Clin Res Cardiol (2021) DOI DOI https://doi.org/10.1007/s00392-021-01843-w |
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Perkutane Koronarinterventionen vor TAVI: Charakteristika der Patienten und Läsionen — eine Fall-Kontroll-Studie | ||
L. Kolk1, G. Richardt1, K. Elbasha1, M. Landt1, A. Kurniadi1, J. Kaur1, H. Traboulsi1, A. Allali1 | ||
1Herzzentrum, Segeberger Kliniken GmbH, Bad Segeberg; | ||
Einleitung: Patienten mit hochgradiger Aortenklappenstenose, die mit einer Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) versorgt werden, weisen gehäuft signifikante Koronarläsionen auf. Da die pathophysiologischen Grundlagen der beiden Erkrankungen als Manifestationen der Atherosklerose sich ähneln, kann angenommen werden, dass diese Koronarläsionen komplexer sind im Vergleich zu Läsionen von Patienten ohne Aortenklappenstenose. Methoden: Zwischen September 2007 und Juni 2019, wurden insgesamt 1324 Patienten mittels TAVI in dem Register vom Herzzentrum Segeberger Kliniken erfasst. Bei 219 Patienten wurde eine Koronarintervention innerhalb von 90 Tagen vor TAVI durchgeführt. Ausgeschlossen wurden Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom sowie Reanimationen vor der Koronarintervention. Als Vergleichskollektiv wurde ein matching 1 zu 1 im Alter, Geschlecht und Jahr der Koronarintervention durchgeführt aus Patienten, die keine hochgradige Aortenklappenstenose aufwiesen. Klinische, angiographische und prozedurale Daten wurden erhoben und zwischen den Gruppen verglichen. Resultate: Insgesamt wurden 438 Patienten untersucht, je 219 Patienten in jeder Gruppe. Die TAVI-Gruppe wies 371 Läsionen auf. In der Vergleichsgruppe hingegen wurden 322 Läsionen behandelt. Im Mittel waren die Patienten in beiden Gruppen 81 Jahre alt und 56% der Patienten waren männlich. Es war kein signifikanter Unterschied hinsichtlich des Vorliegens eines Diabetes Mellitus zwischen den beiden Gruppen (29.2% vs. 24.6%; p=0.28). Eine Stenose der A. Carotis > 50% (21.9% vs. 7.3%) und ein Schlaganfall in der Vorgeschichte (21.0% vs. 5.5%) war in der TAVI-Gruppe hochsignifikant häufiger (p < 0.001). In der TAVI-Gruppe waren die Läsionen 16mm (IQR 11-28mm) lang und wiesen einen Stenosegrad von 78.09% ±14.3% auf. Die Läsionen der Vergleichsgruppe waren 15mm (IQR 11-25mm) lang und zu 78.90% ± 13.9% stenosiert (p= 0.36 und p= 0.4, jeweils). Anhand der AHA/ACC-Klassifikation für Koronarläsionen wiesen die Patienten der TAVI-Gruppe signifikant mehr B2- und C-Läsionen auf (52.2% vs. 36.0%; p < 0.001). Bei der TAVI-Gruppe gelang in 87.7% der Fälle eine komplette Revaskularisierung während in der Vergleichsgruppe 74.4% voll revaskulariert wurden (p=0.004). Für das In-hospital outcome, gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen bezüglich Tods, Myokardinfarkte, und erneuter Revaskularization. Kritische Blutungen entsprechend BARC 3a, 3b und 5 traten in 3.2% der Fälle in der TAVI-Gruppe auf und in 2.7% der Vergleichsgruppe (p=0.4). Auch ein akutes Nierenversagen war mit 2.7% in der TAVI-Gruppe und 5.0% in der Vergleichsgruppe nicht signifikant unterschiedlich (p=0.26). Fazit: Die vorliegende Studie stützt die Hypothese, dass die Koronarläsionen von Patienten mit hochgradigen Aortenklappenstenosen im Vergleich komplexer sind. Es hat sich gezeigt, dass diese Patienten einerseits mehr Läsionen aufweisen und sich andererseits diese Läsionen angiographisch komplexer darstellen als die Läsionen der Patienten ohne hochgradige Aortenklappenstenose. Auch weisen die TAVI-Patienten häufiger weitere extrakardiale Manifestationen wie höhergradige Karotis-Stenosen sowie möglich Folgeerkrankungen wie Schlaganfälle auf. Trotzdem war das in-hospitale Verlauf zwischen den beiden Gruppen vergleichbar. |
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https://dgk.org/kongress_programme/jt2021/aP1489.html |