Clin Res Cardiol (2021)
DOI DOI https://doi.org/10.1007/s00392-021-01843-w

Erste technische Erfahrungen und Lernkurvenentwicklung bei der edge-to-edge-Repair der Trikuspidalklappe mittels TriClip®
P. Nikolai1, L. A. Kettler1, S. Hill1, P. Ong1, R. Bekeredjian1
1Innere Medizin III / Kardiologie, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart;

Einleitung: Die hochgradige Trikuspidalklappeninsuffizienz ist eine Erkrankung des Herzens, der bisher im klinischen Alltag wenig Beachtung geschenkt wurde. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten typische Symptome wie Dyspnoe und Rechtsherzdekompensation auf und es treten sekundäre Organdysfunktionen auf, welche die bestehenden chirurgischen Therapieoptionen stark einschränken. Seit April 2020 besteht mit dem TriClip®-System (Fa. Abbott Medical) ein zugelassenes interventionelles edge-to-edge Therapieverfahren, das einer großen Zahl an bisher nur medikamentös behandelbaren Patienten eine weitere Therapiemöglichkeit eröffnet.

 

Ziel: Ziel der Studie ist es, die Lernkurve sowie die Strategieplanung der Intervention bei der Etablierung dieses neuen Verfahrens zu untersuchen.

 

Methoden: In einer retrospektiven Beobachtung wurden bei 33 eingeschlossenen Patienten im Zeitraum von 02.07.20 bis 06.11.20 die Anzahl der eingebrachten Clips, die jeweilige Position der Clips (Strategie) sowie die durchschnittliche Zeit vom Einbringen des Clip-Delivery-Systems bis zum Absetzen eines Clips untersucht. Einschlusskriterium waren symptomatische Patienten mit mindestens schwergradiger Triksupidalklappeninsuffizienz (> III° von V° nach Hahn/Zamorano)  mit einer morphologisch geeignet erscheinenden Anatomie für ein edge-to-edge Verfahren und einer Heart-Team Entscheidung gegen eine chirurgische Trikuspidalklappenrekonstruktion.

 

Ergebnisse: Das untersuchte Patientenkollektiv war im Durchschnitt 78,7 Jahre alt (SD=5,8); der Euro-Score II lag bei 7,02% (SD 4,8). In 97 % der Fälle war die Prozedur erfolgreich (Platzierung mindestens eines Clips und Reduktion des Schweregrades der TI um mindestens einen Grad). Im Durchschnitt wurden 1,91 Clips verwandt, wobei nur die Version des TriClipXT® zum Einsatz kam. Hierbei konnte die TI um durchschnittlich zwei Schweregrade reduziert werden.

Bei 6 (18%) Patienten konnte bereits mit dem Einbringen eines Clips eine deutliche Reduktion, > 2 Schweregrade, erreicht werden, wobei die Hälfte (3) in der septal-anterioren und die andere Hälfte (3) in der septal-posterioren Kommissur eingebracht wurde. Bei 24 (73%) Patienten waren 2 Clips notwendig, wobei bei der überwiegenden Anzahl (23) der erste Clip in der septal-anterioren Kommissur eingebracht wurde. Alle weiteren Clips in diesem Kollektiv (24) erfolgten in der septal-posterioren Kommissur. Bei 3 (9%) Patienten mussten 3 Clips zur ausreichenden Reduktion der TI verwendet werden, wobei bei allen Patienten in der septal-anterioren Kommissur begonnen wurde, bei 2 Patienten wurde der zweite Clip nach septal-posterior eingebracht und bei allen Patienten der dritte Clip ebenfalls septal-posterior.

Die Zeit pro Clipimplantation war mit zunehmender Erfahrung insgesamt regredient (anfangs 52,1 Minuten/Clip und am Ende durchschnittlich 38,9 Minuten/Clip).

 

 

Zusammenfassung: Die Studie zeigt, dass in der Mehrzahl der Fälle zur ausreichenden Reduktion der Trikuspidalklappeninsuffizienz zwei Clips verwendet werden müssen, wobei in der weit überwiegenden Zahl der erste Clip in die septal-anteriore und der zweite meist in die septal-posteriore Kommissur eingebracht wurde. Dies liegt insbesondere an der transgastrischen Anlotung, die aufgrund des Schallschattens nur selten einen zweiten Clip weiter anterior des ersten zulässt. Eine antero-posteriore Einbringung erfolgte in keinem Fall. Die Zeit pro Clip war mit zunehmender Erfahrung und steigender  Anzahl der Prozeduren konstant rückläufig.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2021/aP843.html