Clin Res Cardiol 108, Suppl 1, April 2019

Morbus Fabry und die orale Chaperontherapie mit Migalastat: Veränderung von Enzymaktivität und Biomarkern nach 1 Jahr
J. Müntze1, D. Gensler2, O. Maniuc3, D. Liu1, T. Cairns1, D. Oder1, K. Hu1, K. Lorenz4, S. Frantz1, C. Wanner1, P. Nordbeck1, für die Studiengruppen: DZHI, HEAL-FABRY
1Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 2Experimentelle Physik V, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 3Med. Klinik und Poliklinik I, Klinische Elektrophysiologie, Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg; 4Pharmakologie, Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften - ISAS - e.V., Dortmund;

Morbus Fabry ist eine lysosomale Speichererkrankung und wird X-chromosomal vererbt. Patienten entwickeln im mittleren Lebensalter eine hypertrophe Kardiomyopathie und progrediente Herzinsuffizienz bei erhaltener Pumpfunktion. Seit 2016 steht mit der Chaperontherapie ein neuer Therapieansatz für diese Erkrankung zur Verfügung. Der Iminozucker Migalastat soll das körpereigene dysfunktionale Enzym alpha-Galaktosidase A stabilisieren und damit die endogene Enzymfunktion verbessern.

Langzeitbeobachtungen einer Migalastat-Therapie bei Patienten mit Morbus Fabry im klinischen Alltag sind derzeit noch nicht durchgeführt worden. Hierfür wurden Wirksamkeit und Veränderungen Fabry-spezifischer Biomarker in einer prospektiven monozentrischen Studie bei 14 Patienten mit Morbus Fabry (55±14 Jahre, 11 männlich) ausgewertet. Alle Patienten weisen eine Mutation im alpha-Galaktosidase-Gen auf, welche als ansprechend auf eine Therapie mit Migalastat definiert ist („amenable Mutation“) und sind Teil der prospektiven Kohortenstudie HEAL-FABRY (NCT03362164).

Nach einem Jahr Open Label Migalastat-Therapie zeigten die Patienten signifikante Veränderungen der alpha-Galaktosidase A-Aktivität (0,06 auf 0,2 nmol/min/mg Protein, p=0,001), des linksventrikulären Myokardmassenindex (137 auf 130 g/m², p=0,037), sowie von Serumkreatinin (0,94 auf 1,0 mg/dL, p=0,021) und glomerulärer Filtrationsrate (von 87 auf 78 ml/min/1,73 m², p=0,012). Der Anstieg der Enzymaktivität korrelierte mit einer Reduktion der Myokardmasse (r=−0,546, p=0,044), nicht jedoch mit der Nierenfunktion (r=−0,086, p=0,770). Plasma-Globotriaosylsphingosin (lyso-Gb3) sank bei therapienaiven Patienten (10,9 auf 6,0 ng/ml, p=0,021) und hielt sich stabil bei Patienten, die von einer früheren Enzymersatztherapie auf Migalastat umgestellt wurden (9,6 auf 12,1 ng/ml, p=0,607).

Diese ersten Daten zeigen, dass die orale Chaperontherapie die endogene alpha-Galaktosidase A-Aktivität wesentlich erhöht. Fabrytypische Biomarker werden stabilisiert und die kardiale Funktion bei männlichen sowie weiblichen Patienten mit passenden Mutationen im alpha-Galaktosidase A-Gen wird verbessert.


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