Clin Res Cardiol (2021) DOI DOI https://doi.org/10.1007/s00392-021-01843-w |
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Vergleich von vier 1-Kanal-EKG-wearables während einer 2-wöchigen Alltagserprobung bei 80 Pat. mit Herzrhythmusstörungen | ||
T. Wendt1, V. Peterschik1, K. Koberg1 | ||
1Vitalicum Kardiologie, Frankfurt am Main; | ||
Hintergrund: Wearables, mit denen Pat. bei symptomatischen Palpitationen 1-Kanal-EKGs ableiten und als pdf via mail an ihren Arzt senden können, gewinnen in der Diagnostik von Rhythmusstörungen zunehmend an Bedeutung. Fragestellung: Ziel der vorliegenden Studie war es, vier gängige Geräte (Apple Watch 4, Withings Move, Kardia 1K und WIWE) hinsichtlich der Handhabung, der EKG-Qualität, der Technik und der Zuverlässigkeit des Algorithmus zu vergleichen. Methode: Nach pos. Ethikvotum, Aufklärung und schriftl. Einverständnis wurden 82 Pat. (40 w., 42 m.,19 – 83 J., im Mittel 64 J.) mit div. Rhythmusstörungen eingeschlossen. Nach 12-Kanal-EKG und 1-Kanal-EKG mit jedem der 4 Geräte wurde den Pat. eines der 4 Tools für die Dauer von 2 Wo., in denen sie tägl. ein EKG ableiten sollten, ausgehändigt. Darüber hinaus sollten sie Anfalls-EKGs ableiten, falls Palpitationen auftraten. Fragebögen ergänzten die Datensammlung. Ergebnisse: 80 Pat. übermittelten in der 14-tägigen Testphase insgesamt 1103 Routine-EKGs sowie 57 Episoden-EKGs. 2 Patienten beendeten die Studie vorzeitig. Die Kopplung der Geräte mit der App auf dem Handy des Pat. dauerte 5 - 180 min (im Mittel 28 min.), 65% gelang dies alleine und benötigten dafür 32min, 35% benötigten Hilfe, hierbei dauerte die Installation 21 min. Die EKG-Qualität und algorithmische Bewertung wurde von 2 Kardiologen unabhängig voneinander beurteilt. Die algorithmische EKG-Bewertung als „Sinusrhythmus“ (SR) traf bei den vier Geräten in 99,8% zu. Befundeten die Tools „Vorhofflimmern“ (VHF), so traf dies in 83,3% zu (richtig positiv). In den anderen Fällen lag ein Sinusrhythmus mit gehäuften sVES oder VES vor (falsch positiv). Befundeten die tools „uneindeutig“, so lag in 91,7% ein SR, in 8,3% ein VHF vor. Gründe waren eine arrhythmische, eine zu schnelle oder zu langsame Herzfrequenz, die von den 4 Tools unterschiedlich definiert wird. Die Beurteilung „uneindeutig“ kam häufiger bei den Uhren (Apple Watch 7,8%, Withings Move 9,9%) als bei den Taschengeräten (Kardia 3,8%, WIWE 0,6%) vor. Bei 5 Pat. wurde erstmals zuvor nicht bekanntes Vorhofflimmern dokumentiert. Die Handhabung der 4 Geräte wurde von den Pat. in etwa gleich bewertet, 73% würden jedoch ein Handgelenksgerät, 27% ein hand-held bevorzugen. Technische Eigenschaften: Die Krone der Apple Watch ist sehr sensitiv, weswegen die Fingerspitze ruhig angelegt werden muß, um ein nicht verzittertes Signal zu erhalten. Die Withings-Uhr lieferte die beste EKG-Qualität. Dafür zeigten sich wiederholt Bluetooth-Kopplungsprobleme. Kardia bestach durch eine einfache Handhabung und lange Batterielaufzeit, offenbar der Datenübertragung mittels Mikrofon – das hierfür am Handy eingeschaltet sein muss – geschuldet. WIWE gibt mit jedem EKG mehr Daten auf mehr Seiten aus als die anderen Geräte, was für die Beurteilung von Herzrhythmusstörungen überflüssig ist. Im Gegensatz zu den anderen drei Geräten verfügt WIWE außerdem über eine Sonde zur SpO2 Messung. Die EKGs waren jedoch meist stark verzittert, sodass die Identifikation einer P-Welle deutlich erschwert ist. Schlussfolgerung: Mit allen vier untersuchten Wearables können Patienten 1-Kanal-Anfalls-EKGs ableiten, was die diagnostischen Optionen des betreuenden Arztes erweitert. *) unterstützt von Drittmitteln der Arbeitsgruppe Wendt. |
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https://dgk.org/kongress_programme/jt2021/aP607.html |