Hintergrund
Die optimale Dauer der Kälteenergieabgabe zur anhaltenden Isolation der Pulmonalvenen
mittels Cryoballon ist bisher unbekannt. Mehrere Studien konnten zeigen, dass eine time-to-Isolation (TTI) basierte Reduktion der Kälteenergieabgabe zu einer Reduktion der Untersuchungsdauer sowie der Durchleuchtungszeit bei gleichzeitig unveränderten Rezidivraten von
Vorhofflimmern führt. Ob eine TTI-basierte Dosierung der Kälteenergieabgabe zu einer effektiven und dauerhaften PV-Isolation führt ist unbekannt.
Fragestellung
Um die Effektivität einer Kälteapplikationsdauer von 2 Minuten zur dauerhaften Pulmonalvenenisolation
zu ermitteln, untersuchten wir die PV-Rekonnektionsrate nach TTI-basierter
Titration der Kälteapplikation bei Patienten, die aufgrund eines
Vorhofflimmerrezidivs einer weiteren Pulmonalvenenisolation unterzogen wurden.
Methoden
Die Rekonnektionsrate der Pulmonalvenen in Patienten mit Vorhofflimmerrezidiv nach
TTI-basierter Ablationsstrategie (TTI group) wurde mit der Rekonnektionsrate
der Pulmonalvenen nach initialer Ablation mittels fixem Ablationsprotokoll (Fixed
group) verglichen. Im Rahmen der Indexprozedur für Patienten der TTI Group betrug die Kälteapplikationsdauer 2 Minuten bei
einer TTI < 30s und 3 Minuten bei einer TTI zwischen 30 und 60s, während eine
TTI > 60s eine Kälteapplikationsdauer von 3 Minuten sowie einen bonus freeze
von ebenfalls 3 Minuten nach sich zog. Das fixe Ablationsprotokoll sah eine
TTI-unabhängige Kälteapplikationsdauer von 4 Minuten gefolgt von einer weiteren
Kälteenergieabgabe von 4 Minuten nach erfolgreicher Pulmonalvenenisolation vor (Abb. 1).
Die Zweitprozedur zur Behandlung des Vorhofflimmerrezidivs erfolgte mittels
3D-Mapping und Radiofrequenzablation.

Abbildung 1: Darstellung der verschiedenen Ablationsstrategien
Ergebnisse
Von insgesamt 496 Patienten (TTI group: n=266, 53.3%) wurden 78 Patienten (TTI Group: n=40, 51.4%) aufgrund eines symptomatischen Vorhofflimmerrezidivs jenseits einer 3-monatigen Blanking-Phase erneut einer linksatrialen Ablation unterzogen und die Inzidenz der Pulmonalvenenrekonnektion ermittelt. In der TTI group waren 80 von 158 PV (50.6%) rekonnektiert,
während in der fixed group 73 von 151 PV rekonnektiert waren (p=0.7). Eine Untersuchung der Rekonnektionsraten bezogen auf die Einzelvenen zeigte ebenfalls keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Studiengruppen. Eine
erneute PV-Leitung zeigte sich in 21 von 41 PV (51.2%), die bei einer TTI < 30s. mit einer
Kälteapplikationsdauer von 2 Minuten isoliert worden waren. Pulmonalvenen, die
aufgrund einer TTI von 30-60sec. mit einem 3-minütigem Freeze therapiert wurden, zeigten eine vergleichbare
Rekonnektionsrate von 56.1%. Nach einer 2-maligen Kälteapplikation von 3 Minuten bei einer TTI > 60sec. konnte eine Rekonnektion in 46.1% der Pulmonalvenen festgestellt werden. Im Vergleich zur Kontrollgruppe ergaben sich somit für die verschiedenen TTI-basierten Ablationsstrategien keine erhöhten Rekonnektionsraten (Abb. 2; p=0.5-0.9).
Abbildung 2: Vergleich der Rekonnektionsraten insgesamt (rec. PV)
und pro Pulmonalvene
Schlussfolgerung
Die Rate an Pulmonalvenenrekonnektion nach TTI-basierter Reduktion der Kälteenergieabage bis auf 2 Minuten ist im Vergleich zur Rekonnektionsrate nach fixer Kälteenergieabgabe von 2x4minuten nicht erhöht. Die vorliegenden Daten weisen erstmals daraufhin, dass eine 2-minütige Freezedauer bei kurzer TTI zur effektiven Pulmonalvenenisolation ausreicht.