Clin Res Cardiol 108, Suppl 1, April 2019 |
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Aktuelle Versorgungszeiten für Patienten mit STEMI unter Berücksichtigung der frühestmöglichen STEMI-Diagnose und Verlegung | ||
I. Jacob1, S. Behrens2, L. Bruch3, R. Schoeller4, H. Schühlen5, M. Stockburger6, H. Theres7, B. Maier1 | ||
1Berlin-Brandenburger Herzinfarktregister e.V., Berlin; 2Klinik für Innere Medizin - Kardiologie und konservative Intensivmedizin, Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin; 3Klinik f. Innere Medizin / Kardiologie, Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin; 4DRK-Kliniken Berlin Westend, Berlin; 5Klinik für Innere Medizin/Kardiologie, Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum, Berlin; 6Med. Klinik I / Kardiologie, Havelland-Kliniken GmbH, Nauen; 7CC11: Med. Klinik m. S. Kardiologie und Angiologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin; | ||
Hintergrund: Die schnelle und optimale Therapie ist bei Patienten mit ST-Hebungs-Infarkt (STEMI) von entscheidender Bedeutung. In den Leitlinien der ESC wurde bis 2017 eine Zeit von der Klinikaufnahme bis zur Wiederherstellung der kardialen Durchblutung mittels perkutaner Koronarintervention (PCI) von <60min empfohlen (sog. door-to-balloon-time, DTB). Für Patienten, die zuerst in eine Klinik ohne PCI aufgenommen wurden - und dann in eine solche verlegt werden mussten - wurde ein Wert von <90min definiert. Als weitere Versorgungszeit kann die Prähospitalzeit (PHT) abgegrenzt werden, die Zeit zwischen Symptombeginn und Einlieferung in der Katheterklinik. Wir untersuchten die Versorgungszeiten von STEMI-Patienten unter Berücksichtigung einer möglicherweise notwendigen interhospitalen Verlegung und der frühestmöglichen gestellten STEMI-Diagnose. Methoden/Ergebnisse: Für die Jahre 2016/17 wurden die Registerdaten von 3629 Patienten mit extrahospitalen STEMI untersucht, die innerhalb von 48h mittels PCI behandelt wurden. 86,1% der Patienten wurden in 22 Krankenhäusern einer deutschen Großstadt und 13,9% in 5 Krankenhäusern eines Flächen-Bundeslandes (BLD) behandelt. Das mediane Alter betrug 63 Jahre und der Anteil an Frauen ~28%. 326 Patienten wurden nach primärer Aufnahme in einer Nicht-PCI-Klinik zur PCI weiterverlegt, wobei der Anteil an diesen Patienten im BLD mehr als doppelt so hoch war (17,4% vs. 7,7%). Sowohl in der Stadt als auch im BLD konnten ~42 % der Patienten mit einer DTB von <60min versorgt werden, im Median betrug die DTB 69min. Patienten, die im BLD behandelt wurden, wiesen insgesamt eine längere PHT auf (111 vs. 131min, p<0,001). Deutlich verlängert zeigte sich die PHT jedoch bei Patienten, die verlegt werden mussten (273 vs. 296min). Die bei diesen Patienten in der Katheterklinik gemessene DBT war hingegen mit 47 vs. 54min (Stadt/Land) kurz. Für die BLD-Patienten wurde ermittelt, dass im Median 109min der PHT als Verlegungszeit benötigt wurde. Wird diese korrekterweise auf die DBT hinzugerechnet, ergab sich eine korrigierte DBT von 163min. Damit erfüllten ~1,5% der verlegten BLD-Patienten die Leitlinienempfehlung von <90min. Bei Patienten, die direkt in eine Katheterklinik eingeliefert wurden, zeigte sich – sowohl in der Stadt als auch im BLD – die frühe und eindeutige Erstdiagnose STEMI durch den Notarzt als stärkster Einflußfaktor: Wurde die Diagnose ‚STEMI‘ bei Erstkontakt gestellt (86,7%), sank die DBT im Vergleich zu Patienten mit primär unklarer Diagnose deutlich (58 vs. 101min, p<0.001). Diskussion/Schlussfolgerung: Insgesamt unterscheidet sich die DBT zwischen Stadt und BLD nicht signifikant. Ein Großteil der Patienten erfüllt die ambitionierte Leitlinienempfehlung der ESC nicht. Dies deckt sich mit anderen Studien. Die deutliche Verlängerung der Versorgungszeit durch notwendige Weiterverlegungen sollte Anlass geben zu Untersuchungen mit größeren Fallzahlen und zu Überlegung für eine bessere direkte Zuweisung von Patienten mit ST-Hebungsinfarkt. Darüber hinaus erscheinen Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität und Quantität der frühzeitigen und eindeutigen STEMI-Diagnose oder strukturelle Maßnahmen, wie z.B. eine EKG-Übertragung vom Notarztwagen aus, überlegenswert. |
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https://www.abstractserver.com/dgk2019/jt/abstracts//V205.htm |