Hintergrund: Die Transkatheter-Mitralklapppenrekonstruktion (TMVR) hat sich bei Patienten mit schwerer funktioneller Mitralklappeninsuffizienz (MI) bereits in einigen Studien als sicher und wirksam erwiesen. Zur Verhinderung einer Mitralstenose (MS) nach Intervention wird der transvalvuläre Gradient (MVG) bestimmt, wobei Werte <5,0 mmHg als akzeptabel gelten. Allerdings wurden bisher dynamische Veränderungen in der Stressechokardiographie (SE) nur eingeschränkt berücksichtigt.
Methodik: Im Zeitraum von 2017 bis 2019 wurden 48 Patienten prospektiv in die Beobachtungsstudie eingeschlossen. Die körperliche Belastbarkeit wurde mittels SE auf dem Fahrradergometer präoperativ, frühpostoperativ (vor Entlassung) und spätposteroperativ (FUP) erhoben (FUP Mittelwert (±SD) 8,2 ± 1,4 Monate). Weiterhin wurden die Patienten in zwei Gruppen eingeteilt: "mit Stenose" (MVG ≥ 2,5 mmHg, in der intraoperativen transösophagealen Echokardiographie nach Intervention) und "ohne Stenose" (MVG < 2,5 mmHg). Zur Beurteilung des Gesundheitszustandes wurde der Gesundheitsfragebogen SF12 verwendet. Die Unterschiede zwischen den Gruppen wurden mittels eines zweiseitigen t-Test und der Chi-Quadrat-Methode untersucht.
Ergebnisse: Das mittlere (±SD) Alter der Patienten betrug 72,8 ± 12,1 Jahre. Die präoperative Datenerhebung erfasste den EuroSCORE II, die Prävalenz von Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz, kardiovaskulären Risikofaktoren, Niereninsuffizienz oder Kardiomyopathie. Zudem wurden die Ergebnisse echokardiographischer Standardparameter und neuerer Techniken wie Speckle-Tracking verglichen. Zwischen beiden Gruppen konnte in allen Kategorien kein signifikanter Unterschied festgestellt werden.
Zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit wurden die erreichten „metabolic equivalent of task” (METS) in der SE erhoben. In der Gruppe mit Stenose zeigte sich hierbei ein signifikant höherer Anstieg zwischen FUP und stationärer Aufnahme gegenüber der Gruppe ohne Stenose (1,05 vs. 0,06; p=0,014). Zudem stellte sich heraus, dass bereits präoperativ diejenigen Patienten mit Stenose in der SE einen signifikant höheren Anstieg des MVG aufwiesen verglichen mit den Patienten ohne Stenose (1,45 ± 1,08 mmHg vs. 0,67 ± 1,00 mmHg; p=0,026). Hinsichtlich des Schweregrades der verbleibenden MI nach Intervention gab es jedoch keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p=1,00). Hämodynamische Veränderungen zeigten sich anhand der Veränderungen der linksatrialen endsystolischen Volumina (LAESV). Während präoperativ kein Unterschied zwischen beiden Gruppen vorlag, entwickelten die Patienten mit Stenose bei FUP eine Zunahme des LAESV (plus 56,2 ± 33,6 ml), während die Patienten ohne Stenose eine Abnahme aufwiesen (minus 15,9 ± 42,1 ml; präoperativ vs. FUP: p<0,001).
Im Rahmen des Gesundheitsfragebogens zur Einschätzung der allgemeinen Gesundheit bei FUP lag der Median bei der Gruppe ohne Stenose bei „gut“, während er bei Patienten mit Stenose bei „weniger gut“ lag. Hierbei zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen (p=0,528).

Fazit: Bereits ab einem mittleren Druckgradienten von ≥ 2,5 mmHg nach TMVR zeigen Patienten eine signifikant geringere körperliche Belastbarkeit in der SE sowie hämodynamisch relevante Veränderungen im LAESV. Zudem sollte ggf. eine SE bereits vor Intervention durchgeführt werden, um frühzeitig Hinweise auf die Entwicklung einer späteren MS zu erhalten und damit funktionelle objektivierbare Daten zur Belastbarkeit zu erhalten.