Clin Res Cardiol 108, Suppl 1, April 2019

Chronische Inflammation, Monozyten-Subpopulationen und deren gesteigerte Aktivation vor TAVI sind mit früher Mortalität danach assoziiert
S. Wydra1, K. Berndt2, D. Tarnowski3, D. M. Poitz4, P. Barthel1, F. M. Heidrich1, K. M. Sveric1, A. Linke1, K. Ibrahim5, C. Pflücke5
1Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Herzzentrum Dresden GmbH an der TU Dresden, Dresden; 2Abt. für Innere Medizin, Kardiologie und Angiologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig; 3Klinik und Poliklinik für Innere Med. II, Kardiologie, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg; 4Institut für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Dresden; 5Herzzentrum Dresden GmbH an der TU Dresden, Dresden;
Hintergrund: Die Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) stellt ein mittlerweile gut etabliertes Verfahren zur Behandlung von Patienten mit Aortenklappenstenose (AS) und erhöhtem OP-Risiko dar. Gerade in den ersten 3 Monaten nach TAVI zeigt sich jedoch, ähnlich dem natürlichen Verlauf, eine relativ hohe Mortalität. Eine systemische Inflammationsreaktion fördert dabei vermutlich einen ungünstigen Verlauf. Genauere Mechanismen sind in diesem Zusammenhang jedoch gegenwärtig noch offen. Monozyten-Subpopulationen sind bekannt dafür sowohl mit verschiedenen kardiovaskulären und chronisch inflammatorischen Erkrankungen, als auch mit Mortalität bei Patienten mit Niereninsuffizienz  assoziiert zu sein. Diese Studie untersuchte den Einfluss von Monozytensubpopulationen, deren Aktivationszustand und weitere systemischen Inflammationsparameter auf Mortalität in den ersten 3 Monaten nach TAVI.

Methode: 120 konsekutiv eingeschlossene Patienten mit symptomatischer, schwerer AS  sind einer TAVI mit transfemoralen Zugang unterzogen worden. Bei allen Patienten erfolgten durchflusszytometrische Analysen am Tag vor TAVI, als auch am Tag danach und 7 Tage nach TAVI. Monozytensubpopulationen sind wie folgt definiert worden: Mon1 (CD14++CD16–), Mon2 (CD14++CD16+) und Mon3 (CD14+CD16++). Der Gehalt von Monozyten-Plättchen-Aggregaten (MPA) wurde durch Ko-Expression von CD41 auf Monozyten bestimmt. Als Maß für monozytäre Aktivation wurde die Stärke der CD11b-Expression (Aktivations-Epitop) gemessen. Zusätzlich sind pro-inflammatorische Zytokine wie Interleukin (IL) -6, IL-8, sowie  CRP und Plättchenaktivationsmarker (sP-Selektin, sCD40L) mittels Cytometric Bead Array oder Standardlabormethoden bestimmt worden. Primärer Endpunkt war Tod jeglicher Ursache nach 3 Monaten.

Ergebnisse: Innerhalb der 3 Monate verstarben 15 der 120 Patienten, vornehmlich ohne relevante Dysfunktion der implantierten Aortenklappe. Zwischen den früh verstorben und den überlebenden Patienten ergaben sich, außer bei eingeschränkter Mobilität, keine Unterschiede im EURO-Score, sowie in Komorbiditäten wie Diabetes mellitus, relevanter KHK, oder Hypertonie. Ein hoher Mon2-Gehalt vor TAVI (12% vs. 8%, p<0.001) und am Tag1 nach TAVI (14% vs. 9%, p=0.02) zeigte sich unabhängig mit Mortalität innerhalb der ersten 3 Monate nach TAVI assoziiert. Auch die CD11b-Expression (MFI 56 vs. 30, p=0.02) auf Monozyten vor TAVI war signifikant bei Patienten mit frühem Tod nach TAVI erhöht. Mon2-Monozyten zeigten dabei die stärkste CD11b-Expression der Monozyten. CD11b korrelierte signifikant mit dem Gehalt der MPAs (r=0.47, p<0.001) und mit IL-8 (r=0.44, p<0.001). Auch ein leicht erhöhtes CRP, sowie IL-8 vor TAVI zeigten sich mit Mortalität nach TAVI assoziiert. Wohingegen klinische und laborchemische Zeichen einer systemischen Inflammation direkt nach TAVI (wie bspw. Fieber) nicht mit früher Mortalität nach TAVI korrelierten.

Schlussfolgerung: Ein erhöhter Mon2-Monozyten-Gehalt, eine gesteigerte monozytäre Aktivation, als auch Zeichen einer erhöhten systemischen Inflammation vor TAVI, wie auch eine reduzierte Mobilität, sind mit Mortalität in den ersten 3 Monaten nach TAVI assoziiert. Chronische Inflammation bei alten Patienten erscheint ein wichtiger Risikoparameter für frühe Mortalität nach TAVI zu sein und könnte sowohl zur besseren Risikostratifizierung dienen, als auch ein interessantes Ziel für neue Therapiestrategien darstellen.

https://www.abstractserver.com/dgk2019/jt/abstracts//P1557.htm