Clin Res Cardiol (2021)
DOI DOI https://doi.org/10.1007/s00392-021-01843-w

Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse bei hospitalisierten COVID-19 Patienten – hohe Ereignisrate in einer multizentrisch, epidemiologischen Studie
M. A. Gunawardene1, N. Geßler2, P. Anders3, P. Wohlmuth2, S. Willems1, K. Heitmann2, K. Jaquet2, C. U. Herborn1, R. Schreiber4, D. Arnold5, M. Bachmann6, B. Bein7, A. Stang8, K. Herrlinger9, M. Bergmann10
1Kardiologie, Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg; 2Proresearch, Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg; 3Asklepios Medical School, Hamburg; 4Innere Medizin/Kardiologie, Asklepios Westklinikum Hamburg, Hamburg; 5Asklepios Klinik Altona, Hamburg; 6Asklepios Klinikum Harburg, Hamburg; 7Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg; 8Asklepios Klinik Barmbek, Hamburg; 9Abteilung für Kardiologie, Asklepios Klinik Nord - Heidberg, Hamburg; 10Innere Medizin Kardiologie & Pneumologie, Asklepios Klinik Wandsbek, Hamburg;

Einleitung: Wissenschaftliche Studien über die gegenwärtig stattfindende Pandemie und dem ursächlichen neuen Coronavirus sind zahlreich und heterogen. In Ländern wie China und Italien, in denen die Pandemie abrupt und völlig unerwartet einsetzte, konnten die epidemiologischen Ergebnisse nur retrospektiv berichtet werden. Eine kardiale Beteiligung bzw. eine Verschlechterung des kardialen Status bei COVID-19 Infektion ist ebenso Gegenstand aktueller Diskussionen. Ziel unserer Studie war daher eine prospektive, multizentrische Erfassung kardiovaskulärer Ereignisse hospitalisierter Patienten mit COVID-19-Infektion innerhalb Deutschlands zu gewährleisten.


Methodik
: Eingeschlossen wurde eine Subgruppe des „Corona Germany“ Registers mit Analyse von konsekutiven 414 hospitalisierten COVID-19 Patienten aus sechs Hamburger Kliniken im Zeitraum von 03/2020 bis 08/2020, inklusive Patienten auf Normalstation, Intensivstation und weitere Monitorstationen. Analysiert wurde bei allen Patienten das Auftreten kardiovaskulärer (CV) Ereignisse. Ein CV Ereignis beinhaltete die kardiopulmonale Reanimation (CPR), den kardiogenen Schock, das akute Koronarsyndrom (ST-Hebungsinfarkt/STEMI und Nicht-ST-Hebungsinfark/NSTEMI), die Lungenarterienembolie (LAE) und Thrombosen, ischämischer Schlaganfall und Myokarditis.


Ergebnisse
: Insgesamt kam es bei 47 der 414 Patienten (11.4%) zu insgesamt 55 kardiovaskulären (CV) Ereignissen (1,17 CV Ereignisse pro Patient). Die Patienten mit mind. einem CV Ereignis waren im Mittel 68 ± 13 Jahre alt, 70% waren männlich (33/47). Bezüglich der Vorerkrankungen bestand bei 66% (29/44) eine arterielle Hypertonie, 72% (34/47) hatten vorbestehend bereits eine kardiale Arrhythmie in der Anamnese, bei 13% (6/46) bestand bereits eine Kardiomyopathie und bei 8% (8/47) eine koronare Herzerkrankung. Das basale NT-proBNP im ersten Labor nach Aufnahme war im Median mit 1.241 ng/l (q1-3: 169-4190) bereits erhöht bei Patienten mit CV Ereignis und COVID-19 Infektion.

Die Gesamtmortalität des Kollektivs betrug 22% (90/414). Bei Patienten mit mind. einem CV Ereignis lag die Mortalität bei 45% (21/47), ohne CV Ereignis bei 18,8% (69/367; P<0,05).

 Das häufigste kardiovaskuläre Ereignis war die CPR, (12/414; 2,9%), gefolgt von LAE (11/414; 2,7%), kardiogenem Schock (10/414; 2,4%), NSTEMI, (9/414; 2,2%), der Diagnose einer Thrombose (9/414; 2,2%), ischämischer Schlaganfall (3/414, 0.7%), STEMI, (2/414; 0,5%) und Myokarditis (2/414; 0,5%). Die Letalität bei Auftreten einer CPR lag bei 83,3% (10/12), des kardiogenen Schocks bei 70% (7/10), eines akuten Koronarsyndroms (NSTEMI und STEMI) bei 27,3% (3/11) und die einer Lungenarterienembolie bei 20% (2/10). Eine klinisch manifeste kardiale Dekompensation wurde bei 44/414 hospitalisierten COVID-19 Patienten diagnostiziert und zeigt eine Mortalität von 63,3% (28/44) während des stationären Aufenthalts. Zum Auftreten von Arrhythmien kam es während der Hospitalisation häufig mit 20,3% (84/414) im Gesamtkollektiv.


Ergebnis:
Kardiovaskuläre Ereignisse sind häufig bei hospitalisierten COVID-19 Patienten und gehen im Vergleich zu Patienten ohne  CV-Ereignis mit einer Verdopplung der Mortalitätsrate einher. Insbesondere eine kardiopulmonale Reanimation sowie ein kardiogener Schock, aber auch eine kardiale Dekompensation sind für Patienten mit Hospitalisierung und COVID-19 Infektion häufig fatal. 


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