Clin Res Cardiol (2021)
DOI DOI https://doi.org/10.1007/s00392-021-01843-w

Kardiale Magnetresonanztomographie bei Patienten mit lipomatöser interatrialer Septumhypertrophie (LHIS) und vermehrtem epikardialen Fettgewebe (EAT)
J. Schwab1, B. Abels2, M. Misu2, M. Lell2, M. Pauschinger1, M. Holler2
1Klinik für Innere Medizin 8, Schwerpunkt Kardiologie, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Nürnberg; 2Institut für Radiologie und Nuklearmedizin, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Nürnberg, Nürnberg;
Einleitung:
Bei der LHIS und dem EAT handelt es sich um primär benigne Entitäten. Ziel der Studie war es, die Häufigkeit und den Ausprägungsgrad der LHIS und des EAT sowie das Verhältnis dieser unterschiedlichen Fettflächen zueinander und im Hinblick auf LV-Funktionsparameter zu korrelieren.

Methoden: In einer retrospektiven Analyse wurden von 07/2016 bis 01/2018 bei 1500 konsekutiven CMR-Untersuchungen mit V.a. strukturelle Herzerkrankung bei 66 Patienten eine LHIS diagnostiziert (Alter 63,3±11,6 Jahre, Frauen 32%, BMI 29,7±4,5 kg/m², KOF 2,0±0,2 m²). Mittels CMR wurden die LHIS- und die EAT-Flächen sowie die maximale interatriale Septumdicke (IAS) in der SSFP-Sequenz gemessen. Diese Fettflächen wurden miteinander sowie mit Patientencharakteristika (Alter, Geschlecht, BMI, KOF) und LV-Parametern korreliert. Ferner wurde zwischen systolischen und diastolischen Messungen der Fettflächen differenziert und geschlechtsspezifisch bewertet. Bzgl. Alter, Größe, Gewicht, BMI und KOF fand sich eine Normalverteilung. Bei 84,8% der Pat. lag der BMI über 25 kg/m², 72,7% hatten eine arterielle Hypertonie, 19,7 % einen Diabetes mellitus Typ II, 16,7 % eine positive FA hinsichtlich KHK, 27,3% waren Raucher, 18,2% hatten AP, 12,1% Palpitationen, 40,9% Dyspnoe, 10,6% Synkopen.

Ergebnisse: Die Inzidenz der LHIS betrug 4,4%. Bei den quantitativ erfassten Fettflächen (LHIS und EAT) zeigte sich eine Korrelation von EAT-Diastole zu BMI (p=0,010) und LHIS zur LV-Masse (dias/syst p=0,001). Korrelationen mit den übrigen linksventrikulären Funktionsparameter (LVEF, LVEDV, LVESV, LA) waren nach Bonferroni-Korrektur nicht signifikant. Es zeigte sich eine signifikante Korrelation von interatrialen und epikardialen Fettflächen in Diastole und Systole (LHISdias vs EATdias 0,504 (p<0.001); LHISsyst vs EATsyst 0,588 (p<0.001). Die maximale Dicke des IAS korrelierte mit den LHIS- und EAT-Flächen in der Diastole und Systole (p<0.001). Die geschlechtsspezifische Analyse zeigte bei den Männern nach p-Wert-Korrektur signifikante Korrelationen hinsichtlich der Dicke des IAS mit der LHIS (p<0.001) und des EAT (p=0.001). Männer hatten im Mittel diastolisch (p=0.003) und systolisch (p=0.007) siginifikant größere LHIS Flächen als Frauen. Weitere geschlechtsspezifische Korrelationen mit Patienten-charakteristika und LV-Parametern waren nicht signifikant.

Zusammenfassung: Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Ausprägung von LHIS und epikardialem Fettgewebe mit der KOF, dem BMI und dem Patientenalter. Die interatriale Septumdicke stellt einen Marker für die Ausprägung der LHIS- bzw. EAT-Fläche dar. Diese Arbeit ist in Kenntnis der Literatur die erste, die systematisch mittels CMR die Ausdehnung der LHIS und des EAT in den verschiedenen Herzphasen untersucht hat und belegt, dass epikardiales Fett sich in der Systole ausdehnt und in der Diastole komprimiert wird, während interatriales Fett in der Diastole (Vorhofsystole) eine größere Ausdehnung aufweist als in der Systole (Vorhofdiastole). Die klinische Relevanz der Ausprägung von LHIS und EAT ist bisher unzureichend erforscht. In Anbetracht der zunehmenden klinischen Bedeutung von Risikoparametern wie Adipositas und Diabetes mellitus sollte in prospektiven klinischen Studien überprüft werden, ob diesbezüglich ein Zusammenhang besteht. Auch hinsichtlich der Risikostratifizierung für das Auftreten von Vorhofflimmern oder eines Myokardinfarktes könnte kardiales Fettgewebe als Prädiktor eine Rolle spielen.

https://dgk.org/kongress_programme/jt2021/aP1495.html