Clin Res Cardiol (2021)
DOI DOI https://doi.org/10.1007/s00392-021-01843-w

Prospektive Untersuchung der kardiorespiratorischen Leistungsfähigkeit und des kardiovaskuläres Risikoprofils bei Feuerwehrbeamten
M. Strauß1, P. Foshag2, U. Jehn3, H. Reinecke4, R. Leischik5
1Klinik für Kardiologie I, Universitätsklinikum Münster, Münster; 2Kardiologie, Universität Witten/Herdecke, Hagen; 3Universitätsklinikum Münster, Münster; 4Klinik für Kardiologie I: Koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Angiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster; 5Dres. med. Leischik u. Littwitz, Hagen;

Hintergrund:

Nationale und internationale Untersuchungen zeigen, dass Feuerwehrleute in ihrem Berufsalltag hohen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt sind. Bei dem Berufsrisiko ist eine kardiopulmonale Leistungsfähigkeit unabdingbar. Studien zur körperlichen Leistungsfähigkeit und des kardiovaskulären Risikoprofils von deutschen Feuerwehrbeamten zeigen, dass ein unerwartet hoher Anteil einem hohen gesundheitlichen Risiko ausgesetzt ist und dass die Fitnessprofile bei Feuerwehrleuten stark divergent sind. Ziel war daher die prospektive Erhebung der körperlichen Leistungsfähigkeit und des kardiovaskulären Risikoprofils bei deutschen Feuerwehrbeamten.

Methoden:

97 männliche aktiv im Einsatzdienst eingesetzte Berufsfeuerwehrbeamte aus Nordrhein- Westfalen nahmen an der Studie teil.  Erhoben wurden anthropometrische Parameter, kardiovaskuläre Risikofaktoren und die kardiorespiratorische Leistungsfähigkeit. Die kardiorespiratorische Leistungsfähigkeit wurde mittels Spiroergometrie (absolute und relative Sauerstoffaufnahme) bestimmt. Hinsichtlich der kardiovaskulären Risikofaktoren wurde der Nikotinkonsum, die Ruheblutdruckwerte, der Body-Mass-Index, der Bauchumfang und das Lipidprofil erhoben.  Zur Berechnung des 10-Jahres-Herz-Kreislaufs-Risikos wurde der Framingham-Risk- Score eingesetzt. Das metabolische Syndrom wurde mittels der Definition der International Diabetes Federation diagnostiziert. 

Ergebnisse:

Die untersuchten FB zeigten einen deutlichen Trend zur Übergewichtigkeit, erhöhtem Body-Mass-Index und Bauchumfang. Bei 32 % der teilnehmenden Feuerwehrbeamten war ein erhöhter Bauchumfang messbar. In 17,5 % der Fälle zeigten Feuerwehrbeamte eine Erhöhung des systolischen Ruheblutdrucks, der diastolische Ruheblutdruck war in 40,2 % erhöht. Die Werte der relativen maximalen Sauerstoffaufnahme (rel. VO2max) lagen eher im Bereich der Durchschnittsbevölkerung (37,3 ± 6,3 ml  kg–1min–1). Das 10-Jahre- Herz-Kreislauf-Risiko ist im internationalen Vergleich als gleichwertig bzw. geringer einzustufen (nach Framingham-Risk-Score). Bei knapp 14 % der untersuchten FB war ein Metabolisches Syndrom nachweisbar. Betrachtet man die Prävalenz des Metabolischen Syndroms im internationalen Vergleich war diese bei deutschen Feuerwehrbeamten mit am Niedrigsten. 

Schlussfolgerung: 

Die Ergebnisse zeigen vermehrt bestehende kardiovaskuläre Gesundheitsrisiken bei den untersuchten Feuerwehrbeamten auf. In einem Beruf, der gerade auch im Hinblick auf körperlich fordernde Einsätze eine solide körperliche Fitness erfordert, besteht Handlungsbedarf zur Minimierung der kardiovaskulären Risikofaktoren und zur Optimierung der kardiorespiratorischen Leistungsfähigkeit. Aufgrund der besonderen Einsatzbelastung sollte durch verstärkte Edukation (Empowerment) und durch eine Optimierung des Settingansatzes (interne spezielle Trainingsprogramme, Gestaltung der Freizeit) eine Verbesserung des kardiovaskulären Profils und der kardiorespiratorischen Fitness erreicht werden. Hierzu sollte auch eine Implementierung gesundheitsfördernder Konzepte in Betracht gezogen werden.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2021/aP74.html