Clin Res Cardiol 108, Suppl 1, April 2019

Neue orale Antikoagulantien (NOAK) und Myokardinfarktrisiko: Eine Meta-Analyse randomisierter kontrollierter Studien
L. K. Dannenberg1, G. Wolff1, C. Helten1, T. Hohlfeld2, V. Schulze1, Y. Lin1, M. Thienel3, T. Zeus1, M. Kelm1, T. Petzold3, A. Polzin1
1Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 2Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; 3Medizinische Klinik und Poliklinik I, LMU Klinikum der Universität München, München;

Hintergrund: Neue orale Antikoagulantien (NOAK) sind vor Vitamin-K-Antagonisten (VKA) bereits erste Wahl zur Schlaganfallprophylaxe bei Patienten mit Vorhofflimmern (VHF). Dennoch besteht eine aktuelle Kontroverse, inwiefern ein Unterschied zwischen Faktor IIa Inhibitoren (Dabigatran) und Faktor Xa Inhibitoren (Apixaban, Edoxaban, Rivaroxaban) in Hinblick auf das Myokardinfarkt (MI)-Risiko besteht. Die Ergebnisse von Obvervationsstudien unterscheiden sich hierbei von denen randomisierter kontrollierter Studien (RCT). Diese Meta-Analyse von RCT-Daten untersuchte daher die Hypothese, ob unterschiedliche NOAKs bei VHF-Patienten mit einem unterschiedlichen MI-Risiko assoziiert sind.

Methoden: Alle RCT bis August 2018, welche NOAK in Normaldosierung vs. VKA bei Patienten mit VHF untersuchten, wurden in diese Meta-Analyse eingeschlossen. MI-Ereignisse einzelner Studiengruppen und relevante Studiendaten wurden abstrahiert und mithilfe von Mantel-Haenszel-Schätzern und fixed-effects Modellen analysiert;  Odds Ratios (OR) mit 95% Konfidenzintervallen (CI) wurden als kumulative Statistik genutzt.

Ergebnisse: Fünf RCT mit einer Gesamtzahl von 60.161 Patienten wurden eingeschlossen. Faktor IIa Inhibition mit 150mg b.i.d. Dabigatran zeigte einen signifikanten Anstieg der MI Rate im Vergleich zu VKA (1.7% vs. 1.3%; OR 1.35 mit CI 1.02 - 1.79, I²=0%; p=0.04). Im Gegensatz dazu wies die Behandlung mit einem Faktor Xa Inhibitor (5mg b.i.d. Apixaban, 60mg o.d. Edoxaban, 20mg o.d. Rivaroxaban) im Vergleich zu VKA einen Trend in Richtung einer Reduktion der MI-Rate auf (1.4% vs. 1.6%; OR 0.88 mit CI 0.75 - 1.02, I²=0%; p=0.08).

Zusammenfassung: In dieser Meta-Analyse der aktuell verfügbaren RCT Evidenz zur Untersuchung von NOAK versus VKA bei Patienten mit VHF war die Medikation mit Dabigatran im Vergleich zu VKA mit einem erhöhten MI-Risiko assoziiert. Faktor Xa Inhibition hingegen führte zu einer nicht-signifikanten Reduktion der MI-Rate. Zukünftige Studien mit direktem Vergleich zwischen Faktor IIa und Xa Inhibition in Hinblick auf die MI-Rate sind nötig, um eine individualisierte Entscheidung für die optimale NOAK Therapie treffen zu können.


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