Clin Res Cardiol (2021) DOI DOI https://doi.org/10.1007/s00392-021-01843-w |
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Validität und Aussagekraft von OECD Daten zur stationären Versorgungsqualität am Beispiel der Herzinfarktsterblichkeit | ||
R. Heber1, A. Levsen1, K. Blum1 | ||
1Forschung, Deutsches Krankenhausinstitut e.V., Düsseldorf; | ||
Ziel der Studie Die Versorgungsqualität deutscher Krankenhäuser wird häufig auf Basis internationaler Vergleichsdaten aus der OECD Statistik, beispielsweise der im Vergleich hohen deutschen Herzinfarktsterblichkeit, angezweifelt. Das Ziel der Studie liegt darin, die Validität und Aussagekraft von OECD-Qualitätsindikatoren am Beispiel der „Thirty day mortality after admission to hospital for Acute Myocardial Infarction“ zu überprüfen. Methode Teil 1 (Sekundärdatenanalyse): Untersuchung der Vergleichbarkeit der OECD Kennzahlen zur 30-Tage Herzinfarktmortalität in Krankenhäusern unter Berücksichtigung von unplausiblen Datenverläufen, abweichenden Auslegungen von Definitionen, sowie unterschiedlichen soziodemographischen und systemischen Rahmenbedingungen . Teil 2 (Metaanalyse): Analyse von Statistiken aus Publikationen (z.B. durch die deutsche Herzstiftung (Herzbericht) oder das Institut für Herzinfarktforschung) sowie Studien der Fachöffentlichkeit zur Herzinfarktsterblichkeit in Deutschland und Abgleich mit dem Verständnis und den Daten des OECD-Indikators. Ergebnis Die in der OECD Datenbank dargestellten internationalen Kennzahlen zur 30-Tage Sterblichkeit an akuten Myokardinfarkten in Krankenhäusern lassen keine belastbaren Vergleiche hinsichtlich der Versorgungsqualität zu. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass einige Länder, einschließlich Deutschland, von den OECD-Vorgaben zur Berechnungsweise der Indikatoren abweichen. Des Weiteren kann gezeigt werden, dass die Länder sich hinsichtlich soziodemographischer, morbiditätsbezogener und gesundheitssystemspezifischer Merkmale stark unterscheiden. Diese Einflüsse bleiben in einfachen OECD-Datenvergleichen weitestgehend unberücksichtigt. Der zweite Teil der Analyse zeigt auf, dass die Validität der in offiziellen Statistiken gemeldeten Daten zur Herzinfarktsterblichkeit für Deutschland angezweifelt werden kann. Die OECD bezieht sich zwar korrekterweise auf die offiziell gemeldeten Zahlen, die vorliegende Metaanalyse ergibt jedoch, dass die tatsächliche Herzinfarktmortalität von der gemeldeten vermutlich stark abweicht. Es ist von einer Überschätzung der Herzinfarkt-Sterbefälle auszugehen, die auf individuelle Kodiergewohnheiten sowohl bei Abrechnungsdaten, als auch bei Todesursachen zurückzuführen ist. Schlussfolgerung Die Aussagekraft internationaler Vergleiche zur stationären Versorgungsqualität auf Basis von OECD-Statistiken setzt voraus, dass Indikatoren nach einheitlichen Vorgaben berechnet werden und die verwendeten Daten valide sowie um morbiditäts- und länderspezifische Umstände bereinigt sind. Die vorliegende Studie zeigt, dass diese Voraussetzungen beim OECD-Parameter zur 30-Tage Herzinfarktsterblichkeit in Krankenhäusern überwiegend nicht erfüllt sind. Es lässt sich ein Auseinanderliegen von „echten“ Herzinfarktsterbefällen und gemeldeten Herzinfarktsterbefällen für Deutschland feststellen. Die Bemühungen einzelner Institutionen die für Deutschland „richtigen“ Sterbekennzahlen zu ermitteln, sind weit vorangeschritten, haben allerdings noch keinen ausreichenden Einfluss auf die Berichterstattung im internationalen Kontext, vor allem innerhalb der OECD-Datenbank, genommen. Herzinfarkt – 30-Tage Mortalität - Herzinfarktsterblichkeit – Versorgungsqualität – internationale Krankenhausvergleiche – Versorgungsforschung - OECD Health Statistics – Kodierqualität - Todesursachenstatistik - Krankenhaussterblichkeit - Datenvalidität |
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https://dgk.org/kongress_programme/jt2021/aP1607.html |