Clin Res Cardiol (2022). https://doi.org/10.1007/s00392-022-02002-5

Die indikationsstellende Diagnose des Empfängers hat keinen Einfluss auf das Outcome nach Herztransplantation
D. Oehler1, M. Immohr2, C. Böttger3, H. Aubin2, R. R. Bruno1, H. T. Holst2, I. Tudorache2, P. Horn1, P. Akhyari2, A. Lichtenberg2, M. Kelm1, R. Westenfeld1, U. Boeken2
1Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 2Klinik für Kardiovaskuläre Chirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 3Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf;

Hintergrund und Fragestellung: Die Herztransplantation ist die Behandlung der Wahl für Patienten mit Herzinsuffizienz im Endstadium, die trotz optimaler medizinischer Therapie symptomatisch bleiben. Die wichtigsten Indikationen für eine Herztransplantation sind weltweit die nicht-ischämische Kardiomyopathie (non-ICM) und die ischämische Kardiomyopathie (ICM). Diese Patienten unterscheiden sich in den zugrunde liegenden Pathomechanismen, die zu ihrer Erkrankung führen, und folglich auch in den relevanten Komorbiditäten. Der Einfluss der Indikation des Empfängers für eine Herztransplantation auf das Ergebnis nach der Herztransplantation (HTx) bleibt jedoch umstritten. In dieser Studie soll daher untersucht werden, ob die Empfängerindikation mit der Morbidität und Mortalität nach einer Herztransplantation zusammenhängt.

Methoden: Alle Patienten, die sich zwischen September 2010 und Juni 2021 in unserem Zentrum einer HTx unterzogen (n=218), wurden eingeschlossen. Die Empfänger wurden entsprechend ihrer Indikation in zwei Gruppen eingeteilt: Ischämische (n=92, 42%) oder nicht-ischämische Kardiomyopathie (n=126, 58%). Empfänger- und Spenderparameter wurden überprüft und verglichen, einschließlich peri- und postoperativer Merkmale und Überleben der Empfänger bis zu 5 Jahre nach der Transplantation.

Ergebnisse: Obwohl Patienten mit nicht-ischämischer Kardiomyopathie signifikant jünger waren (51,7 vs. 59,1 Jahre, p < 0,001), weniger frühere Herzoperationen hatten (56% vs. 75%, p = .01) und seltener schwere Infektionen oder Sepsis auftraten (19% vs. 32%, p = . 03), waren andere für das Outcome relevante Parameter wie die Notwendigkeit einer mechanischen Herzkreislaufunterstützung mittels ECLS post-HTx (26 % vs. 33 %) oder eine akute Abstoßung während des Indexaufenthalts (7 % vs. 8 %) sowie das Überleben nach 30 Tagen (88 % vs. 92 %), 90 Tagen (85 % vs. 88 %) oder 1 Jahr (76 % vs. 77 %) nicht unterschiedlich (siehe Tabelle 1).

Zusammenfassung und Schlussfolgerung: In dieser retrospektiven Analyse war die indikationsstelllende Empfängerdiagnose nicht mit dem Ergebnis oder dem Überleben nach HTx assoziiert.

Outcome und Überleben

ICM

Non-ICM

p-value

n = 92

n = 126

 

Gesamt-Ischämiezeit des Transplantats (min)

211.7 ±41.1

219.2 ±54.6

.28

Kalt-Ischämiezeit des Transplantats (min)

65.2 ±13.9

65.3 ±14.7

.99

Postoperativer Krankenhausaufenthalt (d)

45.6 ±37.3

44.2 ±31

.77

Postoperativer IMC/ICU-Aufenthalt (d)

26.3 ±29.4

22.2 ±23.8

.26

Mechanische Beatmung (h)

173.6 ±224.9

129.6 ±165.3

.12

Dauer der Operation (min)

452.6 ±116.5

427 ±116.2

.12

Bluttransfusionen (während der Operation)

Erythrozytenkonzentrate, ml

4010.9 ±3350.2

3557.3 ±2684.6

.30

Thrombozytenkonzentrate, ml

1136.3 ±823.6

1160.5 ±872.6

.85

Gefrorenes Frischplasma, ml

1638.2 ±1967

1463.3 ±1658.6

.51

Bluttransfusionen (auf IMC/ICU)

 

Erythrozytenkonzentrate, ml

3750.4 ±4810.5

3408 ±4232.5

.60

Thrombozytenkonzentrate, ml

1207.3 ±2193.1

958.7 ±2069.4

.42

Gefrorenes Frischplasma, ml

5938.4 ±6331.8

5801.7 ±7510.3

.89

Postoperative Morbidität

 

Infektion/Sepsis (%)

31.8

18.5

.03

Abstoßung während des Aufenthalts (%)

8.3

6.5

.61

Hämodialyse nach HTx (%)

59.5

54.5

.60

Neurologische Komplikationen (%)

21.4

16.9

.47

ECLS poHTx (%)

32.6

26.2

.36

Died on support (%)

22.2

24.2

1.00

Überleben

 

30-Tage-Überleben (n, %)

76/86 (88.4)

115/124 (92.7)

.33

90-Tage-Überleben (n, %)

69/81 (85.2)

105/120 (87.5)

.68

1-Jahres-Überleben (n, %)

54/71 (76.1)

78/102 (76.5)

.59

 


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