Clin Res Cardiol 108, Suppl 1, April 2019

Millimeterwellen Körperscanner beeinträchtigen nicht die Funktionsweise von Schrittmachern und Defibrillatoren: eine cross-sectional, in vivo Studie
P. Blazek1, M. O'Connor2, S. Weigand1, C. Grebmer1, S. Reif3, S. Fichtner4, T. Reents1, M. Kottmaier1, F. Bourier1, H. Schunkert1, I. Deisenhofer1, C. Kolb5, C. Lennerz1
1Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen, Deutsches Herzzentrum München, München; 2Department of Cardiology, Wellington Hospital, Wellington, NZ; 3Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin, Klinikum Bogenhausen, München; 4Medizinische Klinik und Poliklinik I, LMU Klinikum der Universität München, München; 5Deutsches Herzzentrum München, München;

Hintergrund:
Körperscanner werden zunehmend zur Personen-Sicherheitskontrolle an Flughäfen eingesetzt. Sie ersetzen die konventionellen Metalldetektoren, da sie nicht nur metallische sondern auch nicht-metallische Gefahrenstoffe nachweisen können. Sie selbst stellen jedoch eine neue, potenzielle Quelle zur elektromagnetischen Interferenz (EMI) für Reisende mit implantierten Schrittmachern (SM) oder Defibrillatoren (ICD) dar. Im Falle einer EMI mit implantierten Rhythmusgeräten könnte es durch ein Oversensing zur Inhibition der Schrittmacherstimulation oder zur inadäquaten ICD-Schockabgabe kommen. Ziel ist es zu zeigen, dass Exposition zu Millimeterwellen Körperscanner für SM- und ICD-Patienten sicher ist und für diese Personengruppe keine Restriktionen notwendig sind. Um eine Aussage für möglichst alle Device-Träger zu treffen, wurden nicht nur konventionelle transvenöse Devices untersucht, sondern auch ein relevanter Anteil von subkutanen ICDs (S-ICD) und Sonden-freien Schrittmachern (LCP) eingeschlossen.

Methoden:
Es wurden 375 Patienten mit einem aktiven Rhythmusimplantat zwischen Mai 2017 und Oktober 2018 eingeschlossen. Neben 302 Patienten (80%) mit einem konventionellen transvenösen System (127 Schrittmacher und 175 ICD) wurden zudem 52 Patienten mit S-ICD  (14%) und 21 Patienten mit LCP (6%) eingeschlossen. Die Empfindlichkeitseinstellungen wurden beibehalten, es erfolgte lediglich das Ausschalten der ICD-Therapien aus Sicherheitsgründen und die Programmierung einer kontinuierlichen ventrikulären Stimulation, um das Erkennen von EMI zu vereinfachen. Die Patienten wurden mehreren Körperscans (> 3/Patient) mit Millimeterwellen Technik  im vorgeschrieben Abstand sowie unmittelbar vor und hinter dem Scanner (Worst-Case-Szenario) unterzogen. Kontinuierliche EKG-Aufzeichnungen während der Versuche wurden auf EMI analysiert und die Geräte hinsichtlich Fehlfunktionen und Programmieränderungen abgefragt. Der primäre Endpunkt war jegliches EMI-Ereignis, inklusive einer Inhibierung der Stimulation, Stimulation an der oberen Grenzfrequenz, Versuch der Überstimulation oder Schockabgabe (nur ICD) und spontane Änderung der Geräteprogrammierung.

Ergebnis:
Keines der 375 Implantate zeigte währen der mehr als 1000 Scans eine Funktionsstörung oder spontane Umprogrammierung. (EMI-Prävalenz 0% (0/375), [95% CI; 0%-1.0%]).

Diskussion:
Neuartige Körperscanner zur Personensicherheitskontrolle haben keinen Einfluss auf die Funktion von aktiven Rhythmusimplantaten in unserer Studie. Erstmalig werden in einer EMI-Studie auch S-ICD und LCP  in einem relevanten Umfang (20%) untersucht. Dieses Ergebnis lässt sich durch folgende Faktoren erklären: 1) Nutzung einer hochfrequenten Strahlung (70-80 GHz), 2) geringe Eindringtiefe von Millimeterwellen und 3) ultrakurze Scan-Zeit (32ms). Aufgrund dieser Ergebnisse gibt es aktuell keine Datengrundlage die besondere Handlungsanweisungen oder Einschränkungen für den Einsatz von Millimeter-Körperscannern bei Reisenden mit SM oder ICD rechtfertigen. Zudem besteht keine Notwendigkeit, dass SM bzw. ICD-Träger medizinische Informationen bzgl. ihres Rhythmusimplantats gegenüber dem Sicherheitspersonal preisgeben müssen.  

Schlussfolgerung:

Personenkontrollen mittels Körperscanner sind für Schrittmacher- und Defibrillatorträger sicher.


https://www.abstractserver.com/dgk2019/jt/abstracts//P584.htm