Hintergrund:
Körperscanner
werden zunehmend zur Personen-Sicherheitskontrolle an Flughäfen eingesetzt. Sie
ersetzen die konventionellen Metalldetektoren, da sie nicht nur metallische
sondern auch nicht-metallische Gefahrenstoffe nachweisen können. Sie selbst stellen
jedoch eine neue, potenzielle Quelle zur elektromagnetischen Interferenz (EMI)
für Reisende mit implantierten Schrittmachern (SM) oder Defibrillatoren (ICD)
dar. Im Falle einer EMI mit implantierten Rhythmusgeräten könnte es durch ein
Oversensing zur Inhibition der Schrittmacherstimulation oder zur inadäquaten
ICD-Schockabgabe kommen. Ziel ist es zu zeigen, dass Exposition zu Millimeterwellen
Körperscanner für SM- und ICD-Patienten sicher ist und für diese Personengruppe
keine Restriktionen notwendig sind. Um eine Aussage für möglichst alle
Device-Träger zu treffen, wurden nicht nur konventionelle transvenöse Devices
untersucht, sondern auch ein relevanter Anteil von subkutanen ICDs (S-ICD) und
Sonden-freien Schrittmachern (LCP) eingeschlossen.
Methoden:
Es
wurden 375 Patienten mit einem aktiven Rhythmusimplantat zwischen Mai 2017 und
Oktober 2018 eingeschlossen. Neben 302 Patienten (80%) mit einem
konventionellen transvenösen System (127 Schrittmacher und 175 ICD) wurden
zudem 52 Patienten mit S-ICD (14%) und 21
Patienten mit LCP (6%) eingeschlossen. Die Empfindlichkeitseinstellungen wurden
beibehalten, es erfolgte lediglich das Ausschalten der ICD-Therapien aus
Sicherheitsgründen und die Programmierung einer kontinuierlichen ventrikulären Stimulation, um
das Erkennen von EMI zu vereinfachen. Die Patienten wurden mehreren Körperscans
(> 3/Patient) mit Millimeterwellen Technik
im vorgeschrieben Abstand sowie unmittelbar vor und hinter dem Scanner
(Worst-Case-Szenario) unterzogen. Kontinuierliche EKG-Aufzeichnungen während
der Versuche wurden auf EMI analysiert und die Geräte hinsichtlich Fehlfunktionen
und Programmieränderungen abgefragt. Der primäre Endpunkt war jegliches
EMI-Ereignis, inklusive einer Inhibierung der Stimulation, Stimulation an der
oberen Grenzfrequenz, Versuch der Überstimulation oder Schockabgabe (nur ICD) und
spontane Änderung der Geräteprogrammierung.
Ergebnis:
Keines
der 375 Implantate zeigte währen der mehr als 1000 Scans eine Funktionsstörung oder
spontane Umprogrammierung. (EMI-Prävalenz 0% (0/375), [95% CI; 0%-1.0%]).
Diskussion:
Neuartige
Körperscanner zur Personensicherheitskontrolle haben keinen Einfluss auf die
Funktion von aktiven Rhythmusimplantaten in unserer Studie. Erstmalig werden in
einer EMI-Studie auch S-ICD und LCP in
einem relevanten Umfang (20%) untersucht. Dieses Ergebnis lässt sich durch
folgende Faktoren erklären: 1) Nutzung einer hochfrequenten Strahlung (70-80
GHz), 2) geringe Eindringtiefe von Millimeterwellen und 3) ultrakurze Scan-Zeit
(32ms). Aufgrund dieser Ergebnisse gibt es aktuell keine Datengrundlage die besondere
Handlungsanweisungen oder Einschränkungen für den Einsatz von
Millimeter-Körperscannern bei Reisenden mit SM oder ICD rechtfertigen. Zudem
besteht keine Notwendigkeit, dass SM bzw. ICD-Träger medizinische Informationen
bzgl. ihres Rhythmusimplantats gegenüber dem Sicherheitspersonal preisgeben
müssen.
Schlussfolgerung:
Personenkontrollen
mittels Körperscanner sind für Schrittmacher- und Defibrillatorträger sicher.