Clin Res Cardiol (2021)
DOI DOI https://doi.org/10.1007/s00392-021-01843-w

Werden Frauen mit HOCM zu spät diagnostiziert und therapiert?
A. Batzner1, D. Aicha2, B. Pfeiffer3, A. Neugebauer4, H. Seggewiß5
1Medizinische Klinik I, Kardiologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 2Medizinische Klinik I, Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt, Schweinfurt; 3Innere Medizin I - Kardiologie, Klinikum Crailsheim, Crailsheim; 4Innere Medizin, Kardiologie, Notfall- und Intensivmedizin, Haßberg Kliniken, Haßfurt; 5Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg;

Einführung: Die Bedeutung geschlechtsbezogener Unterschiede in der Diagnose und der Therapie bei Patienten*Innen (Pat.) mit hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie (HOCM) ist weiterhin nicht geklärt. Aus diesem Grunde analysierten wir die Basisdaten symptomatischer HOCM-Pat., bei denen die Indikation zur Septumablation (PTSMA) gestellt worden war, hinsichtlich geschlechtsbezogener Unterschiede.

Methoden und Ergebnisse: Zwischen 05/2000 und 06/2017 wurden bei 1014 Pat. (420 (41,4%) Frauen und 594 (58,6%) Männer) die Indikation zur PTSMA gestellt.

Die Frauen waren älter (61,4 ± 15,0 vs. 51,8 ± 13,6 Jahre; p<0,00001), beklagten häufiger Dyspnoe NYHA III/IV (81,4 % vs. 67,7%; p<0,001), während das Auftreten von Angina pectoris und Synkopen bei beiden Geschlechtern gleich häufig war. Echockardiographisch bestimmte Gradienten waren vergleichbar bei Frauen (66,4 ± 39,1 mmHg in Ruhe und 106,5 ± 46,6 mmHg beim Valsalva-Manöver) und Männer (62,7 ± 38,8 mmHg in Ruhe und 103.7 ± 42.7 mmHg beim Valsalva-Manöver). Frauen hatten geringere absolut bestimmte Diameter des linken Vorhofs (LA) (44,4 ± 6,9 vs. 47,2 ± 6,5 mm; p<0,0001), der diastolischen Septumdicke (IVS) (20,5 ± 4,1 vs. 21,4 ± 4,5 mm; p<0,01), und der enddiastolischen linksventrikulären Hinterwanddicke (LVPW) (12,7 ± 2,8 vs. 13,6 ± 2,9 mm; p<0,0001). Nach Indexierung der Werte auf die Körperoberfläche zeigte sich jedoch ein Umkehrung mit höheren Werten bei den Frauen von LA (25,2 ± 4,3 mm/m2vs. 23,1 ± 3,4 mm/mbei Männern), IVS (11,7 ± 2,7 mm/m2 vs. 10, 6 ± 2,5 mm/mbei Männern) und LVPW (7,3 ± 1,7 mm/m2 vs. 6,7 ± 1,6 mm/mbei Männern), jeweils p<0,00001.


Schlußfolgerung:
 Frauen mit HOCM sind zum Zeitpunkt der Indikationsstellung zur PTSMA älter sowie symptomatischer und haben Zeichen einer fortgeschritteneren Erkrankung. Aus diesem Grunde scheint eine Neubewertung der Krankheitsdefinition, die aktuell nach nicht-indexierten Werten erfolgt, sowie ein gesteigertes Bewußtsein für die Erkrankung notwendig, um eine verzögerte Diagnosstellung und Therapieeinleitung zu vermeiden.


https://dgk.org/kongress_programme/jt2021/aP279.html