Clin Res Cardiol 107, Suppl 1, April 2018

“Freeze or walk the line” ? Cryoballon-Ablation versus Hochfrequenzstrom-basierte Pulmonalvenenisolation zur Behandlung von paroxysmalem Vorhofflimmern
M. A. Gunawardene1, B. Schäffer1, B. A. Hoffmann2, N. Gosau3, J. Hartmann1, R. Ö. Akbulak1, C. Eickholt1, M. Jularic1, A. C. Geisler1, N. Klatt1, E. Vettorazzi4, K. Fürst1, A. Tamenang1, C. Meyer1, S. Willems1
1Klinik für Kardiologie mit Schwerpunkt Elektrophysiologie, Universitäres Herzzentrum Hamburg GmbH, Hamburg; 2Med. Klinik und Poliklinik II, Klinik für Kardiologie, Angiologie und intern. Intensivmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz; 3Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie, Universitäres Herzzentrum Hamburg GmbH, Hamburg; 4Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg;

Einleitung:  Die Cryoballon-Ablation (CB) bei paroxysmalem Vorhofflimmern (PAF) ist der klassischen Hochfrequenzstrom (RFC)- Pulmonalvenenisolation (PVI) nicht unterlegen. Unklar ist bislang die Effektivität beider Ablationsstrategien im Vergleich, unter Verwendung eines neuen, kombinierten RFC-Ansatz mit Einsatz von Contact-Force-(CF)-Kathetern und Endpunkt der Nichterregbarkeit der Ablationslinie („Walk the line“ (WTL)). 

Methodik: In dieser prospektiven Studie wurde im Zeitraum 01/2015 bis 07/2017 bei Patienten mit hochsymptomatischem PAF der Einsatz des CB der zweiten Generation mit der Anwendung von Hochfrequenzstrom (RFC-WTL) unter Kontrolle der Anpresskraft zur PVI verglichen. In der RFC-WTL-Gruppe wurde eine CF > 10 g angestrebt und nach durchgeführter zirkumferentieller PVI wurde die Ablationslinie erneut stimuliert (10 mA, 2ms) und bis zum Erreichen der Nichterregbarkeit abladiert (WTL). Die Auswahl der Abationsstrategie für den jeweiligen Patienten erfolgte nach dem Zufallsprinzip. Postprozedural erhielten die Patienten im Rahmen des Follow Ups (FU) regelmäßige 24-Stunden Langzeit-EKG-Kontrollen zur Evaluation von Vorhofflimmer(VHF)-Rezidiven (Frührezidiv: mindestens 30 Sekunden anhaltendes VHF innerhalb von 90 Tagen nach Ablation (Blanking-Zeit); Spätrezidiv: ab 90 Tagen nach Ablation).

Ergebnisse: Insgesamt wurden 389 Patienten (n= 278 (71,5%) CB, n= 111 (28,5%) RFC-WTL) in die Studie eingeschlossen. Es fand sich ein höherer Anteil männlicher Patienten in der RFC-WTL-Gruppe (RFC-WTL: n=78, (70,3%) vs. CB: n=165, (59,4%); p = 0.049) mit höherem CHA2DS2-VASc Score in der CB-Gruppe (CB: Median 2 (Q1-3: 1-3) vs. RFC-WTL: 1 (1-2); p = 0,0184).
In der CB-Gruppe waren die Prozeduren signifikant kürzer (97,9 ± 29,7 vs. 118,3 ± 24,6 min, p<0,0001) bei längerer Durchleuchtungsdauer (15,3 ± 6,6 vs. 9,4 ± 4,5 min, p<0.0001). Im gesamten Kollektiv kam es zu zwei schwerwiegenden Komplikationen (n=2 (0,5%); CB: n =1 operationswürdige Leistenkomplikation, CB: n = 1 Schlaganfall; p = 0.6886 für alle Komplikationen in beiden Gruppen). Eine Perikardtamponade trat nicht auf.
Innerhalb der Blanking-Zeit kam es bei 20,3% der Patienten (n=79) zu einem VHF-Frührezidiv, mit vergleichbaren Raten in beiden Gruppen (CB: n= 58 (20,9%) vs. RFC-WTL: n= 21 (18,9%)).  Nach der Blanking-Zeit lag die VHF-Freiheit im Ein-Jahres-FU (Median 361 Tage (Q1-3: 183 – 365)) bei 79,1% in der CB-Gruppe und 82% in der RFC-WTL-Gruppe (p=0,2029), (siehe Abbildung).  Während des Langzeit-FU von im Median 428 Tagen (Q1-3: 246-614) zeigte sich eine VHF-Freiheit von 75,2% in der CB-Gruppe und 79,3% in der RFC-WTL-Gruppe (p= 0,3406).
Adjustiert nach dem Geschlecht der Patienten ergab sich kein Unterschied bezüglich VHF-Freiheit (p=0,257) im Ein-Jahres-FU. Im Langzeit-FU zeigte sich ein erhöhtes Risiko für ein VHF-Rezidiv beim weiblichen Geschlecht (Hazard Ratio 1,58 [1,050-2,389], p = 0,028), unabhängig von der Ablationsstrategie. Von allen Patienten mit einem VHF-Frührezidiv kam es bei 45,6% (n=36/79) im Verlauf auch zu einem VHF-Spätrezidiv nach der Blankingzeit (p =0,2477 im Gruppenvergleich).

Zusammenfassung: Die PVI mittels Cryoablation ist mit einer kürzeren Prozedurdauer, aber längeren Durchleuchtungszeiten verbunden. Beide Ablationsstrategien zeigen eine hohe Effektivität und Sicherheit im Ein-Jahres-Follow-Up bei Patienten mit hochsymptomatischem PAF.


 

Abbildung: Ein-Jahres-Vorhofflimmerfreiheit nach Erstprozedur


http://www.abstractserver.de/dgk2018/jt/abstracts//V1313.htm