Clin Res Cardiol 108, Suppl 1, April 2019

Thrombozyten CD40-Ligand induzierte Endothelzellen-Monozyten Interaktion an Prädilektionsstellen für die Atherosklerose
S. A. Lont1, F. Mohr1, U. Pohl2, A. H. Wagner1, M. Hecker1
1Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg; 2Kardiovaskuläre Physiologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Planegg-Martinsried;
Atherosklerose ist eine progressive Erkrankung, bei der aufgrund lokaler nicht-laminarer Strömungsbedingungen an Gefäßbiegungen und -verzweigungen Monozyten nach Adhäsion und transendothelialer Migration zur Plaqueenstehung beitragen. Sowohl bei der Monozytenrekrutierung als auch bei der in der Gefäßwand auftretenden Entzündung spielen CD40-Rezeptor- und CD40-Ligand-Interaktionen eine wichtige Rolle. Im Rahmen dieser Studie wurde der Frage nachgegangen, ob eine vermehrte endotheliale CD40-Expression an den vorgenannten Prädilektionsstellen für die Rekrutierung und Aktivierung von Monozyten unter Flußbedingungen in der Frühphase der Atherosklerose verantwortlich ist.

Zunächst wurde mit einem in vitro-Zellkultur-Modell einer Gefäßverzweigung das Adhäsionsverhalten von isolierten humanen Monozyten an Thrombozyten-besetzten ultra-langen von-Willebrand-Faktor (ULVWF)-Multimeren auf intakten Nabelschnurendothelzellen (HUVEC) nach Zugabe von löslichem CD40-Ligand (sCD40L) mittels Fluoreszenzmikroskopie unter Flußbedingungen (10 dyn/cm2) untersucht. Danach folgten Untersuchungen mit einem neuartigen murinen ex vivo-Perfusionsmodell der A. carotis-Bifurkation. Hierfür wurden isolierte und fluoreszenzmarkierte murine Monozyten und Thrombozyten durch die freipräparierte und auf Kapillaren aufgezogene Verzweigung der A. carotis communis der Maus nach sCD40L-Stimulation perfundiert (ca. 20-30 dyn/cm2) und im Anschluss mittels Fluoreszenzmikroskopie analysiert. Der Fluss in der Gefäßverzweigung wurde mithilfe des PeriCam PSI High Resolutions Systems und der Laser Speckle Kontrast Bildgebung (LSCI) visualisiert. Die CD40-vermittelte von Willebrand Faktor (vWF)-Freisetzung aus den Endothelzellen wurde mittels Immunfluoreszenzfärbung detektiert. Der Nachweis der CD40-Expression an im Bereich der Bifurkation erfolgte mit Hilfe der Real-Time PCR.

In Bezug auf die Lokalisation der freigesetzten ULVWF-Multimere konnte nach sCD40L-Stimulation ein geringfügiger, aber signifikanter prozentualer Anstieg distal der Verzweigung festgestellt werden, die Anzahl adhärierender Monozyten nahm an dieser Stelle um ca. 100 % zu. Diese Ergebnisse konnten in dem murinen ex vivo-Perfusionsmodell der Carotis-Verzweigung reproduziert werden. Zusätzlich zeigte sich, dass in Gefäßen von ApoE-Knockoutmäusen, die spontan Atherosklerose ohne eine zusätzliche lipidreiche Diät entwickeln, nach sCD40L-Stimulation signifikant zehnmal mehr Monozyten adhärieren als in nicht-stimulierten Gefäßen dieser Tiere. Gegenüber stimulierten Gefäßen von Wildtyp, CD40-Knockout und vWF-Knockout-Tieren war die Adhäsion der Monozyten in den A. carotis-Segmenten der ApoE-Knockoutmäuse um den Faktor vier gesteigert. Die CD40 Expression war bei den Gefäßen dieser Tiere im Bereich der Bifurkation im Vergleich zu einem geraden Gefäßabschnitt um 100% gesteigert.

Somit konnte sowohl in einem humanen wie auch in einem murinen ex vivo-Perfusionsmodell die CD40-Abhängigkeit der ULVWF-Multimer-Freisetzung und Monozytenadhäsion im Bereich einer klassischen Atherosklerose-Prädilektionsstelle unter niedrigen, pro-atherosklerotischen Schubspannungsbedingungen nachgewiesen werden. Das neuartige ex vivo-Perfusionsmodell der Gefäßverzweigung stellt somit eine interessante Möglichkeit zur Untersuchung des Adhäsionsverhalten von Monozyten dar und könnte helfen die komplexen pathophysiologischen Vorgänge in der Frühphase der Atherosklerose besser zu verstehen.

https://www.abstractserver.com/dgk2019/jt/abstracts//V1821.htm