Clin Res Cardiol (2021)
DOI DOI https://doi.org/10.1007/s00392-021-01843-w

Die Inzidenz von High on-treatment platelet reactivity ist für Clopidogrel häufiger im Vergleich zu Aspirin und weist eine höhere Verteilungsbreite auf
R. M'Pembele1, S. Ahlbrecht2, P. Mourikis2, D. Naguib2, S. Zako2, C. Helten2, K. Trojovsky2, D. Zikeli2, T. Petzold3, T. Hohlfeld4, T. Zeus2, M. Kelm2, L. K. Dannenberg2, A. Polzin2
1Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 2Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 3Medizinische Klinik und Poliklinik I, LMU Klinikum der Universität München, München; 4Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf;

Hintergrund: Nach perkutaner Koronarintervention empfehlen aktuelle Leitlinien die einmonatige Triple Therapie mit Aspirin, Clopidogrel und einem oralen Antikoagulanz für Patienten mit Vorhofflimmern. Der pharmakodynamische Effekt kann jedoch stark variieren. So ist das häufige Auftreten von „High on treatment platelet reactivity“ (HTPR) für Aspirin und vor allem auch für Clopidogrel beschrieben worden. Dies ist von großer Relevanz, da Patienten mit Vorhofflimmern ein erhöhtes Risiko für thromboembolische aufweisen. Daher haben wir die pharmakodynamische Wirkung von Aspirin und Clopidogrel in Patienten mit verschiedenen antithrombotischen Regimen untersucht.

Methoden: Wir haben eine Single-center Analyse mit 755 Patienten mit antithrombotischer Medikation durchgeführt. Aus der Patientenkohorte wurden Studiengruppen auf Basis der eingenommen Antiplättchenmedikation oder der oralen Antikoagulation gebildet. Die Plättchenreaktivität wurde in der Lichttransmissionsaggregometrie gemessen. HTPR zu Aspirin oder Clopidogrel wurde als Maximale Aggregation von >20% für Arachidonsäure und >46% für Adenosindiphosphat induzierte Aggregation festgelegt.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter betrug 73 ± 13.4 Jahre und 458 (60.7%) der Patienten waren männlichen Geschlechts. Die durchschnittliche durch Arachidonsäure induzierte Plättchenaggregation war 14.15 ± 19.04 % MoA für Aspirin. Für Clopidogrel betrug die durchschnittliche durch ADP induzierte Plättchenaggregation 51.09 ± 20.55 % MoA. Die Häufigkeit des Auftretens von HTPR zu ASA war niedriger als das Auftreten von HTPR zu Clopidogrel [All: HTPR - ASA n=92/660 (14%) vs. Clopidogrel n=292/521 (56%); p=<0.0001; SAPT: HTPR – ASA 28/199 (14%) vs. Clopidogrel: 6/18 (35%); p=0.0006; DAPT: HTPR –  ASA: 41/340 (12%) vs. Clopidogrel: 194/340 (54%); p=<0.0001; Triple: HTPR – ASA: 19/103 (18%) vs. Clopidogrel: 66/103 (64%), p<0.0001; SAPT + OAC: HTPR – ASA: 8/35 (23%) vs. Clopidogrel: 28/60 (46%); p=0.0006]. Im Vergleich mit Aspirin zeigten Histogramme eine breitere Verteilungsvariabilität der HTPR bei Clopidogrel auf.

Schlussfolgerung: Die pharmakodynamische Effektbeeinträchtigung tritt bei Clopidogrel häufiger auf als bei Aspirin. Dies geht einher mit einer breiteren Verteilungsvariabilität. Dies führt zur Hypothese, dass Patienten mit Vorhofflimmern von einem Therapieansatz mit Aspirin an Stelle von Clopidogrel kombiniert mit einem oralen Antikoagulanz profitieren könnten. Dies sollte in großen klinischen Studien untersucht werden, in denen Blutungsrisiko und Ischämierisiko gegenübergestellt werden können.

 


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