Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April 2018

Die Anzahl supraventrikulärer Extrasystolen 24h nach Pulmonalvenenisolation mit dem Cryoballon korreliert mit dem Rezidivrisiko von Vorhofflimmern nach der Blanking-Phase
A. Pott1, P. Rapierski1, M. Baumhardt1, K. Petscher1, W. Rottbauer1, T. Dahme1
1Klinik für Innere Med. II, Universitätsklinikum Ulm, Ulm;

 

Hintergrund
Supraventrikuläre Extrasystolen (SVES) aus den Pulmonalvenen (PV) sind der häufigste Trigger von Vorhofflimmern. Die Pulmonalvenenisolation (PVI) ist eine effektive Methode um PV-Trigger auszuschalten. Ob die Häufigkeit von supraventrikulären Extrasystolen 24h nach erfolgreicher PVI in Patienten mit symptomatischem Vorhofflimmern als Marker einer frühen Pulmonalvenenrekonnektion und damit als Parameter zur Prognoseevaluation herangezogen werden kann, ist bisher unbekannt.

 

Fragestellung
Um den prognostischen Wert der Häufigkeit von supraventrikulären Extrasystolen nach erfolgreicher PVI in Patienten mit symptomatischem Vorhofflimmern zu ermitteln, wurde der Zusammenhang der postprozeduralen Anzahl der SVES und der Rezidivwahrscheinlichkeit von Vorhofflimmern untersucht.

 

Methoden
Die postprozedurale Anzahl der supraventrikulären Extrasystolen wurde in einer Langzeit-EKG-Untersuchung 24 bis 48h nach PVI mittels Cryoballon bei 238 prospektiv eingeschlossenen Patienten ermittelt. Ausgeschlossen wurden Patienten, bei denen ein durchgehendes oder paroxysmales Vorhofflimmern im Holter-EKG nachgewiesen wurde oder Patienten mit atrialer Schrittmacherstimulation. Klinische Kontrollen inklusive 7-Tage Langzeit EKG erfolgten 1, 3, 6 und 12 Monate nach Ablation.

 

Ergebnisse

Die durchschnittliche SVES-Last aller 238 Patienten (Geschlecht: 54,6% männlich, Alter: 65,6 ±11,1 Jahre, Art des VHF: 67,6% paroxysmal) betrug 463 ±614 SVES/24h. Patienten mit einem Vorhofflimmerrezidiv jenseits einer 3-monatigen Blankingphase zeigten eine deutlich höhere Anzahl an SVES direkt nach Cryo-PVI (848 ±847/SVES/24h) im Vergleich zu Patienten ohne Vorhofflimmerrezidiv (335 ±451 SVES/24h; p<0.0001). In einer multivariaten logistischen Regression potentieller Rezidivprädiktoren konnte die SVES-Last als einziger unabhängiger Prädiktor eines Vorhofflimmerrezidivs identifiziert werden (p<0.0001). Mittels Receiver-Operating-Curve-Analyse konnte ein optimaler Trennwert von 270SVES/24h ermittelt werden (AUC: 0,74). Patienten mit einer SVES-Last unterhalb von 270SVES/24h zeigten in einer Kaplan-Meier-Analyse eine Rezidivwahrscheinlichkeit von 6% nach 12 Monaten, während 21% der Patienten mit einer SVES-Last größer 270 SVEs/24h ein Vorhofflimmerrezidiv nach einem Jahr entwickelten (Abb. 1; log rank<0.0001). Zusätzlich konnten wir zeigen, dass die Anzahl der SVES/24h direkt nach Cryo-PVI bei Patienten, die sich an unserem Zentrum einer Zweit-Prozedur bei Vorhofflimmerrezidiv unterzogen, mit der Anzahl der rekonnektierten Venen korreliert (lineare Regression: p=0.025).

 

Abbildung 1: Freiheit von Vorhofflimmern in Abhängigkeit der SVES-Last 24-48h nach Cryo-PVI

Schlussfolgerung

Unsere Daten zeigen, dass die Häufigkeit von supraventrikulären Extrasystolen 24h nach PVI mittels Cryoballon mit der Rezidivwahrscheinlichkeit von Vorhofflimmern nach der Blanking-Phase korreliert. Damit kann die SVES-Last als individueller und einfacher Prädiktor zur Abschätzung eines Vorhofflimmerrezidivs noch vor Krankhausentlassung herangezogen werden.


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