59). Die Gesamtmortalität lag bei II: 28 vs. III+IV: 35 % (p=0,61).

Schlussfolgerungen: Auch Patienten mit NYHA-Klasse II, die zurückliegend eher selten eine CCM erhielten, erleben im Langzeitverlauf eine signifikante Verbesserung der LVEF. Unter CCM-Therapie verbesserte sich bei Patienten mit NYHA-Klasse III+IV allerdings zudem die NYHA-Klasse und die rechtsventrikuläre Funktion signifikant. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz auch in der klinischen Praxis stärker von einer CCM-Therapie profitieren.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2022/aP1202.html