Clin Res Cardiol (2021)
DOI DOI https://doi.org/10.1007/s00392-021-01843-w

Charakterisierung von hochsensitivem Troponin I (hs-cTnI) bei verschiedenen Entitäten der kardialen Hypertrophie
J. Münch1, I. Yan1, F. Kröger1, K. Witzel1, M. Patten-Hamel1
1Allgemeine und Interventionelle Kardiologie, Universitäres Herz- und Gefäßzentrum Hamburg GmbH, Hamburg;

Einleitung:
Seit Mai 2020 wurde im universitären Herzzentrum Hamburg hs-cTnI zum Ausschluss eines akuten Myokardinfarkts im Notfallsetting eingeführt (Siemens Atellica IM TNIhs). Verschiedene Ursachen der kardialen Hypertrophie können jedoch ebenso zu einer unterschiedlich ausgeprägten hs-cTNI-Erhöhung führen.

Methoden:
Bei 124 Pt. (93 sarkomere hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) (61% männl.), 16 Morbus Fabry (38% männl.), 15 Transthyretin-(ATTR-)Amyloidose (80% männl., 2 hereditär) wurde neben einem Routinelabor hs-cTnI, proBNP (Grenzwert altersabhängig zwischen 125 und 450 ng/L), CK und CKMB bestimmt, sowie eine transthorakale Echokardiographie und bei 87 Pt. eine cMRI mit Gadoliniumgabe durchgeführt. Als hs-cTnI Grenzwert wurde nach BiomarCaRE für Frauen 2,6 pg/ml und für Männer 4,2 pg/ml angenommen. Ein Wert von 60 pg/ml bedarf im Notfallsetting bei passender Klinik einer weiteren koronaren Abklärung und wurde hier ebenso weiter untersucht. Die Patienten wurden nach Entität gruppiert und verglichen.

Ergebnis:
Kein Patient hatte eine hochgradig eingeschränkte Ejektionsfraktion und nur 17 Pt. eine GFR < 50 ml/h ohne sichtbaren Einfluss auf hs-cTnI. Wenige CK-Erhöhungen hatten keinen signifikanten CK-MB-Anteil. Über 80% der HCM- und ATTR-Pt. und 50% der Fabry-Patienten hatten einen erhöhten hs-cTnI-Wert. Bei Fabry-Patienten mit Wanddicke > 15mm war dieser 3-4-stellig erhöht und korrelierte mit dem Vorhandensein von LGE, während ATTR-Patienten bei durchschnittlich mehr Hypertrophie, LGE und vierstellig erhöhtem proBNP nur zweistellige hs-cTnI-Werte aufwiesen. Bei HCM (kein Unterschied durch Ausflusstraktobstruktion) bestanden im Mittel höhere hs-cTnI-Werte als bei den anderen Populationen, bei Analyse der Ausreißer (13 Pt. mit hs-cTnI>60 pg/ml) zeigte sich jedoch, dass diese ebenso eine Koronare Herzerkrankung, Z.n. transkoronarer Alkohol-Septumablation, Z.n. Myektomie oder eine Wanddicke über 40 mm mit ausgedehntem Late-Gadolinium-Enhancement aufwiesen. Die übrigen HCM-Patienten hatten zu 82% einen Wert > 2,6 bzw. 4,2 und < 60 pg/ml.

Schlussfolgerung:
Ein erhöhter hs-cTnI-Wert sollte in Abwesenheit des Verdachts auf eine koronare Herzerkrankung Anlass für eine weiterführende Diagnostik hinsichtlich angeborener Kardiomyopathien oder ATTR-Amyloidose geben. hs-cTnI-Werte > 60 pg/ml bei HCM oder > 100 pg/ml bei ATTR-Amyloidose sollten u.a. hinsichtlich einer koronaren Herzerkrankung weiter abgeklärt werden. 

(n)

Alter (Jahre)

hs-cTnI (pg/ml)

hs-cTnI erhöht

hs-cTnI > 100 pg/ml

proBNP (ng/L)

proBNP erhöht

maximale Wanddicke (mm)

DD >/= °II

EF (%)

LGE n (%)

HCM (93)

56,9 (+/- 4,6)

147 (+/- 713)

76 (82%)

11 (12%)

1226 (+/- 2109)

78 (84%)

20,3 (+/- 5,6)

25 (27%)

59 (+/-6,4)

53 (72%)

Fabry (16)

49,9 (+/- 1,6)

64 (+/- 105)

8 (50%)

4 (29%)

655 (+/- 1108)

7 (44%)

13,5 (+/- 4,5)

5 (29%)

60 (+/-5,5)

6 (42%)

ATTR  (15)

75,3 (+/- 7,6)

34 (+/-16)

13 (81%)

0

4366 (+/- 2787)

14 (100%)

19,7 (+/- 2,5)

11 (73%)

54 (+/-9,4)

10 (100%)

Tabelle 1: Kardiale Labordiagnostik, Echokardiographische Parameter und Late-Gadolinium-Enhancement. Angabe als  Mittelwert mit Standardabweichung oder Anzahl der Patienten mit %-Angabe der insgesamt gemessenen Patienten. HCM = Hypertrophe Kardiomyopathie, DD = diastolische Dysfunktion, proBNP = pro-brain natriuretic peptide, hs-cTnI = hochsensitives Troponin I, LGE = Vorhandensein von Late-Gadolinium-Enhancement im MRT.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2021/aP78.html