Clin Res Cardiol 108, Suppl 1, April 2019

Körperliche Leistungsfähigkeit, Plasmakatecholamine und Beta-Blockade in verschiedenen Belastungsmodalitäten
S. Fikenzer1, R. Falz2, M. W. Busse2, U. Laufs1, K. Fikenzer1
1Klinik und Poliklinik für Kardiologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig; 2Institut für Sportmedizin und Prävention, Universität Leipzig, Leipzig;

Hintergrund:

Beta-blocker (BB) sind häufig eingesetzte Medikamente. Aus sportmedizinischer Perspektive wird die Reduktion der maximalen Herzfrequenz (HF) und damit eine mögliche Einschränkung der Belastbarkeit diskutiert. Zu dieser Frage liegen nur wenige Untersuchungen vor. Ziel der Studie ist die Analyse der Leistungsfähigkeit und der Plasmakonzentrationen von Adrenalin (A) und  Noradrenalin (NA) mit und ohne BB in verschiedenen Belastungsmodalitäten.

Methodik:

10 gesunde sportlich aktive Männer (Alter: 25,1±2,5 Jahre, BMI: 24,4±2,4) nahmen an dieser prospektiven Untersuchung teil. Die Studie wurde durch die Ethikkommission der Universität Leipzig genehmigt. Alle Teilnehmer durchliefen einen doppelten maximalen Stufentest (DMS) (Beginn: 30 Watt, Steigerung: 10W/min, bis zur maximaler Ausbelastung: Pmax, 5 min bei 25% Pmax Erholung, dann erneuter Anstieg um 10W/min bis Ausbelastung). Nach 3-tägiger Pause erfolgte ein doppelter Dauerstufentest (DSS) (25%,50%,75%,25%,50%,75% von Pmax, jeweils 9 Minuten). Der gleiche Ablauf wurde unter Medikation (5mg Bisoprolol/d) durchgeführt. Der Beginn des ersten Tests erfolgte dabei 3 Tage nach Medikationsbeginn. Alle Belastungstests wurden auf einem Halbliegeergometer absolviert. Folgende Parameter wurden bestimmt: HF, RR, A, NA, VO2max, Laktat, Sauerstoffpuls. Die Werte für A und NA wurden jeweils doppelt gemessen. Statistik: Es kam neben der deskriptiven Statistik das allgemeine lineare Model mit Messwiederholung (ALM) zur Anwendung.

Ergebnisse:

Die erreichte maximale Leistung sowie die VO2max unterschieden sich mit und ohne BB nicht (Pmax: 269,0 ± 41,5 W vs. 269,0 ± 41,5 W, p=ns; VO2max: 3110 ± 482 ml/min vs. 3077 ± 425, p=ns). BB senkten die HF in Ruhe und maximaler Belastung (ΔHF-Ruhe: 10,6 ± 11,1 S/min, p<0,05; ΔHF-Max: 27,8 ± 6,6 S/min, p<0,01). BB senkten den systolischen RR in Ruhe und bei maximaler Belastung (ΔRRsys-Ruhe: 19,4 ± 9,3 S/min, p<0,05; ΔRRsys-Max: 17,7 ± 15,3 S/min, p<0,01). Die Plasmakonzentrationen für A und NA stiegen bis 50% bei DMS und DSS nicht an. Mit weiterem Belastungsanstieg kam es zu einer deutlichen Zunahme von A und NA. Bisoprolol (5mg) hatte keinen Einfluss auf die Plasmakonzentrationen von A und NA in Ruhe, während und bei maximaler Belastung im DMS und DST. Es fanden sich keine Hinweise auf einen Interaktionseffekt „Gruppe x Zeit“: DMS: A: p=0,692; NA: p=0,099; DSS: A: p=0,193; NA: p=0,159. Diese Effekte waren in wiederholten Belastungsabschnitten reproduzierbar. Es konnte ebenfalls kein Einfluss des BB auf die Laktatkonzentration ermittelt werden (ΔLaktat-Max: 0,1 ± 1,2 mmol/l, p=ns). Der maximale Sauerstoffpuls war in den Tests mit BB höher (DMS: ΔVO2/HF: 3,1 ± 2,2 ml/S, p<0,01; DSS: ΔVO2/HF: 3,4 ± 1,4 ml/S, p<0,001).

Zusammenfassung:

Höhere Belastungsintensitäten (>60% Pmax) gehen mit einem ausgeprägten Plasmakatecholaminanstieg einher, der durch Bisoprolol 5 mg nicht beeinflusst wird. Die körperliche Leistungsfähigkeit war durch BB nicht beeinträchtigt. Daher erscheint ein Verzicht auf kardioselektive BB in mittlerer Dosis bei sportlich aktiven Menschen unbegründet. 


https://www.abstractserver.com/dgk2019/jt/abstracts//P2057.htm