Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April 2018

Potentielle Rolle eines PFO bei Patienten nach einem ESUS Event und Eventrecorder-Implantation
C. S. Strobl1, L. Riesinger1, M. Mehr1, J. Siebermair2, S. Fichtner1, C. G. Schuhmann3, S. Massberg1, R. Wakili2, für die Studiengruppe: DZHK
1Medizinische Klinik und Poliklinik I, LMU Klinikum der Universität München, München; 2Westdeutsches Herz- und Gefäßzentrum, Kardiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen; 3Internistisches Zentrum Heimstetten / Poing / Paar / Ebersberg, Heimstetten;

Einleitung: Das Konzept des “Embolic Stroke of Undetermined Source” (ESUS) wurde eingeführt, um den bisher als “kryptogen” bezeichneten ischämischen Schlaganfall besser zu definieren. Die minimale kardiale Diagnostik zum Ausschluss von Vorhofflimmern (VHF) beinhaltet hierbei ein 24-Stunden-Holter-Monitoring. Nach neuesten Studien wird zudem die Implantation eines Eventrecorders (ICM) in Betracht gezogen, um auch asymptomatisches VHF zu detektieren. Ein weiterer möglicher diskutierter Mechanismus ist die sog. paradoxe Embolie bei Persistierendem Foramen Ovale (PFO). Die Rolle des PFO als Ursache im Rahmen des ESUS ist aktuell jedoch noch nicht ganz geklärt. Ziel dieser Untersuchung war es alle Patienten mit stattgehabtem ESUS und Eventrecorder-Implantation im Hinblick auf die Detektion von VHF und dem Vorhandensein eines PFO nach einem ESUS-Index-Ereignis zu untersuchen.

Methoden: In dieser retrospektiven Analyse wurden im Zeitraum von 03/2013 bis 04/2015 insgesamt 42 Patienten am Klinikum der Universität München (LMU) eingeschlossen die in ihrer Vorgeschichte die Diagnose eines ESUS hatten und bei denen eine ICM-Implantation zur VHF-Detektion erfolgte. Endpunkte waren die Inzidenz von VHF nach mindestens 24 Monaten sowie die Inzidenz eines PFO. Zudem erfassten wir einen erneuten Apoplex/TIA bezüglich der Sekundärprophylaxe im Rahmen des Follow-up (Mittleres FU: 28,5±3,2 Monate).

Ergebnisse: Das untersuchte Kollektiv war mit durchschnittlich 58 Jahren jünger als Patienten in vorangegangen Studien bei vergleichbarem Risikoprofil (mittlerer CHA2DS2-VASc Score: 4,2). Insgesamt konnte bei 19% der Patienten (8/42) neu aufgetretenes VHF detektiert werden. Diese Patienten waren im Trend älter (60a vs. 52a; VHF vs. kein VHF) bei höherem CHA2DS2-VASc Score (VHF: 5,1 vs. ohne VHF: 3,8; p=0,001). Ein erneuter Schlaganfall trat bei insgesamt 12% (5/42) der Patienten auf, wobei dieser signifikant häufiger im Kollektiv mit neu detektiertem VHF auftrat (37,5% vs. 5,8% ohne VHF; p=0,003). Im Gesamtkollektiv konnte bei 43,75% der mittels Echokardiographie untersuchten Patienten (14/32) ein PFO nachgewiesen werden. Interessanterweise, zeigt sich hier, dass die PFO-Gruppe jünger ist (48,7a vs. 57,8a; p=0,047) und hier weniger VHF im FU-Zeitraum detektiert werden konnte im Vergleich zu Patienten ohne PFO (7% vs. 22,2%; p=0,014).  

Schlussfolgerung: Bei einem repräsentativen ESUS Kollektiv kann in fast der Hälfte der Patienten ein PFO nachgewiesen werden. Diese Patienten sind vergleichsweise jünger und weisen deutlich weniger VHF im Verlauf auf. Diese Ergebnisse ergeben Hinweise auf eine mögliche kausale Rolle des PFO bei ESUS Patienten. In diesem Kontext muss jedoch noch weiter geklärt werden, ob junge ESUS-Patienten mit PFO und fehlendem Nachweis von VHF über einen längeren Zeitraum ggf. von einem PFO-Verschluss profitieren.


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