Einleitung: Seit Mai 2020 wurde im universitären Herzzentrum Hamburg hs-cTnI zum Ausschluss eines akuten Myokardinfarkts im Notfallsetting eingeführt (Siemens Atellica IM TNIhs). Verschiedene Ursachen der kardialen Hypertrophie können jedoch ebenso zu einer unterschiedlich ausgeprägten hs-cTNI-Erhöhung führen.
Methoden: Bei 124 Pt. (93 sarkomere hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) (61% männl.), 16 Morbus Fabry (38% männl.), 15 Transthyretin-(ATTR-)Amyloidose (80% männl., 2 hereditär) wurde neben einem Routinelabor hs-cTnI, proBNP (Grenzwert altersabhängig zwischen 125 und 450 ng/L), CK und CKMB bestimmt, sowie eine transthorakale Echokardiographie und bei 87 Pt. eine cMRI mit Gadoliniumgabe durchgeführt. Als hs-cTnI Grenzwert wurde nach BiomarCaRE für Frauen 2,6 pg/ml und für Männer 4,2 pg/ml angenommen. Ein Wert von 60 pg/ml bedarf im Notfallsetting bei passender Klinik einer weiteren koronaren Abklärung und wurde hier ebenso weiter untersucht. Die Patienten wurden nach Entität gruppiert und verglichen.
Ergebnis: Kein Patient hatte eine hochgradig eingeschränkte Ejektionsfraktion und nur 17 Pt. eine GFR < 50 ml/h ohne sichtbaren Einfluss auf hs-cTnI. Wenige CK-Erhöhungen hatten keinen signifikanten CK-MB-Anteil. Über 80% der HCM- und ATTR-Pt. und 50% der Fabry-Patienten hatten einen erhöhten hs-cTnI-Wert. Bei Fabry-Patienten mit Wanddicke > 15mm war dieser 3-4-stellig erhöht und korrelierte mit dem Vorhandensein von LGE, während ATTR-Patienten bei durchschnittlich mehr Hypertrophie, LGE und vierstellig erhöhtem proBNP nur zweistellige hs-cTnI-Werte aufwiesen. Bei HCM (kein Unterschied durch Ausflusstraktobstruktion) bestanden im Mittel höhere hs-cTnI-Werte als bei den anderen Populationen, bei Analyse der Ausreißer (13 Pt. mit hs-cTnI>60 pg/ml) zeigte sich jedoch, dass diese ebenso eine Koronare Herzerkrankung, Z.n. transkoronarer Alkohol-Septumablation, Z.n. Myektomie oder eine Wanddicke über 40 mm mit ausgedehntem Late-Gadolinium-Enhancement aufwiesen. Die übrigen HCM-Patienten hatten zu 82% einen Wert > 2,6 bzw. 4,2 und < 60 pg/ml.
Schlussfolgerung: Ein erhöhter hs-cTnI-Wert sollte in Abwesenheit des Verdachts auf eine koronare Herzerkrankung Anlass für eine weiterführende Diagnostik hinsichtlich angeborener Kardiomyopathien oder ATTR-Amyloidose geben. hs-cTnI-Werte > 60 pg/ml bei HCM oder > 100 pg/ml bei ATTR-Amyloidose sollten u.a. hinsichtlich einer koronaren Herzerkrankung weiter abgeklärt werden.
(n) |
Alter (Jahre) |
hs-cTnI (pg/ml) |
hs-cTnI erhöht |
hs-cTnI > 100 pg/ml |
proBNP (ng/L) |
proBNP erhöht |
maximale Wanddicke (mm) |
DD >/= °II |
EF (%) |
LGE n (%) |
HCM (93) |
56,9 (+/- 4,6) |
147 (+/- 713) |
76 (82%) |
11 (12%) |
1226 (+/- 2109) |
78 (84%) |
20,3 (+/- 5,6) |
25 (27%) |
59 (+/-6,4) |
53 (72%) |
Fabry (16) |
49,9 (+/- 1,6) |
64 (+/- 105) |
8 (50%) |
4 (29%) |
655 (+/- 1108) |
7 (44%) |
13,5 (+/- 4,5) |
5 (29%) |
60 (+/-5,5) |
6 (42%) |
ATTR (15) |
75,3 (+/- 7,6) |
34 (+/-16) |
13 (81%) |
0 |
4366 (+/- 2787) |
14 (100%) |
19,7 (+/- 2,5) |
11 (73%) |
54 (+/-9,4) |
10 (100%) |
Tabelle 1: Kardiale Labordiagnostik, Echokardiographische Parameter und Late-Gadolinium-Enhancement. Angabe als Mittelwert mit Standardabweichung oder Anzahl der Patienten mit %-Angabe der insgesamt gemessenen Patienten. HCM = Hypertrophe Kardiomyopathie, DD = diastolische Dysfunktion, proBNP = pro-brain natriuretic peptide, hs-cTnI = hochsensitives Troponin I, LGE = Vorhandensein von Late-Gadolinium-Enhancement im MRT.
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