Clin Res Cardiol 108, Suppl 1, April 2019 |
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Außerklinisch reanimierte Patienten, die in ein PCI-Zentrum gebracht werden: Wie häufig ist eine Laienreanimation? Wie oft erfolgt eine PCI? Aktuelle Daten eines Reanimations-Registers | ||||||||||||||
T. Wettwer1, P. Dierks1, J. Boelsen2, S. Michel1, T. Retzlaff1, A. Fach1, M. Steckenborn1, S. Meining1, R. Hambrecht1, H. Wienbergen1 | ||||||||||||||
1Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung (BIHKF), Bremen; 2Rettungsdienst, Bremen; | ||||||||||||||
Hintergrund: Bei einem Herz-/Kreislaufstillstand sind der sofortige Beginn der Reanimation (durch Laien oder medizinisches Personal) sowie die schnelle Abklärung der Ursachen von entscheidender Bedeutung. In dieser Studie wurde anhand der Daten eines Reanimations-Registers mit homogenem Patientenkollektiv der präklinische und klinische Verlauf von Patienten untersucht, die nach kardiopulmonaler Reanimation vom Rettungsdienst zur weiteren Versorgung an ein überregionales PCI-Zentrum gebracht werden.
Methodik: Es wurden 270 konsekutive Patienten ausgewertet, die in dem Zeitraum von 01.05.2017 bis 20.10.2018 nach außerklinischer Reanimation an einem überregionalen PCI-Zentrum versorgt wurden. Das PCI-Zentrum ist für die interventionelle Notfallversorgung eines Einzugsgebietes von ca. 1 Million Einwohnern in Nordwest-Deutschland exclusiv zuständig.
Ergebnisse:
Die Studienkohorte der reanimierten Patienten war im Mittel 64 ±14 Jahre alt und zu 74% (n=199) männlich. Der primäre Rhythmus war zu 64,4% Kammerflimmern gewesen.
43,3% der Reanimierten wurden initial durch Laien reanimiert, bei 15,6% der Reanimierten waren Rettungssanitäter oder Notarzt während des Herz-/Kreislaufstillstandes bereits anwesend, sodass diese unverzüglich reanimierten, bei 41,1% wurde keine Laienreanimation durchgeführt (Tabelle).
31,5% der Patienten waren vor dem Reanimationsereignis bekanntermaßen wegen einer kardialen Erkrankung in Behandlung gewesen, davon 63,5% wegen einer koronaren Herzerkrankung. Ein „Lerneffekt“ bezüglich Laienreanimationen zeigte sich bei den Patienten mit kardialen Vorerkrankungen nicht: Bei 42,4% der Patienten mit kardialen Vorerkrankungen wurde eine Laienreanimation durchgeführt, diese Rate war nicht signifikant höher als bei Patienten ohne kardiale Vorerkrankungen (43,8%, p-Wert=0,93).
Bei 95,6% aller Patienten wurde am PCI-Zentrum eine Koronarangiographie durchgeführt. Danach wurde bei 65,2% der Patienten eine koronare Herzkrankheit als Ursache der Reanimation angesehen und bei 53,7% eine PCI durchgeführt; hingegen wurde bei 34,8% der Patienten eine Differentialdiagnose (primär rhythmogene Ursache, Lungenarterienembolie, Hypoxie) als ursächlich für den Herz-/Kreislaufstillstand angesehen.
Nur 47,8% der Patienten konnten im Verlauf lebend entlassen werden, dabei waren 38,1% in einem guten Allgemeinzustand, während 9,6% mit einem relevanten neurologischen Defizit in die Weiterversorgung entlassen wurden.
Schlussfolgerung:
Nur etwa die Hälfte der Patienten, die nach einem Reanimationsereignis in ein überregionales PCI-Zentrum gebracht werden, erfährt initial eine Laienreanimation. Auch bei Patienten mit kardiologischen Vorerkrankungen, bei denen möglicherweise ein „Lerneffekt“ von Angehörigen/Umfeld zu erwarten gewesen wäre, ist diese Rate nicht höher.
Die Daten sind ein Appell, dass die Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung und bei kardial Erkrankten weiter verbessert werden muss.
Tabelle:
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https://www.abstractserver.com/dgk2019/jt/abstracts//V1345.htm |