Clin Res Cardiol 108, Suppl 1, April 2019

Identifikation des kritischen Isthmus bei atrialen Tachykardien unter Verwendung eines neuen automatischen Algorithmus – Active Surface Area (ASA) und Local Cycle Length Coverage (lCLC)
A. Luik1, L. A. Unger2, P. Hörmann1, K. Schmidt1, B. Fries1, G. Schymik1, M. Merkel1, O. Dössel2, C. Schmitt1
1Med. IV, Schwerpunkt Kardiologie, Angiologie und Internistische Intensivmedizin, Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH, Karlsruhe; 2Institut für Biomedizinische Technik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Karlsruhe;
Einleitung
Hochauflösende 3D Mapping Systeme haben viel zum Verständnis von atrialen Tachykardien (AT) beigetragen. Es konnten kleinere Areale identifiziert werden, die eine verzögerte Leitungseigenschaft mit niedriger Voltage aufweisen und kritisch für die Aufrechterhaltung des Reentry-Mechanismus sind. Eine Ablation an solchen Stellen führt zu einer schnellen Terminierung in SR. Die Identifikation dieses kritischen Isthmus ist aber zeitaufwendig, bedarf einer intensiven Signalanalyse und ist nicht in allen Fällen möglich.
Ziel dieser Studie war es einen neuen Algorithmus zur automatischen Identifikation des kritischen Isthmus bei atrialen Tachykardien zu evaluieren.
Methoden
In diese Studie wurden Patienten mit atrialen Tachykardien eingeschlossen, die unter Verwendung eines hochauflösenden 3D Maps eindeutig identifiziert und abladiert werden konnten (Endpunkt: Nicht-Induzierbarkeit). Retrospektiv erfolgte die Identifikation des kritischen Isthmus mittels eines neuen, nicht-kommerziellen Algorithmus. Die Analyse des zeitlichen Verlaufs der Active Surface Area (ASA) unterscheidet zwischen fokalen und Reentry-Tachykardien und zeigt außerdem Stellen mit verzögerter Erregungsausbereitung sowie Engstellen im Tachykardiepfad an (Bild 1B, rote Pfeile). Die lokale Abdeckung der Zykluslänge (Local Cycle Length Coverage; lCLC) (Bild 1A) visualisiert den kritischen Isthmus in einer 3D Ansicht und berücksichtigt hierbei Doppelsignale und stark fraktionierte Signale.
Ergebnisse
Zehn Patienten mit anhaltender AT (Alter 66±6 Jahre, LVEF 61±6%, LA 46±5mm, Z.n. PVI 100%, 2,3±0,8 Pre-Prozeduren) wurden retrospektiv analysiert. In keinem der Fälle war der ASA Wert = 0, was bedeutet, dass stets eine Reentry-Tachykardie vorlag. Pro Patient konnten 2,8±1,2 kritische Isthmus detektiert werden. Eine dieser Stellen entsprach jeweils der Terminierungs-Stelle in der Index-Prozedur. Bei einem Patienten mit Rezidiv eines atypischen Vorhofflatterns nach 3 Jahren (Tachy 1: ccw perimitral; Tachy 2: peri-LPV) zeigte die Analyse der ASA und lCLC bereits während der Index-Prozedur beide kritischen Isthmus an (Bild 1C+D).
Zusammenfassung: 
Die automatische Identifikation und Visualisierung von kritischen Isthmus mittels ASA und lCLC kann die Ablation von ATs vereinfachen und beschleunigen. Möglicherweise sind auch weitere Areale identifizierbar, die für den zukünftigen klinischen Verlauf von Bedeutung sein werden. Hierdurch könnte die Ablationsstrategie weiter individualisiert werden.

https://www.abstractserver.com/dgk2019/jt/abstracts//P916.htm